Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)
schön gefährlich, Sing.«
»Oh, auf gefährliche Situationen war ich vorbereitet«, sagte er. »Ich habe immer eine Schutzbrille getragen!«
Ich seufzte, gab aber keinen weiteren Kommentar ab. Wenn man versuchte, Sings Begeisterung für die Länder des Schweigens zu dämpfen, war das… als würde man ein Hundebaby treten– ein über zwei Meter großes, hundertfünfzig Kilo schweres mokianisches Hundebaby, das gerne Waffen trug.
»Von innen sieht das Archiv gar nicht so beeindruckend aus«, bemerkte ich und ließ den Blick über majestätische Säulen und in breite Korridore schweifen. »Wo sind denn die Bücher?«
»Oh, das ist noch nicht das Archiv«, sagte Sing und deutete zu einer Tür. »Das Archiv ist dort.«
Ich zog die Augenbrauen hoch, lief zu der Tür und zog sie auf. Drinnen fand ich eine Armee vor.
Da standen mindestens fünfzig oder sechzig Soldaten in Reih und Glied. Ihre Metallhelme glänzten im Licht der Laternen. Am hinteren Ende des Raumes war eine Treppe, die nach unten führte.
»Wow«, sagte ich.
»Na so was, der junge Lord Smedry!«, dröhnte ein Stimme. Ich wandte mich um und erblickte zu meinem Erstaunen Archedis, den Ritter mit dem großen Kinn aus Bastilles Verhandlung. Er schritt auf mich zu. »Welche Überraschung, Sie hier zu sehen!«
»Sir Archedis!«, erwiderte ich. »Dasselbe könnte ich wohl zu Ihnen sagen.«
»Es halten immer zwei Ritter von Crystallia Wache im Königlichen Archiv«, erklärte Archedis.
»Das keine Bibliothek ist«, fügte ein Soldat hinzu.
»Ich bin nur hergekommen, um den Schichtwechsel zu überwachen«, sagte Archedis und blieb vor mir stehen.
Stehend wirkte er viel einschüchternder. In seiner silberglänzenden Rüstung, mit seinem kantigen Gesicht und diesem Kinn, das ganze Länder zerstören könnte, wenn es in die falschen Hände geriet. Sir Archedis war der Typ von Ritter, den man auf Rekrutierungsplakaten abbilden würde.
»Verstehe«, sagte ich. »Wir sind hergekommen, um das Königliche Archiv…«
»Das keine Bibliothek ist«, unterbrach mich Sir Archedis.
»Also wir wollen es durchsuchen, weil wir denken, dass die Bibliothekare daran interessiert sein könnten.«
»Es wird sehr gut bewacht«, sagte Archedis mit seiner tiefen Stimme. »Von einem halben Zug Soldaten und zwei Crystin! Aber es kann wohl nicht schaden, auch noch einen Okulator hier zu haben, besonders wenn Bibliothekare in der Stadt sind.«
Er blickte über meine Schulter. »Wie ich sehe, haben Sie die junge Bastille mitgebracht«, fügte er hinzu. »Eine gute Idee, sie zu beschäftigen, statt sie dem Kummer über ihre Strafe zu überlassen.«
Ich blickte zu Bastille zurück. Sie sah Sir Archedis an, und ich hatte den Eindruck, dass sich wieder etwas in ihr regte. Wahrscheinlich dachte sie, dass sie dem Ritter am liebsten etwas Langes und Spitzes in die Brust rammen würde.
»Es tut mir leid, dass wir uns unter so unerfreulichen Umständen kennenlernen mussten, Lord Smedry«, sagte Archedis zu mir. »Ich habe Ihre Heldentaten verfolgt.«
»Oh«, sagte ich errötend. »Sie meinen die Bücher?«
Archedis lachte. »Nein, nein, Ihre echten Heldentaten! Wie ich hörte, war der Kampf gegen Blackburn ziemlich beeindruckend, und ich hätte auch gern den Kampf gegen den Belebten gesehen. Sie sollen sich sehr gut geschlagen haben.«
»Oh«, sagte ich. »Danke.«
»Aber sagen Sie…« Er beugte sich zu mir herab. »…haben Sie wirklich mit Ihrem Talent ein Crystin-Schwert zerbrochen?«
Ich nickte. »Der Griff ist in meiner Hand einfach abgebrochen. Erst später habe ich erkannt, dass das Problem meine Nervosität war. Ich war so aufgeregt, dass mein Talent sich mit voller Kraft aktiviert hat.«
»Dann muss ich Ihnen wohl einfach glauben«, sagte Archedis. »Wünschen Sie während Ihrer Hausdurchsuchung einen Ritter als Leibwache?«
»Nein danke«, sagte ich. »Ich denke, wir kommen schon zurecht.«
»Also dann«, sagte er und schlug mir auf den Rücken. (Randnotiz: Es ist nicht gerade angenehm, wenn einem jemand mit einem Panzerhandschuh auf den Rücken schlägt, selbst wenn er es nett meint.) »Machen Sie weiter und viel Glück!« Er wandte sich an die Soldaten. »Lasst die Herrschaften passieren und befolgt ihre Befehle! Das ist der Erbe des Hauses Smedry!«
Alle Soldaten salutierten und Archedis schritt mit klirrender Rüstung zur Tür hinaus.
»Ich mag diesen Kerl«, sagte ich, als er weg war.
»Den mögen alle«, entgegnete Sing. »Sir Archedis ist einer der
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