Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)
Bewegung wahr, wandte mich um und sah Himalaya hereinkommen. »Ist sie weg?«, fragte die dunkelhaarige ehemalige Bibliothekarin.
»Ja«, sagte Folsom und stand sofort auf.
»Diese Frau ist einfach schrecklich«, sagte Himalaya und setzte sich.
Folsom nickte. »Zehn von zehn Punkten für Bosheit.«
Ich misstraute Himalaya immer noch. Sie war draußen geblieben, weil sie keiner ehemaligen Kollegin begegnen wollte. Aber so war sie eine Weile unbeaufsichtigt gewesen. Was hatte sie getrieben? Eine Bombe gelegt– so eine wie die, die in der Hawkwind explodiert war? (Seht ihr, ich hab euch ja gesagt, dass ich das nicht vergessen habe.)
»Wir brauchen einen Plan«, sagte Grandpa Smedry. »Uns bleiben nur noch wenige Stunden bis zur Abstimmung über den Vertrag. Es muss einen Weg geben, ihn zu verhindern!«
»Ich habe mit den anderen Königen gesprochen, Lord Smedry«, berichtete Sing. »Es… es sieht nicht gut aus. Sie sind alle kriegsmüde. Sie wollen, dass der Kampf endlich aufhört.«
»Ich finde den Krieg auch furchtbar«, sagte Grandpa Smedry. »Aber, kaspernde Campbells, die Aufgabe von Mokia ist keine Lösung! Das müssen wir ihnen klarmachen.«
Niemand sagte etwas. Eine ganze Weile saßen wir fünf nur grübelnd da. Grandpa Smedry, Sing und Folsom ließen sich die Kekse schmecken, doch ich hielt mich zurück. Himalaya aß auch keinen. Sollten die Dinger tatsächlich vergiftet sein, würde sie es wohl wissen.
Kurze Zeit später kam ein Diener ins Audienzzimmer. »Lord Smedry«, sagte der junge Bursche, »Crystallia wünscht einen Tauschtermin.«
»Einverstanden!«, sagte Grandpa Smedry.
Himalaya griff nach den Keksen und aß endlich auch einen. So viel zu meiner Theorie, dachte ich mit einem Seufzer. Kurz darauf kam Bastille herein.
Völlig überrascht stand ich auf. »Bastille! Du bist hier!«
Sie wirkte benommen, als wäre sie soeben mehrmals geohrfeigt worden. Sie sah mich an, doch es schien ihr schwerzufallen, sich zu konzentrieren. »Ja… ich bin hier«, erwiderte sie matt.
Das ließ mich frösteln. Die Ritter von Crystallia mussten etwas Schlimmes mit ihr gemacht haben, wenn sie nicht einmal mehr fähig war, auf meine dummen Kommentare sarkastisch zu antworten. Sing zog schnell einen Sessel für sie heran. Bastille setzte sich und legte die Hände in den Schoß. Sie trug nicht mehr die Uniform eines Knappen von Crystallia, sondern eine gewöhnliche braune Tunika mit Hosen, wie viele Leute, die ich in der Stadt gesehen hatte.
»Wie fühlst du dich, Kind?«, fragte Grandpa Smedry.
»Mir ist kalt«, flüsterte sie.
»Wir überlegen uns gerade, wie wir die Bibliothekare davon abhalten können, Mokia einzunehmen, Bastille«, sagte ich. »Vielleicht… vielleicht kannst du uns helfen.«
Sie nickte geistesabwesend. Wie sollte sie uns helfen, die Machenschaften der Bibliothekare zu entlarven– und für dieses Verdienst ihre Ritterwürde zurückerhalten–, wenn sie kaum reden konnte?
Grandpa Smedry sah mich an. »Was denkst du?«
»Ich denke, ich gehe gleich ein paar Kristallschwerter zerbrechen!«, zischte ich.
»Ich meinte nicht, was du über Bastille denkst, Junge«, sagte Grandpa Smedry. »Ich kann dir versichern, dass wir es alle ungerecht finden, wie sie behandelt wurde. Aber wir haben im Moment größere Probleme.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich verstehe nichts von Politik, weder von der in den Ländern des Schweigens noch von der hier in Nalhalla! Ich habe keine Ahnung, was wir tun könnten.«
»Wir können nicht bloß tatenlos hier herumsitzen!«, sagte Sing. »Meine Landsleute sterben, während wir hier reden. Wenn die anderen Freien Untertanen Mokia nicht mehr unterstützen, fehlen meinem Volk die Mittel, um weiterzukämpfen.«
»Vielleicht… vielleicht könnte ich mir den Vertrag einmal ansehen?«, schlug Himalaya vor. »Vielleicht würde ich beim Durchlesen etwas entdecken, was eure Leute übersehen haben. Irgendeine hinterhältige Klausel der Bibliothekare, die wir den Königen zeigen können.«
»Ausgezeichnet!«, erwiderte Grandpa Smedry. »Folsom?«
»Ich bringe sie zum Palast«, sagte Folsom. »Dort gibt es eine Kopie für die Öffentlichkeit, die wir durchlesen können.«
»Lord Smedry«, sagte Sing. »Ich denke, du solltest noch einmal mit den Königen reden.«
»Das habe ich bereits versucht, Sing!«
»Ja«, sagte der Mokianer. »Aber vielleicht könntest du in der Sitzung offiziell das Wort an sie richten. Vielleicht… ich weiß nicht… vielleicht bringt
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