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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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extrem.«
    Er antwortete diplomatisch, diplomatischer, als man von einem Mann mit seinen begrenzten Fähigkeiten erwartet hätte. »Was der Grund ist, kann ich nicht sagen.« Will ich nicht sagen, dachte er bei sich, obwohl er den Grund so gut kannte wie den Vornamen des Königs. »Ich fürchte, auf diesem Gebiet werde ich Ihnen keine große Hilfe sein.«
    Das folgende Schweigen hatte etwas lastend Endgültiges. Von hier aus ging es nicht weiter; es war das Mandat einer längst verstorbenen Person, gegen das der Wärter nicht verstoßen konnte, selbst wenn er dazu geneigt wäre, und Janie bezweifelte, daß er das war. Sie stellte ihre Teetasse auf den Tisch und stand langsam auf, während sie ihren Rock glattstrich; Caroline tat es ihr nach und erhob sich ebenfalls; ihre Blicke wechselten ängstlich zwischen Janie und dem Wärter hin und her.
    Sie wartete darauf, wer den nächsten Schritt tun würde. Der alte Mann blieb noch einen kurzen Moment sitzen, nachdem sie aufgestanden waren, starrte zur Seite und vollführte kleine Bewegungen mit den Lippen, eine Art lautloser Sprechproben. Caroline sah Janie an, die mit einem Achselzucken ihre Verwirrung kundtat.
    »Ja, dann«, sagte Janie in der Hoffnung, seine Aufmerksamkeit zu erregen, »ich danke Ihnen für Ihre Zeit und Gastfreundschaft. Vielleicht treffen wir uns irgendwann wieder.«
    Ihre Worte hatten die beabsichtigte Wirkung. Sarin stand langsam auf und erwiderte mit großer Vorsicht: »Da bin ich ganz sicher. Und es tut mir wirklich leid, daß ich Ihnen nicht helfen konnte.«
    »Danke«, sagte Janie, und sie gingen.
    Draußen im Wagen saß Janie einen Augenblick zornig hinter dem Steuer und starrte auf das Feld hinaus. Sie brauchte diese Probe, um alle anderen zu validieren, und wenn sie sie nicht bekam, würde sie mit ihrer Doktorarbeit ganz von vorn beginnen müssen.
    »Wir werden sie stehlen«, sagte sie und drehte den Zündschlüssel.
    Janie und Caroline standen am Rand des Feldes und warteten darauf, daß ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten. Sie waren beide in Schwarz und hatten ihre Gesichter mit Ruß geschwärzt.
    Doch trotz ihrer raffinierten Aufmachung fühlte Janie sich sehr klein und bescheiden, als sie und Caroline auf die Mitte des Feldes zugingen. Sie traten vorsichtig auf und tasteten in der Finsternis nach unsichtbaren Hindernissen. Janie trug die lange metallene Grabröhre, Caroline den Leinensack, in dem sie die Probe verstauen würden, wenn ihre heimliche Entnahme vollendete Tatsache war. Das Feld war uneben, und trotz ihrer vorsichtigen Schritte stolperte Janie über eine Erhebung; einen Augenblick lang verlor sie das Gleichgewicht, und während sie sich bemühte, es zurückzugewinnen, stieß die Grabröhre gegen einen Felsbrocken. Unbehindert von Bäumen oder Gebäuden, pflanzte sich der Schall über das Feld fort wie ein Trompetenstoß, der ihre Ankunft verkündete.
    Unter lautlosen Flüchen streckte Caroline rasch die Hand aus und faßte nach der Röhre, um die Vibrationen zum Verstummen zu bringen. Schweigend standen sie da, ihre Herzen klopften heftig, und sie blinzelten in die Dunkelheit und suchten nach Anzeichen dafür, daß ihre Anwesenheit entdeckt worden war. Doch man sah nichts als die Silhouetten der beiden massiven Eichen und die Baumgruppen am Rand, von denen einige das kleine Haus verdeckten.
    Trotzdem stellte Janie sich vor, daß unsichtbare Beobachter da waren; sie konnte spüren, wie sie sich wie Tiere anschlichen und sie auf dem Feld einkreisten. Doch es gab keine goldenen Augenpaare, keine Atemgeräusche, kein leises Knurren. Die einzigen Laute waren gelegentliche Großstadtgeräusche. Sie berührte also Carolines Arm, und sie gingen weiter, alle Sinne auf Alarm gestellt, auf den Ort zu, wo sie den Piepser zu finden erwarteten.
    Gott sei Dank haben wir uns umgetan, bevor wir an Sarin herangetreten sind, dachte Janie, und Gott sei Dank hat es nicht geregnet, seit wir die Markierung in Position gebracht haben. Ihr dünnes Piepsen kam aus der Dunkelheit, schwach, aber deutlich, und so wandten sie sich in seine Richtung und gingen darauf zu.
    Am Bodennullpunkt setzten sie die Grabröhre rasch zusammen und begannen, sie in die steinige Erde zu drehen; es war harte körperliche Arbeit, und bald schwitzten beide Frauen trotz der relativen Kühle der Nacht. Als die Röhre endlich die richtige Tiefe erreicht hatte, hielten sie inne, um sich ein paar Minuten auszuruhen.
    Jenseits des Feldes in dem alten Steinhaus erwachte

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