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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sagte er: »Es ist nicht an mir Euch das zu gestatten oder zu verbieten. Das ist Sache des Königs. Ich habe lediglich darüber zu bestimmen, wer das Schloß wieder betreten darf. Wenn Ihr zurückkommen wollt, müßt Ihr so lange in Quarantäne bleiben, bis ich es für ungefährlich halte, daß Ihr wieder mit den anderen Bewohnern in Berührung kommt. Denn es ist möglich, daß die Anzeichen der Infektion nicht sofort, sondern erst später auftreten; soviel ich gesehen habe, liegt immer ein zeitlicher Abstand zwischen den Symptomen des ersten Opfers und der Erkrankung des nächsten. Nach Meinung des päpstlichen Leibarztes, der mir sein Wissen persönlich übermittelt hat, kann bloßer Augenkontakt die Ansteckung von einer Person auf die nächste weitergeben.« Er fügte nicht hinzu, daß er dieser Theorie nicht zustimmte, denn ihm war jeder Aberglaube recht, wenn er nur seinen Erfolg bei der Isolierung der Schloßbewohner von der Außenwelt förderte.
    Dennoch entschlossen sich viele, zu ihren Familien heimzukehren. Nachdem er dem Hauptmann der Garde den Abschied gestattet hatte, konnte der König ihn den anderen kaum verweigern und ließ widerstrebend zu, daß viele seiner besten Gefolgsleute und Ritter zu ihren eigenen Gütern aufbrachen. Einer nach dem anderen verließen seine Waffenbrüder Windsors Bequemlichkeit und Sicherheit und machten sich auf die ungewisse Reise zu ihren verschiedenen Gütern, meist ohne zu wissen, was sie antreffen oder mitbringen würden, wenn sie das Glück hatten, dort anzukommen.
    So wurde der königliche Haushalt kleiner, und die Tage vergingen ruhiger als je zuvor. Alejandro fand es günstig, daß die älteren Kinder des Königs eigene Suiten besaßen, weil sie sonst auf der ständigen Suche nach Unterhaltung sehr lästig geworden wären. Prince Edward hatte drei Diener, die für seine Bedürfnisse sorgten, und die Gesellschaft von Sir John Chandos, der sich erfolgreich bemühte, den Prinzen und seine Kameraden mit Schwertübungen und Strategielektionen beschäftigt zu halten. Der jüngere Edward amüsierte sich dabei recht gut, akzeptierte sein Schicksal stoisch und ertrug es wie der tapfere Krieger, der er eines Tages sein wollte. Die Damen der Königin, an Unterhaltung durch Dichter, Musikanten und Geschichtenerzähler gewöhnt, beschäftigten sich mit Stickereien und fingen an, sich gegenseitig vorzulesen und vorzusingen. Ständig hörte man aus ihren Gemächern leise Singstimmen und Leierklänge. Alejandro hatte sogar gehört, einige hätten sich dem Würfelspiel zugewandt, dem Damen sonst selten frönten, und er hielt es für möglich, daß deshalb aus diesem Teil von Schloß Windsor neuerdings häufiger Gelächter zu vernehmen war.
    Prinzessin Isabella allerdings war eine große Herausforderung für Alejandro und stellte seine Autorität und Vorschriften ständig in Frage.
    Eines Morgens hörte er ein schüchternes Klopfen an seiner Tür. Als er öffnete, sah er ein kleines Mädchen, ein Kind noch, das er schon einmal in Isabellas Gemach gesehen hatte. Die Kleine bat, er möge sofort die Prinzessin aufsuchen, und knickste höflich, wobei sie ihren Rock seitlich mit beiden Händen festhielt. Dann strich sie sich eine widerspenstige goldene Locke aus der Stirn und versuchte, sie unter ihre Haube zu schieben. Doch die Locke löste sich wieder, und die Kleine legte eine Hand vor den Mund und kicherte. Unwillkürlich mußte Alejandro lächeln.
    »Ja?« sagte er.
    Sie wartete einen Augenblick und sagte dann: »Sir, wollt Ihr meinen Knicks nicht mit einer Verbeugung erwidern?«
    »Ach, ja«, antwortete er und errötete. »Verzeiht mir.« Er machte aus der Taille eine tiefe Verbeugung und richtete sich dann wieder auf. Er sah ihren mißbilligenden Blick und sagte: »Diese Verbeugungen beherrsche ich noch nicht. Ich entschuldige mich bei Euch.«
    Mit einem Lächeln sagte sie: »Ich nehme Eure Entschuldigung dankend an.« Dann versuchte sie, die ernste Miene aufzusetzen, die ihrer Mission entsprach. Sie streckte den Rücken und sagte mit fester, aber kindlicher Stimme: »Meine Herrin ist sehr bekümmere und schlechter Laune, weil die Nurse sie gescholten hat.« Dann wartete sie ungeduldig zappelnd auf Alejandros Antwort.
    »Und was möchte die Dame, daß ich tun soll, um dieser unerträglichen Situation abzuhelfen?« fragte er.
    »Sie möchte, daß Ihr gewisse Dinge in Gegenwart der Nurse klärt, denn diese hat Eure Vorschriften erwähnt, um die Aktivitäten der Prinzessin

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