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Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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sie im Grunde ganz einfach. Ich habe sie euch gerade in einem Absatz erzählt.
    Warum belasse ich es nicht dabei?
    Kurz gesagt: Weil Zusammenfassungen scheiße sind.
    Wenn man eine komplizierte und interessante Geschichte zusammenfasst, ist das so, als würde man sie in eine Mikrowelle stecken, bis sie zu einem kleinen schwarzen teerartigen Klümpchen zusammenschrumpft. Ein weiser Mann hat einmal gesagt: »Jede Geschichte, so gut sie auch sein mag, klingt völlig idiotisch, wenn man sie auf wenige Sätze verkürzt.«
    Nehmt zum Beispiel diese Geschichte: »Es war einmal ein kleiner Brite mit behaarten Füßen, der losziehen musste, um den Ring seines Onkels in ein Loch in der Erde zu werfen.« Klingt idiotisch, oder?
    Das will ich nicht. Ich will euch jeden einzelnen schmerzlichen Augenblick meines Lebens miterleben lassen. Ich will beweisen, wie schrecklich ich bin, indem ich darüber rede, wie toll ich bin. Ich will euch dazu bringen, mehrere Bände zu lesen, bevor ich euch die Szene erkläre, mit der der erste Band begonnen hat.
    Ihr erinnert euch doch noch an diese Szene, oder? Darin war ich an einen Altar aus Enzyklopädien gefesselt und kurz davor, von den Bibliothekaren geopfert zu werden. Da beging ich meinen Verrat. Ihr fragt euch vielleicht, wann ich endlich an diesen wichtigsten Punkt in meinem Leben gelangen werde.
    In Band fünf. Und damit basta.
    »Also wer ist diese Frau, der wir folgen?«, fragte Folsom, als wir die Burg des Prinzen verließen, und zog sich die Watte aus den Ohren.
    »Meine Mutter«, erwiderte ich grimmig und sah mich um. Eine Droschke fuhr gerade los und darin erblickte ich kurz das Gesicht meiner Mutter.
    »Da. Los, ihr nach!«
    »Moment mal«, sagte Folsom. »Das ist Shasta Smedry?«
    Ich nickte.
    Er pfiff durch die Zähne. »Das könnte gefährlich werden.«
    »Da ist noch etwas«, sagte Himalaya, als sie uns einholte. »Wenn das, was ich da drinnen gehört habe, wirklich stimmt, dann wird bald die Unaussprechliche in der Stadt eintreffen.«
    »Was? Wer?«, fragte ich.
    »Das sagte ich doch gerade. Die Unaussprechliche. Die Bibliothekare sind unzufrieden mit dem Verlauf der Vertragsverhandlungen, deshalb haben sie beschlossen, eine sehr einflussreiche Persönlichkeit herzuschicken.«
    »Das verheißt nichts Gutes«, sagte Folsom.
    »Die Unaussprechliche?«, fragte ich. »Warum können wir diese Person nicht beim Namen nennen? Weil wir damit die Aufmerksamkeit böser Mächte erregen könnten? Weil wir Angst vor ihr haben? Weil ihr Name zu einem Fluch wurde, der auf der Welt lastet?«
    »Sei nicht albern«, sagte Himalaya. »Wir nennen sie nicht bei ihrem Namen, weil den niemand aussprechen kann.«
    Folsom versuchte es: »Kangech…Kangenchenug… Kagenchachsa…«
    »Die Unaussprechliche. Das ist einfacher«, beendete Himalaya sein Gestammel.
    »Wie auch immer«, sagte Folsom. »Wir sollten Lord Smedry verständigen– diese Situation kann sehr schnell sehr gefährlich werden.«
    Ich schnaubte. »Nicht gefährlicher als meine Zeugenaussage gegen die akrophobischen Englischlehrer von Poughkeepsie!«
    »Ach, die hast du in Wirklichkeit doch nie gemacht, Alcatraz. Das steht nur in einem der Bücher von Rikers«, entgegnete Folsom.
    Ich erstarrte. Er hatte recht. Ich hatte mit dem Prinzen über diese Geschichte gesprochen, aber das änderte nichts daran, dass sie in Wirklichkeit nie stattgefunden hatte.
    Es änderte auch nichts daran, dass Shastas Droschke sich schnell entfernte. »Schau, da!«, sagte ich und deutete hin. »Mein Großvater hat dich beauftragt, die Bibliothekare in der Stadt im Auge zu behalten. Willst du jetzt tatenlos zusehen, wie eine von den Schlimmsten verschwindet?«
    »Hm, gutes Argument«, sagte er.
    Wir eilten die Treppe hinunter und auf die Kutschen zu. Ich suchte ein ähnliches Modell aus und sprang hinein. »Ich beschlagnahme diese Droschke!«, rief ich.
    »Sehr wohl, Lord Smedry!«, sagte der Kutscher.
    Ich hatte nicht erwartet, dass es so einfach sein würde. Ihr solltet euch noch erinnern, dass wir Smedrys als Bevollmächtigte der Regierung in Nalhalla alle möglichen Amtshandlungen vollziehen dürfen. Wir können so ziemlich alles beschlagnahmen, was wir wollen. (Nur keine Donuts. Die fallen nach dem Donut-Sondergesetz aus dem achten Jahrhundert nicht in unseren Zuständigkeitsbereich. Zum Glück gibt es in den Freien Königreichen keine Donuts, sodass das Gesetz selten Anwendung findet.)
    Folsom und Himalaya stiegen auch ein. Ich deutete auf Shastas

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