Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel
Sie nicht hier was zu tun finden?< hat er mich gefragt. Er würde mich liebend gern zurückholen und mich irgendwo in den Staaten was ausgraben lassen.«
»Man macht Ihnen diese Sache nicht leicht, was?« sagte Caroline.
»Nein«, antwortete Janie seufzend. »Aber lassen Sie mich darüber gar nicht erst nachdenken. Ich hab nicht genug Zeit, um mich heute drin zu suhlen.« Dann wurde sie ernster und intensiver. »Ich sag Ihnen was«, sagte sie. »Wir fangen heute nachmittag mit den ersten Grabungen an. Was du heute kannst besorgen . « Sie zeigte auf mehrere X-Zeichen in einer Londoner Gegend. »So kriegen wir die Proben zur Analyse ins Labor, und ich hab das Gefühl, daß ich wirklich was geleistet habe.«
Sie wühlte einen anderen Papierstapel durch und sagte dann: »Ich nehme an, Sie haben die Berechtigungspapiere für das Labor irgendwo hier drin .«
Caroline bewegte ein oder zwei Dinge und zog dann eine Reihe von Blättern heraus, die an einer Ecke zusammengeheftet waren. »Sie haben im falschen Stapel nachgesehen«, sagte sie lächelnd.
»Super«, sagte Janie, nahm Caroline die Papiere ab und stopfte sie in ihre Aktenmappe. »Und wenn wir schon mal draußen sind, fahren wir vorbei und schauen uns dieses Feld an. Vielleicht sollten wir einfach loslegen und die Markierung anbringen, wenn wir es tun können, ohne daß dieser Mr. Sarin uns sieht, nur für alle Fälle. Ist die Stelle geographisch so, daß wir uns unbemerkt hinschleichen können?«
»Es gibt ein paar große Bäume, und ringsum ist eine Art Dickicht. Ich würde es nicht direkt als Wald bezeichnen, aber die Stelle ist ziemlich abgeschieden. Ich denke, die Grabungsstätte wird ziemlich weit von der Hütte entfernt sein.«
»Dann sollten wir’s riskieren, denke ich. Und wenn wir erst dort sind, fällt mir vielleicht ein, wie ich diesen Burschen dazu bewegen kann, es sich anders zu überlegen.«
Frustriert knallte Janie ihren Stift so fest auf die Tischplatte, daß er fast zerbrach, und prellte sich dabei die Finger. Das war ein ungewöhnlicher Temperamentsausbruch für eine Frau, die sich sonst so beherrschte, aber sie fand ihn völlig gerechtfertigt. Als der ältliche Wärter des Geländes auch ihr höflich, aber bestimmt die Erlaubnis zu graben verweigert hatte, ohne eine Erklärung dafür zu geben, hatte sie ihn fast angefleht, und dann hatte sie jeden angerufen, der ihr einfiel und vielleicht die Autorität hatte, ihn dazu zu zwingen. Ihr Ohr schmerzte nach einem Tag fruchtloser Telefonate; in allen tausend Ministerien Englands konnte sie keine Menschenseele finden, die bereit war, etwas gegen Sarins starrsinnig unbewegliche Haltung zu unternehmen.
Was sie am meisten ärgerte, war die ständige Weigerung des alten Wärters, ihr eine Erklärung für seine Ablehnung zu geben. Nachdem sie bei der Feldarbeit des gestrigen Tages diese bestimmte Stelle gesehen hatte, konnte sie nicht sagen, daß sie irgend etwas schrecklich Kostbares an sich hatte; es war einfach ein gewöhnliches Feld, ganz leicht abschüssig, mit einer Menge Unkraut, wild wuchernden Büschen und einigen wenigen bemerkenswerten Felsen. Es gab eine alte, strohgedeckte Steinkate am hinteren Ende des Feldes, in der, wie Janie annahm, der Wärter wohl lebte; das einzig auffällige Merkmal waren zwei Eichen, fast kahl, die zu beiden Seiten der unasphaltierten Zufahrt wuchsen und über ihr zusammentrafen, wo sie sich zu einer uralten Umarmung vereinigten. Es war ein traurig und müde aussehender Ort, nicht malerisch und bezaubernd, wie sie erwartet hatte. »Ich weiß nicht, was er denkt, welche Art von Wartung er da ausübt«, hatte sie zu Caroline gesagt. »Das hier ist nicht gerade Kensington Gardens.«
Janie ging zum Kühlschrank in ihrer kleinen Hotelsuite und nahm eine reife Nektarine heraus. Mit einem kleinen, scharfen Messer schnitt sie vorsichtig durch die glatte, bernsteinfarbene Schale und war entzückt festzustellen, daß sie gut gewählt hatte, denn das reife Fleisch ließ sich sanft und fast mühelos vom Kern lösen. So ein schlichtes Vergnügen, dachte sie; eins der Dinge, die man für selbstverständlich hält, bis sie nach all den Veränderungen schwer zu bekommen sind. Die Frucht war wunderbar saftig; sie mußte gleichzeitig saugen und beißen, damit der Saft nicht auf ihre Kleidung tropfte. Sie aß langsam, genoß den süßen Saft und erinnerte sich an eine Zeit, als sie zwei oder drei solcher Pfirsiche am Tag gegessen hätte, ohne sich auch nur eine Sekunde Gedanken
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