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Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)

Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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eine verborgene Bedeutung verliehen haben.
    Schriftsteller sind die einzigen Leute, die zwar Schwierigkeiten bekommen, wenn sie etwas von anderen stehlen und es zu vertuschen versuchen, aber fürs Stehlen gerühmt werden, wenn sie es ganz offen tun. Merkt euch das. Das wird euch an der Uni sehr helfen.
    Also, um den Kapitelanfang ohne die literarische Anspielung zu wiederholen: Ich saß auf einem Felsen, wartete darauf, dass es dunkel wurde, und dachte über meinen blöden Vater nach, der meinen Erwartungen so gar nicht entsprach. Eigentlich war es nicht wirklich kalt– Mokia liegt, im Gegensatz zu Dänemark, in den Tropen. Mein Magen knurrte. Die anderen aßen etwas Brot und Käse aus dem Proviant, den Kaz mitgenommen hatte, aber mir war nicht nach Essen zumute.
    Es raschelte hinter mir. Bastille kam zu meinem Felsen herauf. Ihre Kriegerlinsen hatte sie in ihre Jackentasche gesteckt. Unten im Lager der Bibliothekarsarmee zogen die Soldaten sich allmählich in ihre Zelte zurück, um sich schlafen zu legen. Ich trug meine Okulatorenlinsen, die, wie ich inzwischen gelernt hatte, auch »Primärlinsen« genannt wurden. Sie waren rötlich getönt und verliehen einem Okulator ein paar grundlegende Fähigkeiten: Mit dieser Brille konnte man Auren um die verschiedenen Glassorten sehen und andere Okulatoren bekämpfen. Manchmal erkannte man damit auch noch andere Auren, kleine Lichtzeichen, die einem halfen, die Welt besser zu verstehen. Doch ich war noch nicht sehr gut darin, die Linsen dafür zu benutzen.
    Im Moment zeigten sie mir, dass die Kuppel über Tuki Tuki aus einem sehr potenten Glas hergestellt war. Aber sie war noch stärker beschädigt als sie aussah. Mit meinen Okulatorenlinsen erkannte ich, dass ihre Aura flackerte wie eine Flamme, die zu erlöschen drohte.
    »Hi«, sagte Bastille und setzte sich. »Was reflektierst du?«
    »Hä?«
    »Das ist eine Redewendung aus den Freien Königreichen«, erklärte sie. »Sie bedeutet schlicht: Worüber denkst du nach?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Über deine Eltern, stimmt’s?«, fragte sie. »Deine Augen nehmen immer diesen Ausdruck an, wenn du über sie nachdenkst.«
    Ich zuckte wieder mit den Schultern.
    »Du fragst dich, was es eigentlich gebracht hat, deinen Vater zu retten, weil er nie Zeit mit dir verbringt.«
    Ich zuckte erneut mit den Schultern und mein Magen knurrte wieder.
    Bastille zögerte. »Ich verstehe nicht ganz, was du mit dieser letzten Variante des Schulterzuckens sagen wolltest. Meine Körpersprachenkenntnisse sind etwas eingerostet.«
    »Ich weiß nicht, Bastille«, sagte ich, den Blick auf die Stadt gerichtet. »Es ist nur … na ja, als hätte ich meine Eltern noch einmal verloren. Eine kurze Zeit waren wir alle da, in derselben Stadt. Und jetzt bin ich wieder allein.«
    »Du bist nicht allein«, widersprach sie und setzte sich neben mich auf den Felsen.
    »Selbst als ich bei meinem Vater war, waren wir eigentlich nie zusammen«, sagte ich. »Er hat mich praktisch ignoriert. Jedes Mal, wenn ich versucht habe, mit ihm zu reden, hat er sich verhalten, als wäre ich ihm nur lästig. Er hat mich immer wieder weggeschickt. Er hat gesagt, ich sollte mich amüsieren gehen, und mir Geld angeboten, als hätte er als Vater nichts anderes zu tun, als mich mit allem Nötigen zu versorgen.
    Jetzt sind sie beide weg. Und ich weiß nicht, worum es bei dem Ganzen eigentlich ging. Sie waren einmal ineinander verliebt. Als wir vor ein paar Monaten gefangen genommen wurden, habe ich mitbekommen, wie meine Mutter mit den anderen Bibliothekaren über mich geredet hat. Sie sagte, ich wäre ihr egal, aber die Wahrheitsfinderlinse hat mir verraten, dass sie log.«
    »Hm«, sagte Bastille. »Das ist doch gut, oder? Es bedeutet, dass ihr etwas an dir liegt.«
    »Das ist nicht gut«, erwiderte ich. »Das ist verwirrend. Es wäre viel einfacher, wenn ich glauben könnte, dass sie mich hasst. Warum haben meine Eltern sich damals getrennt? Warum haben sie überhaupt geheiratet? Eine Bibliothekarin und ein Smedry passen doch gar nicht zusammen. Und was hat ihre Gefühle verändert? Wer war schuld daran? Sie waren zusammen, bis ich geboren wurde…«
    »Es war nicht deine Schuld, Alcatraz«, sagte Bastille.
    Ich reagierte nicht.
    »Alcatraz…«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich, vor allem damit sie Ruhe gab. Sie sagte tatsächlich nichts mehr, obwohl ich ihr ansah, dass sie mir nicht glaubte. Natürlich nicht.
    Ich starrte weiter in die Dunkelheit hinaus. Worauf bist du

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