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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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sich auf sie verlassen, sich freuen, sie zu sehen, sie begehren. Er sollte schließlich erkennen, dass er nicht ohne sie leben konnte.
    An manchen Tagen, wenn er sie auf diese besondere Art anlächelte oder ihr eine Hand auf die Schulter legte, oder einen verstohlenen Blick auf ihre Beine oder ihre Brüste warf, war sie überzeugt zu gewinnen. An anderen, wenn sie ihn kaum sah oder er sie kaum beachtete, sank ihre Siegesgewissheit und da mit ihr Mut. Dann musste sie sich erinnern, dass sie füreinander bestimmt waren, dass Richard ihr Schicksal war. Und sie verdoppelte ihre Anstrengungen.
    „Julianna?“
    Den Telefonhörer zwischen Schulter und Ohr geklemmt,hob sie den Blick. Sandy stand mit hoffnungsvoller Miene an der Tür zu ihrem winzigen Büro. „Ja?“ fragte Julianna stirnrunzelnd.
    „Ich dachte … wir könnten heute vielleicht zusammen zum Lunch gehen.“
    „Tut mir Leid. Ich gehe heute mit Mr. Ryan zum Lunch.“
    „Du und Mr. Ryan? Dein Boss, Mr. Ryan?“
    „Ja, Sandy.“ Julianna seufzte. „Wir haben Geschäftliches zu besprechen.“
    „Oh.“ Sie räusperte sich. „Wann können wir denn mal zusammen zum Lunch gehen? Morgen vielleicht?“
    „Ich weiß nicht. Vielleicht.“
    „Das hast du gestern auch gesagt“, wandte Sandy wie ein bockiges Kind ein. „Und den Tag davor auch.“
    Julianna sah sie mit leicht zusammengekniffenen Augen an. „Und das soll heißen?“
    „Seit du hier arbeitest, sind wir noch nicht ein einziges Mal zusammen zum Lunch gegangen. Und das sind jetzt schon zwei Wochen.“
    „Ich hatte sehr viel zu tun. Die Arbeit geht vor.“
    „Verstehe … wie wäre es mit Dinner? Oder Kaffee im ‚Bottom of the Cup‘? Wir sehen uns überhaupt nicht mehr.“
    „Tut mir Leid. Ich kann nicht.“
    Julianna widmete sich wieder dem Anruf, den sie dringend machen musste, und ignorierte Sandy wortlos.
    Sandy wich nicht vom Fleck. „Ich habe dich gestern mit Laura und Bruce gesehen. Um mit ihnen essen zu gehen, hattest du nicht zu viel Arbeit.“
    Julianna schnaubte ungeduldig. Sandy war wie ein lästiges Insekt. Die kleine graue Maus war so ungefähr die Letzte, mit der sie sich in der Firma abgeben wollte. Auch Richard sollte nichtden Eindruck bekommen, dass sie dicke Freundinnen waren. Andererseits war es unklug, sich Sandy zum Feind zu machen.
    „Meine Güte, Sandy, das klingt ja, als wärst du eifersüchtig. Als würde ich dich hintergehen oder so etwas.“
    Sandy bekam rote Flecken auf die Wangen. „Das war nicht meine Absicht … aber als ich dir diesen Job besorgt habe, hast du versprochen …“
    „Warte eine Minute. Du hast mir diesen Job nicht besorgt. Ich habe ihn auf Grund meiner Kenntnisse und Fähigkeiten bekommen. Was sollen denn die Leute denken, wenn sie dich so reden hören?“
    Sandy wich zurück. „Tut mir Leid. Es ist nur …“ Sie rang die Hände, Tränen glitzerten ihr in den Augen. „Es ist so, als würdest du mich fallen lassen.“
    Julianna schloss den Terminkalender, beugte sich hinunter und holte ihre Handtasche unter dem Schreibtisch hervor. Sie schlang sich den Riemen über die Schulter und sah Sandy wieder an. „Das bildest du dir ein. Ich bin einfach zu beschäftigt.“ Sie sah auf ihre Uhr. „Ich muss mich sputen. Richard wartet.“
    Sandy starrte sie einen Moment nur an, dann huschte der Ausdruck plötzlichen Verstehens über ihr Gesicht. „Du hast mich benutzt“, flüsterte sie mit zittriger Stimme, „um diesen Job zu bekommen, damit du bei Mr. Ryan sein kannst.“
    „Sei nicht albern.“ Julianna bemühte sich, ihre Nervosität zu verbergen. „Als wir uns kennen lernten, wusste ich nichts von dir. Auch nicht, wo du arbeitest.“
    „Woher soll ich das wissen? Du hättest mir seit Wochen folgen können, um alles Notwendige auszukundschaften.“
    Julianna war wie vom Donner gerührt und verbarg es so gut sie konnte. „Und warum hätte ich das tun sollen?“
    „Weil du in ihn verliebt bist. Ich merke, wie du ihn ansiehst, alle merken das.“
    „Du brauchst professionelle Hilfe, Sandy. Entweder das oder ein eigenes, interessantes Privatleben.“ Julianna blieb vor ihr stehen. „Du bist wirklich bemitleidenswert, weißt du das? Du tust mir Leid.“ Sie drängte sich an ihr vorbei.
    Sandy blieb in der Tür stehen, und ihre Schultern bebten, als sie weinte.

34. KAPITEL
    Julianna und Richard gingen in das Café gegenüber der Anwaltskanzlei. Die Hostess führte sie an einen Fenstertisch und Julianna blickte in den Patio hinaus. „Ich liebe

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