Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
aufgemacht. Es war besser, die Sache ohne diese ganze Gefühlsduselei hinter sich zu bringen.
    Nein, ich war nicht gerade erfreut, um zehn Uhr morgens schon wieder geweckt zu werden – oder, um genau zu sein, irgendwann morgens. Herzhaft gähnend ging ich nach unten und öffnete die Tür, gefasst darauf, irgendeinen Assistenten zu sehen, den Ms. Fletcher geschickt hatte, um mich abzuholen. »Sch …«, begann ich. (Ich hatte nicht vor zu fluchen, aber eine ausgelassene Stimme unterbrach mich, bevor ich es bis zum »ön« schaffen konnte.)
    »Alcatraz, mein Junge!«, rief der Mann, der in der Tür stand. »Alles Gute zum Geburtstag!«
    »ön …«, schloss ich verwirrt.
    »Du sollst nicht fluchen, mein Junge«, erwiderte der Mann und drängte sich an mir vorbei ins Haus. Er war schon ziemlich alt und trug einen Smoking und eine eigenartige Brille mit rötlich gefärbten Gläsern. Bis auf einen schmalen Kranz weißer Haare am Hinterkopf war er kahl, und dieser kümmerliche Rest stand in alle Richtungen ab. Sein weißer Schnurrbart war ähnlich zerzaust, und sein Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln, als der Mann sich zu mir umdrehte. Die Augen in dem faltigen Gesicht strahlten vor Aufregung.
    »Also, mein Junge, wie fühlt man sich so mit dreizehn?«
    »Genauso wie gestern«, erwiderte ich gähnend, »als ich wirklich Geburtstag hatte. Ms. Fletcher muss Ihnen das falsche Datum gegeben haben. Ich habe meine Sachen noch nicht gepackt, Sie werden also warten müssen.«
    Lustlos wollte ich wieder nach oben verschwinden.
    »Warte mal«, hielt mich der Mann auf. »Dein Geburtstag war … gestern?«
    Ich nickte. Ich hatte diesen Mann noch nie gesehen, aber Ms. Fletcher hatte jede Menge Assistenten, und ich kannte nicht jeden einzelnen von ihnen.
    »Rollende Rawn!«, rief er. »Ich komme zu spät!«
    »Nein«, erwiderte ich und wandte mich ab, »eigentlich kommen Sie zu früh. Wie gesagt, Sie werden warten müssen.«
    Der alte Mann kam hinter mir die Treppe hinaufgelaufen. Ich drehte mich um und runzelte die Stirn. »Sie können unten warten.«
    »Schnell, Junge«, rief der Alte. »Ich kann es mir nicht leisten zu warten. Bald kommt die Post und bringt das Päckchen, und …«
    »Augenblick mal. Sie wissen von dem Päckchen?«
    »Aber natürlich, natürlich. Jetzt sag bloß nicht, es ist schon angekommen?«
    Ich nickte.
    »Beißender Brooks!«, rief er. »Wo ist es, Junge? Wo?«
    Wieder runzelte ich die Stirn. »Hat Ms. Fletcher es mir zukommen lassen?«
    »Ms. Fletcher? Nie gehört. Mein Junge, diese Schachtel haben dir deine Eltern geschickt!«
    Er hat noch nie von ihr gehört?, überlegte ich, wobei mir einfiel, dass ich mir nicht einmal einen Ausweis oder etwas in der Art von ihm hatte zeigen lassen. Großartig. Ich habe einen Irren ins Haus gelassen.
    »Oh, verdammt«, fuhr der alte Mann fort, griff in seine Jacketttasche und zog eine Brille mit gelb getönten Gläsern hervor. Er vertauschte sie mit der roten und sah sich um. »Da!« Mit einem Aufschrei rannte er die Treppe hinauf und an mir vorbei.
    »He!«, rief ich, aber er reagierte nicht. Ich grummelte vor mich hin und folgte ihm. Er war erstaunlich rüstig für sein Alter und erreichte in kürzester Zeit meine Zimmertür.
    »Ist das dein Zimmer?«, fragte er hastig. »Eine Menge Fußspuren führen hierher. Was ist mit dem Türknauf passiert?«
    »Abgefallen. An meinem ersten Abend hier.«
    »Das ist merkwürdig«, stellte er fest und öffnete die Tür. »Also, wo ist die Schachtel …?«
    »Hören Sie«, setzte ich an und blieb im Türrahmen stehen. »Sie sollten jetzt gehen. Wenn Sie sich weigern, werde ich die Polizei rufen.«
    »Die Polizei? Warum das denn?«
    »Weil Sie in mein Haus eingedrungen sind… na ja, zumindest in mein ehemaliges Haus.«
    »Aber du hast mich doch selbst reingelassen«, gab der alte Mann zu bedenken.
    Das ließ mich zögern. »Na gut, aber jetzt will ich, dass Sie gehen.«
    »Aber warum denn? Erkennst du mich denn nicht?«
    Ich hob skeptisch eine Augenbraue.
    »Ich bin dein Großvater, Junge! Dein Grandpa Smedry! Leavenworth Smedry, Okulator Dramatus. Sag nicht, du erinnerst dich nicht an mich – ich war dabei, als du geboren wurdest!«
    Das ließ mich irritiert blinzeln. Dann die Stirn runzeln. Und dann fragend den Kopf schief legen. »Sie waren dabei …?«
    »Ja, sicher«, erwiderte der Alte ungeduldig. »Vor dreizehn Jahren! Natürlich hast du mich seitdem nicht mehr gesehen.«
    »Aber ich soll mich an Sie erinnern

Weitere Kostenlose Bücher