Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)
wie unpassend ich angezogen war mit meinem T-Shirt, meiner Jeans und der grünen Jacke. Die Leute um mich herum waren sehr unterschiedlich gekleidet. Einige trugen mittelalterliche Gewänder, andere altmodisch wirkende Anzüge und Westen. Aber alle waren besser angezogen als ich.
Plötzlich drängte jemand durch die Menge auf mich zu. Es war ein Mann in den Dreißigern, der eine prunkvolle Robe in Blau und Silber trug. Er hatte einen kurzen roten Bart und eine knallrote Baseballkappe auf dem Kopf. Das war zweifellos Rikers Dartmoor, Romanautor, Prinz und Modesünder.
»Du bist hier!«, rief der Prinz, griff nach meiner Hand und schüttelte sie. »Ich kann es kaum fassen! Alcatraz Smedry, leibhaftig! Ich habe gehört, dass euer Fluggerät beim Landeanflug auf die Stadt explodiert ist!«
»Na ja«, sagte ich. »Alles in allem war es keine besonders schlimme Explosion.«
»Dein Leben ist so aufregend!«, sagte Rikers. »Genau wie ich es mir vorgestellt habe. Und jetzt bist du auf meiner Party! Wen hast du denn dabei?« Ihm fiel die Kinnlade herunter, als er Folsom erkannte, der nun jede Menge Watte in den Ohren hatte. »Ah, der Kritiker«, sagte der Prinz und dann, etwas leiser: »Tja, man kann sich seine Verwandtschaft nicht aussuchen, was?« Er zwinkerte mir zu. »Bitte kommt doch herein! Ich möchte euch allen vorstellen!«
Und mit »allen« meinte er wirklich alle.
Als ich diese Szene zum ersten Mal schrieb, habe ich versucht, alles sehr genau und detailliert zu schildern. Dann habe ich gemerkt, wie stinklangweilig das war. Dies ist schließlich kein Buch über blöde Partys, sondern eine Geschichte über fiese Bibliothekare, Transporterglas und Schwertkämpfe. Deshalb werde ich nur kurz zusammenfassen, was als Nächstes passierte:
Erste Person: »Alcatraz, du bist so toll!«
Ich: »Ja, ich weiß.«
Der Prinz: »Das wusste ich schon immer. Hast du mein neuestes Buch gelesen?«
Zweite Person: »Alcatraz, du bist sogar noch toller als du selbst.«
Ich: »Danke, das hoffe ich.«
Der Prinz: »Er ist ein alter Freund von mir, wisst ihr. Ich schreibe Bücher über ihn.«
So ging das fast eine Stunde lang weiter. Doch damals fand ich es nicht langweilig, sondern genoss es in vollen Zügen. Die Leute schenkten mir Aufmerksamkeit und erzählten mir, wie großartig ich war. Allmählich hielt ich mich schon selbst für den Alcatraz aus Rikers’ Geschichten und vergaß fast völlig, warum ich eigentlich auf diese Party gekommen war. Aber Mokia konnte warten, oder? Es war wichtig, dass ich Leute kennenlernte, nicht wahr?
Schließlich führte Prinz Rikers mich zum Salon und erzählte mir unterwegs, wie er es geschafft hatte, dass seine Bücher Musik abspielten. Im Salon saßen Leute in gemütlichen Sesseln, machten Small Talk und nippten an exotischen Drinks. Vor uns stand eine große Gruppe lachender Partygäste, deren Aufmerksamkeit jemandem zu gelten schien, den ich nicht sehen konnte.
Noch eine Berühmtheit, dachte ich. Ich sollte nett zu anderen Promis sein. Ich will nicht, dass sie neidisch auf mich werden, weil ich viel bekannter und beliebter bin als sie.
Wir gingen auf die Gruppe zu. Prinz Rikers sagte: »Den nächsten Ehrengast kennst du natürlich schon.«
»Ach ja?«, fragte ich überrascht. Die Gestalt inmitten der Menschenschar drehte sich zu mir um.
Es war mein Vater.
Ich blieb abrupt stehen. Wir zwei blickten einander an. Mein Vater war von zahlreichen Fans umringt, und mir fiel auf, dass die meisten attraktive junge Frauen waren– solche, die Kleider trugen, bei denen hinten oder seitlich große Stücke Stoff fehlten.
»Attica!«, sagte der Prinz. »Ich muss sagen, dein beliebter Sohn ist eine echte Bereicherung meiner Party!«
»Natürlich, er ist schließlich mein Sohn«, erwiderte mein Vater und nahm einen Schluck von seinem Drink.
Mir missfiel die Art, wie er das sagte– als wäre ich nur wegen ihm so berühmt und beliebt. Er lächelte mich an– es war so ein falsches Lächeln, wie man es oft im Fernsehen sieht–, dann wandte er sich ab und sagte etwas, was ich nicht verstand. Es war wohl etwas Witziges, denn seine Verehrerinnen kicherten.
Das ruinierte mir den ganzen Vormittag. Als der Prinz mich wegziehen wollte, um mich weiteren Freunden vorzustellen, klagte ich über Kopfschmerzen und fragte ihn, ob ich mich hinsetzen dürfte. Bald hockte ich in einem protzigen Sessel in einem düsteren Winkel des Salons. Die sanften Laute der Kristallmusik, die wie ein melodisches Flüstern
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