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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Wunder, daß er seinem Arzt sein Wohlwollen noch nicht entzogen hat, um der Verantwortung zu entgehen, sich vernünftig zu verhalten.«
    »Alle weisen Männer fürchten diese Pest, Majestät, und jemand, der Papst ist, muß doch weise sein, nicht wahr? Die Reichen und Mächtigen fallen ihr genauso zum Opfer wie die Armen und Hilflosen; die Krankheit macht da keine Unterschiede.«
    Der König stimmte ihm zu. »Ich bin ein weiser König, das versichere ich Euch. Ich fürchte sie mehr als die blutigste Schlacht.« Mit fester Stimme fügte er hinzu: »Und davon habe ich mehr als meinen Teil überlebt.«
    »Die Schlacht, die uns nun bevorsteht, ist nicht blutig, aber sie erfordert Tapferkeit und Entschlossenheit.«
    »England besitzt beides in reichem Maße, da könnt Ihr sicher sein.«
    »Nun«, sagte Alejandro und stand auf, »dann ist folgendes zu tun. Wir müssen damit beginnen, daß wir das Schloß vollkommen abriegeln. Keiner darf ohne eine Zeit der Quarantäne ein- oder ausgehen; keine Güter, die nicht vorher für eine gewisse Zeit außerhalb des Schlosses gelagert wurden, dürfen die Tore passieren. Ihr müßt der Dienerschaft befehlen, Vorräte für mindestens drei Monate heranzuschaffen.« In höchster Konzentration begann er, im Audienzzimmer auf und ab zu gehen. »Die wichtigsten Nahrungsmittel müssen eingelagert werden, und für Fleisch müssen Schlachttiere ins Schloß gebracht werden. Ihr müßt Euch vorbereiten, wie mir scheint, als ob Ihr eine Belagerung erwarten würdet. Laßt alles heranschaffen, was Ihr vielleicht brauchen werdet. Und dann laßt nichts und niemanden mehr herein.«
    Als er zu Ende gesprochen hatte, sah Alejandro den König an und wartete auf eine Antwort. Der Monarch sah sehr bekümmert aus. »Ihr habt recht, Doktor; das wird nicht gut aufgenommen werden. Gibt es keine andere Möglichkeit?«
    »Mir ist keine genannt worden, und Ihr kennt den Erfolg meines Lehrmeisters.«
    Edward ging zum Fenster und betrachtete die umliegende Landschaft. Er seufzte tief. »Tut, was Ihr tun müßt«, sagte er. »Ich werde bekanntgeben, daß Ihr von mir bevollmächtigt seid.«
    Nach der Besprechung einiger weiterer Einzelheiten entließ der König Alejandro, und er war sich selbst überlassen. Der Arzt nahm sich ein paar Stunden Zeit, um auf dem Gelände von Windsor umherzustreifen, alle Ein- und Ausgänge zu erkunden, sich den Zustand der Küchen und Wäschereien anzusehen und die Aborte zu inspizieren. Es war eine ungeheuer große Anlage, die den Papstpalast im Vergleich dazu klein erscheinen ließ, und obwohl die Einrichtung nicht weniger üppig war, dachte Alejandro, daß de Chauliac recht gehabt hatte: Der französische Schönheitssinn war verfeinerter. Die Steine von Windsor waren größer und gröber behauen, die Tapisserien weniger fein, die Bodendielen weniger glatt. Außerdem gab es Gerüste, denn der König war dabei, umfangreiche Ausbauten in Windsor vorzunehmen, da es der Größe des englischen Reiches angemessen sein sollte. Es war ein prachtvolles Werk, das von Tag zu Tag voranschritt, wie sein Herr und Meister es sich erträumte; in Kürze würde er behaupten können, daß Englands Herrscher majestätisch residierte.
    Später am Tag machte Alejandro sich daran, de Chaulicas Anweisungen zu befolgen, indem er eine Versammlung der königlichen Astrologen einberief. Der König tat deren Ratschläge zwar als närrische Quacksalberei ab, doch Königin Phillippa verließ sich sehr auf ihre täglichen Vorhersagen, und Edward duldete grollend ihre Abhängigkeit von ihnen.
    »Ich beschäftige drei Astrologen«, erklärte die Königin bei ihrem ersten Gespräch. »Mein Gatte hält das für extravagant und meint, einer sollte genügen, aber ich denke nicht daran, mich von ihnen zu trennen.« Sie lächelte liebreizend, wobei man sah, daß sie in ihrer Jugend eine große Schönheit gewesen war, und fügte hinzu: »Natürlich würde er nicht für alles Gold auf Kleopatras Schiff einen der Leute hergeben, die ihm beim Ankleiden helfen. Und ich werde keine meiner Vergnügungen hergeben.«
    »Dann, Majestät«, sagte Alejandro, »bittet doch, wenn es Euch recht ist, Eure Astrologen um einen Zeitplan, der angibt, wann die Zeit für jedes Mitglied des Haushalts günstig ist, um zu baden und zu speisen, und bittet sie auch um Ratschläge, welche Nahrungsmittel der Gesundheit förderlich sind.«
    »Eine ungeheure Aufgabe!« sagte die Königin. »Sie werden gewiß protestieren.«
    »Sie ist aber notwendig«,

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