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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Eltern: Sie hatten einen schrägen Sinn für Humor.
    Wie ich darauf kam? Nun ja, ihr müsst wissen, meine Eltern nannten mich Al. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um eine Abkürzung für Albert, was ein schöner Vorname ist. Wahrscheinlich habt ihr bereits den ein oder anderen Albert kennengelernt, und die meisten von ihnen waren wohl recht nett. Wenn sie das nicht waren, lag das bestimmt nicht an dem Namen.
    Ich heiße nicht Albert.
    Al könnte auch eine Abkürzung für Alexander sein. Ich hätte nichts dagegen gehabt, so zu heißen, denn Alexander ist ein wahrlich großer Name. Irgendwie königlich.
    Ich heiße nicht Alexander.
    Sicherlich fallen euch noch andere Namen ein, die man zu Al verkürzen kann. Alfonso klingt nicht schlecht. Alan wäre auch in Ordnung, genauso wie Alfred – auch wenn ich nie die Absicht hatte, Butler zu werden.
    Ich heiße nicht Alfonso, Alan oder Alfred. Auch nicht Alejandro, Alton, Aldris oder Alonzo.
    Ich heiße Alcatraz. Alcatraz Smedry. Nun mögen einige der Freien Untertanen unter euch beeindruckt sein, wenn sie meinen Namen hören. Das ist schön für sie, aber ich bin in den Ländern des Schweigens aufgewachsen – genauer gesagt in den Vereinigten Staaten. Und ich hatte noch nie von Okulatoren oder dergleichen gehört; was ich allerdings sehr wohl kannte, waren Gefängnisse.
    Und deshalb ging ich davon aus, dass meine Eltern einen schrägen Sinn für Humor haben mussten. Warum sonst sollten sie ihr Kind nach dem berüchtigtsten Gefängnis benennen, das es in den Vereinigten Staaten je gegeben hat?
    An meinem dreizehnten Geburtstag bestätigte sich mein Verdacht, dass meine Eltern gar zur Grausamkeit neigten. Denn an diesem Tag fand ich in der Post vollkommen unvermutet das Einzige, was sie mir hinterlassen hatten.
    Es war ein Beutel voll Sand.
    Ich starrte das Päckchen an und runzelte irritiert die Stirn, während der Paketbote von dannen fuhr. Es sah alt aus – die Schnur, die darum gewickelt war, war ausgefranst, und das Packpapier war ausgebleicht und brüchig. In dem Päckchen fand ich eine Schachtel, in der eine kurze Nachricht lag:
     
    Alcatraz,
    herzlichen Glückwunsch zu deinem dreizehnten Geburtstag! Wie versprochen erhältst du hiermit dein Erbe.
    Alles Liebe, Mom und Dad
     
    Unter dem Zettel fand ich den Beutel. Er war klein, vielleicht so groß wie meine Faust, und enthielt ganz gewöhnlichen braunen Sand, wie man ihn an jedem Strand findet.
    Zuerst dachte ich, das Päckchen solle ein Scherz sein. Ihr hättet wahrscheinlich genauso reagiert. Da gab es allerdings eine Kleinigkeit, die mich stutzig machte. Ich stellte die Schachtel auf den Boden, breitete das zerknitterte Packpapier aus und strich es glatt.
    In einer Ecke des Bogens entdeckte ich wildes Gekritzel – es sah aus wie die Krakel, mit denen man die Tinte in einem neuen Kugelschreiber zum Laufen bringt. Vorne stand etwas geschrieben. Die Beschriftung sah alt aus, die Buchstaben waren verblichen, stellenweise fast nicht mehr lesbar, doch es war eindeutig meine Anschrift. Eine Adresse, unter der ich erst seit acht Monaten zu erreichen war, denn länger lebte ich noch nicht hier.
    Unmöglich, dachte ich.
    Dann ging ich zurück ins Haus und setzte die Küche in Brand.
    Ich habe euch ja gesagt, dass ich kein guter Mensch bin. Die Leute, die mich als Kind gekannt haben, hätten nie geglaubt, dass ich eines Tages für Heldentum berühmt sein würde. Das Wort heroisch wurde im Zusammenhang mit mir gewiss nicht gebraucht. Nett oder auch nur freundlich waren ebenfalls keine Eigenschaften, mit denen man mich beschrieben hätte. Clever wäre ihnen vielleicht zu mir eingefallen, obwohl ich befürchte, dass verschlagen es eher getroffen hätte. Zerstörungswütig hörte ich auch oft, was mich jedoch nicht wirklich treffen konnte. (Außerdem war es nicht ganz korrekt.)
    Nein, die Leute sagten eigentlich nie etwas Gutes über mich. Gute Menschen fackeln keine Küchen ab.
    Ohne das seltsame Päckchen aus der Hand zu legen, ging ich gedankenversunken in die Küche meiner Pflegeeltern. Es war eine wirklich schöne Küche, modern eingerichtet, mit hellen Wänden und vielen Geräten aus glänzendem Edelstahl. Sobald man den Raum betrat, erkannte man, dass es sich hier um die Küche eines Menschen handelte, der sehr stolz auf seine Kochkünste war.
    Ich legte das Päckchen auf den Tisch und ging zum Herd. Auf einen Mundtoten wirkte ich in meinen schlabberigen Jeans und dem T-Shirt wahrscheinlich wie ein ganz

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