Albtraum
erkannte sie, dass es möglicherweise ein Fehler gewesen war, Richard zu drängen, er solle Julianna Starr einstellen.
36. KAPITEL
In den zwei Nächten seit ihrem Dinner mit Richard und Kate hatte Julianna nicht schlafen können. Sie hatte im Bett gesessen, die Knie angezogen, und mit starrem Blick darüber nachgedacht, was sie über Kate, Richard und ihre Beziehung zueinander erfahren hatte.
Und sie verstand jetzt, was Richard brauchte, wie sie ihn für sich gewinnen konnte. Nach dem Abend mit den beiden war alles ganz offensichtlich gewesen.
Julianna überlegte, dass ihre Mutter ganz Recht gehabt hatte. Jeder Mann hatte einen wunden Punkt. Sie hatte Richards gefunden. Kate liebte ihn nicht genug.
Jedenfalls nicht so, wie sie, Julianna, ihn liebte. Nicht genug, um ihre eigenen Bedürfnisse seinen unterzuordnen, nicht genug, um sich anbetend zu seinen Füßen zu legen. Richard brauchte eine Frau, die ihm das Gefühl gab, stark und sexuell potent zu sein. Eine Frau, die sich an ihn lehnte, die ihn nicht nur um seine Meinung bat, sondern sich auf ihn verließ.
Kate war dafür viel zu unabhängig und hatte einen zu starken eigenen Willen. Und sie war so sehr auf Emmas Bedürfnisse fixiert, dass sie sich nicht genügend ihrem Mann widmete. Julianna schnaubte verächtlich. Kate hatte das Kind den ganzen Abend über kaum vom Arm genommen. Sogar während des Dinners hatte sie die Kleine auf den Knien gewiegt. Sie hatte sie gestreichelt und geküsst und in jeder Weise umhegt. Im Gegensatz dazu hatte sie ihrem Mann nur flüchtig den Mund zum Kuss hingehalten.
Kate macht es mir leicht. Schicksal.
Julianna begann zu kichern und legte sich eine Hand auf den Mund, als müsse sie verhindern, gehört zu werden. KatesUnaufmerksamkeit gegenüber ihrem Mann war nur ein Ansatzpunkt im Kampf um Richard. Die zweite Waffe hieß Luke Dallas. Beim Dinner hatte sie das Gespräch auf den Autor und Kates signiertes Exemplar seines neuesten Buches gebracht.
Richard war bei der Erwähnung von Luke Dallas fast erstarrt, und zornige Röte hatte sein Gesicht überzogen. Kate war in die Defensive geraten und hatte ihn darüber belogen, wie sie an das Buch gelangt war. Eine Freundin sei bei der Signierstunde gewesen und habe ihr ein Exemplar mitgebracht. Er erinnere sich doch an Meg Martin, oder?
Julianna kannte die Wahrheit. Sie war an jenem Samstagmorgen im „Uncommon Bean“ gewesen und hatte gehört, wie Marilyn Blake erzählte, wo Kate war. Sie war nach New Orleans gefahren zu Luke Dallas. Dass sie ihrem Mann in diesem Punkt die Wahrheit verschwiegen hatte, ließ sich gut gegen Kate verwenden. Das und Richards Eifersucht würden einen Keil zwischen die beiden treiben.
War das erst mal geschafft, würde sie die nächste Phase der Eroberung einläuten.
Es war ganz leicht. Sie musste nur für ihn da sein, sich um ihn kümmern und zu ihm aufsehen. Sie musste ihm das Gefühl geben, ein Mann zu sein. Vor sich hin lächelnd kroch sie unter die Decke. Sei nur immer verständnisvoll und bewundere ihn, sagte sie sich.
Richard würde bald anfangen, sich ihr anzuvertrauen. Kleine Geständnisse führten zu größeren. Und mit jedem Mal würde ihre Beziehung enger werden und sich festigen.
Und wenn der Bruch zwischen den Eheleuten erst mal deutlich spürbar war, dann würde sie ihn mit offenen Armen empfangen.
37. KAPITEL
John stand auf dem Gehweg vor „Busters Big Po’boys“. Sein Puls schlug schnell. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Oberlippe und Schweiß rann ihm über den Rücken. Er atmete tief durch, um das leichte Zittern der Erregung zu beherrschen. Er hatte acht Monate gebraucht, doch endlich hatte er sie gefunden. Seine Julianna. Seinen Engel.
Er prüfte noch einmal die Adresse, die er über seinen Kontakt bei der Steuerbehörde bekommen hatte, sah, dass sie korrekt war, und ließ den Blick über die verfallene Fassade wandern. Er konnte nicht glauben, dass Julianna hier arbeitete, dass sie so tief gesunken war. Doch ein Irrtum war ausgeschlossen. Ihr Arbeitgeber hatte sie unter ihrer Sozialversicherungsnummer angemeldet.
Glück für mich.
Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. Acht Monate Jagd nach Julianna waren nun endlich vorüber. Monate, in denen er jeder erdenklichen Spur gefolgt war, jedes Mal frustriert, wenn sie doch wieder ins Leere führte. Monate der Sorge und der Sehnsucht.
John betrat den Imbiss. Eine blonde Bedienung mit aufgetürmten Haaren rauschte an ihm vorbei und schmatzte dabei laut mit
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