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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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normaler amerikanischer Junge. Man hatte mir gesagt, ich sei ein hübscher Junge – einige meinten sogar, mein Gesicht sei »voller Unschuld«. Ich war nicht besonders groß, hatte dunkelbraunes Haar und ein Talent dafür, Sachen kaputt zu machen.
    Ein besonderes Talent.
    Als ich noch klein war, nannten mich die anderen Kinder einen Tollpatsch. Ich machte immer irgendetwas kaputt – Teller, Kameras, Hühner. Was auch immer ich in die Hand nahm, es war unausweichlich, dass ich es am Ende fallen ließ, zerbrach oder sonst irgendwie beschädigte. Ja, ich weiß, das ist nicht gerade das aufregendste Talent, das ein Junge haben kann. Ich versuchte trotzdem immer, mein Bestes zu geben.
    So auch an diesem Tag. In Gedanken nach wie vor bei dem seltsamen Päckchen, füllte ich Wasser in einen Topf und holte ein paar Tüten mit Instant-Asianudeln aus dem Schrank. Dann legte ich sie in Reichweite ab und wandte mich dem Herd zu. Es war ein Gasherd mit offener Flamme; meine Pflegemutter Joan hätte sich nie mit einem Elektroherd zufriedengegeben.
    Manchmal war das Bewusstsein, wie leicht es für mich war, Sachen zu demolieren, regelrecht beängstigend. Dieser Fluch schien mein gesamtes Leben zu kontrollieren. Vielleicht hätte ich nicht versuchen sollen, das Abendessen vorzubereiten. Vielleicht hätte ich einfach auf mein Zimmer gehen sollen. Aber was dann? Für immer dortbleiben? Niemals das Haus verlassen, aus Angst, dass ich etwas kaputt machen könnte? Natürlich nicht.
    Ich drehte also das Gas auf.
    Und selbstverständlich loderten die Flammen sofort nicht nur unter dem Topf auf, sondern auch an den Seiten, wesentlich höher, als es eigentlich hätte möglich sein sollen. Schnell versuchte ich, die Flamme herunterzudrehen, aber der Schalter fiel ab. Ich wollte den Topf vom Herd nehmen. Natürlich brach der Griff ab. Einen Augenblick lang starrte ich auf den Griff in meiner Hand, dann wieder auf die Flammen, die nun auf die Vorhänge übergriffen, um lustig flackernd den Stoff zu verzehren.
    So viel dazu, dachte ich seufzend und warf den nutzlosen Griff achtlos über die Schulter. Ich ließ das Feuer brennen – noch einmal muss ich euch daran erinnern, dass ich kein besonders guter Mensch bin –, nahm mein seltsames Päckchen und ging hinüber in den Hobbyraum.
    Dort breitete ich das Packpapier auf dem Tisch aus, glättete es und betrachtete die Briefmarken. Eine trug das Bild einer Frau mit einer Fliegerbrille; im Hintergrund war ein altmodisches Flugzeug zu sehen. Die Marken sahen alle alt aus, ungefähr so alt, wie ich gerade war. Ich fuhr den Computer hoch, überprüfte auf einer Internetseite für Briefmarken die Erscheinungsdaten und stellte fest, dass ich recht hatte. Sie waren vor dreizehn Jahren gedruckt worden.
    Jemand hatte sich also große Mühe gegeben, damit es so aussah, als sei mein Geschenk mehr als zehn Jahre zuvor verpackt, adressiert und frankiert worden. Aber das war unsinnig. Wie hätte der Absender wissen sollen, wo ich jetzt wohnte? Während der vergangenen dreizehn Jahre hatte ich Dutzende von Pflegeeltern gehabt. Außerdem wurden die Gebühren für Päckchen meiner Erfahrung nach vollkommen grundlos und ohne Vorwarnung immer wieder erhöht. (Wenn ihr mich fragt, ist die Post in dieser Beziehung geradezu sadistisch.) Es war also unmöglich, dass jemand vor dreizehn Jahren hätte wissen können, wie viele Briefmarken er brauchen würde, um heute ein Päckchen zu verschicken.
    Kopfschüttelnd stand ich auf und warf die M-Taste des Computerkeyboards in den Abfalleimer. Ich hatte es aufgegeben, die Tasten wieder anzukleben – sie fielen ja doch immer wieder ab. Dann holte ich den Feuerlöscher aus dem Flurschrank und ging zurück in die Küche, die inzwischen von dicken Rauchschwaden erfüllt war. Ich legte die Schachtel und den Feuerlöscher auf den Tisch, nahm mir einen Besen, hielt den Atem an und schob gelassen die verschmorten Überreste der Vorhänge in das Spülbecken. Anschließend drehte ich den Wasserhahn auf und schwang den Feuerlöscher, um die brennende Tapete, die Schränke und natürlich die Herdflammen zu löschen.
    Der Feuermelder ging selbstverständlich nicht los. Den hatte ich bei einer früheren Gelegenheit kaputt gemacht. Ich hatte mich nur kurz mit der Hand daran abgestützt, und schon war er in seine Einzelteile zerfallen.
    Das Fenster öffnete ich nicht, dachte aber immerhin daran, mit einer Zange das Gasventil vom Herd abzudrehen. Dann schaute ich mir die Vorhänge an, oder

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