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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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und sie eilten hinein. Während sie kostbare Sekunden abwarteten, bis der automatische Luftaustausch vollzogen war, schaute Janie zur Seite und sah den jetzt ruhenden mechanischen Arm mit seinen seltsam menschlichen Fingern. Sie stellte sich vor, wie ein geschickter Techniker das empfindliche Gerät handhabte, um eine Probe zu entnehmen, statt sich den tödlichen Wirkstoffen auszusetzen, die im Gefrierraum gelagert waren; das erinnerte sie sofort daran, daß sie im Begriff war, einen Ort zu betreten, an dem sie nichts zu suchen hatte.
    Sie passierten die zweite Tür, die klickend hinter ihnen zufiel, als sie den eigentlichen Kühlraum betraten. Fast sofort waren ihre Masken beschlagen. »Scheiße!« sagte Bruce. »Wir hätten sie kühlen sollen, bevor wir reinkamen. In ein oder zwei Minuten sind sie wieder klar, aber wir bleiben besser stehen, bis es soweit ist.«
    Janie sah sich durch ihre eigene, schnell beschlagende Maske um, während sie in einem Wald von Glaskolben standen. Es war auf unheimliche Art schön in dem stillen Gefrierraum; alles bestand aus klarem Glas oder aus Chrom, und die Umrisse ver- schwammen durch die beschlagene Maske wie durch einen Weichzeichner; hier und da hingen aufrührerische Eiszapfen, die es in der trockenen Kunstluft eigentlich gar nicht geben durfte, rebellisch an den Wänden der Kolben. Ihr Atem strömte in kleinen Wölkchen aus den Filtern der Masken und kristallisierte sich fast sofort bis zur Unsichtbarkeit. Janie wurde jetzt klar, woher die Eiszapfen kamen: Sie waren die Überreste warmen menschlichen Atems.
    Sie sah eine Ansammlung willkürlich aufgestellter Lagertanks, alle am Boden befestigt; sie argwöhnte, daß sie einige der tödlichsten Proben enthielten, die separat und bei noch niedrigeren Temperaturen aufbewahrt wurden.
    Sie hörte ein Geräusch und drehte sich rasch um; ihre Maske wurde zwar allmählich wieder klar, aber noch nicht so klar, daß sie die Quelle des Geräuschs orten konnte.
    »Runter!« flüsterte Bruce und drückte sich mit seiner behandschuhten Hand hinunter. Sie duckten sich hinter einen großen Lagertank und spähten dahinter hervor, als durch die gläserne Trennwand der Wachmann, den sie vorher im Flur getroffen hatten, sichtbar wurde. Gerade, als Janies Maske endlich ganz klar war, sah sie in seinem Nacken etwas explodieren, und der Mann brach unverzüglich zusammen.
    Janie und Bruce keuchten hinter ihren Masken; die Geräusche waren gedämpft und verzerrt, aber sie begriffen, was sie bedeuteten.
    »Mein Gott, sie haben ihn erschossen!« sagte Janie.
    »Herr im Himmel«, sagte Bruce, »das war eine chemische Kugel!«
    »Sie haben ihn getötet, einfach so?«
    Bruce hielt mit beschwichtigender Geste den Finger an die Maske und flüsterte, ohne die gläserne Trennwand aus den Augen zu lassen: »Sie gehen davon aus, daß bei einem Laborunfall jeder infektiös ist. Das ist seit dem Arbovirus-Zwischenfall vor zwei Jahren ihre Politik. Zuerst schießen, hinterher rechtfertigen.«
    »Und das machen sie auch mit uns, wenn sie uns hier finden?«
    »Weiß ich nicht«, sagte er nervös. »Vielleicht überlegen sie es sich zweimal, bevor sie blindlings in diesen Kühlraum schießen. Schau dich doch um; selbst eine chemische Kugel könnte eine Menge Schaden anrichten.«
    Sie brauchte sich nicht groß umzusehen, um zu begreifen, was er meinte. Auf dem Tank, hinter dem sie kauerten, standen die Worte »Ebola, Zaire«, gefolgt vom Namen der afrikanischen Krankenschwester, die vor ein paar Jahren bei einer Mini-Epidemie mit 500 Toten die erste Patientin gewesen war. Janie erinnerte sich, in einer medizinischen Zeitschrift einen Bericht über das rasche Voranschreiten der Symptome gelesen zu haben, bei dem das Opfer auf schreckliche Weise durch innere Blutungen aus allen Organen und Blutgefäßen umkam. Das Virus hatte inzwischen zahlreiche Mutationen hinter sich, und die gegenwärtige Version war noch tödlicher.
    »Aber trotzdem, diese Burschen sind gut, und die Gewehre haben Wärmesensoren, die auf 37 Grad eingestellt sind, also können wir nicht annehmen, daß sie auf keinen Fall schießen würden«, flüsterte Bruce, den Blick immer noch auf die Stelle gerichtet, an der sie den Wachmann hatten stürzen sehen. »Und sie treffen fast immer.«
    Janie ließ den Kopf sinken und sagte: »Statt des Wachmanns hätte das einer von uns sein sollen.«
    Und das ist erst der Anfang, dachte sie, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Ted ist auch tot, und Caroline ist

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