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Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Lüge.
    »Bringen wir die Sache zu Ende«, sagte sie. Sie war so beherrscht, so ruhig. Ihr war überhaupt nicht anzumerken, dass sie log wie gedruckt.
    Aber… was bedeutete das? Es konnte nicht sein, dass ihr etwas an mir lag. Sie war eine schreckliche, niederträchtige Person. Monster wie sie hatten keine Gefühle.
    Es konnte nicht sein, dass sie mich liebte. Und das wollte ich auch gar nicht. Es war viel einfacher, sie für herzlos zu halten.
    »Was ist mit Vater?«, hörte ich mich flüstern. »Hasst du ihn auch?«
    Sie drehte sich zu mir um und sah mich an. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und ich meinte eine kleine schwarze Rauchfahne aus ihrem Mund auf den Boden strömen zu sehen.
    Dann verflüchtigte sich der Rauch. »Was macht er denn da?«, fragte sie ärgerlich und deutete herüber. »Fitzroy, ich habe doch gesagt, du sollst diese Linsen sicherstellen!«
    Der junge Okulator zuckte vor Schreck zusammen, eilte zu dem Tisch herüber, griff nach der Wahrheitsfinderlinse und steckte sie ein. »Tut mir leid«, sagte er. Dann nahm er die anderen Linsen und steckte sie in eine andere Tasche seiner Jacke.
    Frustriert lehnte ich mich zurück. Was nun?
    Ich war der tapfere und brillante Alcatraz Smedry. Über mich waren Bücher geschrieben worden. Rikers lächelte immer noch, als wäre das alles ein großes Abenteuer. Und ich ahnte warum. Er fühlte sich nicht bedroht, weil er sich sicher war, dass ich ihn retten würde.
    Da verstand ich, was Grandpa Smedry mir klarzumachen versucht hatte. Ruhm war an sich nichts Schlechtes. Und Bewunderung auch nicht. Gefährlich wurde es, wenn man sich einbildete, wirklich der Alleskönner zu sein, für den die Leute einen hielten.
    Beim Betreten dieses Raumes hatte ich geglaubt, dass mein Talent uns wieder hinausbringen würde. Aber nun konnte es das nicht. Ich hatte uns alle in Gefahr gebracht, weil ich mich in meiner Überheblichkeit völlig überschätzt hatte.
    Und ihr alle seid daran mitschuldig. Das ist das Ergebnis eurer Heldenverehrung. Ihr erschafft euch Helden mit unseren Namen, aber diese idealisierten Fantasiegestalten sind so unglaublich perfekt, dass ihre Namensgeber aus Fleisch und Blut nie mit ihnen mithalten können. Ihr benutzt uns und zerstört uns.
    Und ich bin das, was übrig bleibt, wenn ihr fertig seid.

Kapitel 19
    Oh, entsprach der Schluss des letzten Kapitels nicht euren Erwartungen? Hat er euch irgendwie runtergezogen? Hat er euch ein schlechtes Gewissen gemacht?
    Gut so.
    Wir nähern uns dem Ende des Buches, und ich habe es satt, euch etwas vorzumachen. Ich habe euch zu beweisen versucht, dass ich arrogant und selbstsüchtig bin, aber ich glaube, ihr kauft mir das einfach nicht ab. Deshalb muss ich aus diesem Buch vielleicht eine deprimierende Schmierentragödie machen, damit ihr mich in Ruhe lasst.
    »Alcatraz?«, flüsterte Bastille.
    Ich meine, warum glaubt ihr Leser immer, ihr wärt nie an irgendetwas schuld? Ihr sitzt nur da, ganz bequem auf eurem Sofa, während wir leiden. Ihr könnt unseren Schmerz und unser Elend genießen, denn ihr seid ja in Sicherheit.
    Doch für mich ist das alles real. Es ist Wirklichkeit. Es ist mein Leben. Es macht mich fertig.
    »Alcatraz?«, wiederholte Bastille.
    Ich bin kein Gott. Ich bin kein Held. Ich kann nicht so sein, wie ihr mich haben wollt. Ich kann keine Leute retten oder beschützen, weil ich nicht einmal mich selbst retten kann!
    Ich bin ein Mörder. Versteht ihr? ICH HABE IHN GETÖTET!
    »Alcatraz!«, zischte Bastille.
    Ich blickte von meinen Fesseln auf. Eine gute halbe Stunde war vergangen. Wir waren immer noch Gefangene. Ich hatte schon Dutzende Male versucht, mein Talent zu aktivieren. Es reagierte einfach nicht. Wie ein schlafendes Tier, das nicht aufwachen will. Ich war machtlos.
    Meine Mutter plauderte mit den anderen Bibliothekaren, die Mannschaften ins Archiv geschickt hatten, um die Bücher zu durchforsten und zu ermitteln, ob noch etwas Wertvolles dabei war. Ich hörte kaum noch hin, aber ich hatte mitbekommen, dass sie vorhatten, die Räume bald zurückzutauschen.
    Sing hatte irgendwann versucht, wegzukriechen, und dafür einen Tritt ins Gesicht erhalten– sein eines Auge wurde bereits blau. Himalaya schniefte leise, an Folsoms Schulter gelehnt. Prinz Rikers saß immer noch fröhlich da, als wäre das alles eine lange aufregende Achterbahnfahrt.
    »Wir müssen fliehen«, sagte Bastille. »Wir müssen hier rauskommen. Die Ratifizierung des Vertrages ist nur noch eine Frage von

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