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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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meinem Privatleben kleiner geworden, der Druck des Krieges jedoch nicht. Die Cokyrier hatten noch nicht versucht, den Recorah zu überwinden, allerdings hatten sie inzwischen genügend Truppen in dieser Region zusammengezogen, sodass wir diese Möglichkeit nicht mehr ausschließen durften. Angesichts der Länge des Flusses, die überwacht werden musste, benötigten wir an dieser Front weitaus mehr Soldaten als der Feind, denn wir konnten es uns nicht erlauben, die Stelle, an der sie das Wasser überqueren würden, falsch zu erraten. Daher blieben unsere Streitkräfte zersplittert.
    Im Norden behielten unsere Truppen weiter die Oberhand, obwohl der Feind auch Soldaten ausgeschickt hatte, die versuchen sollten, unsere Bogenschützen zu umgehen. Wenn es den Cokyriern gelänge, unsere Männer aus der Schlucht, die der Fluss auf dem Weg vom Gebirge herab bildete, zu verdrängen, dann wären ihre eigenen Truppen nicht länger in dem schmalen Tal eingekeilt. Cannans Kundschafter hatten jedoch wieder gute Arbeit geleistet, sodass wir von den Bewegungen des Feindes fast schon wussten, bevor er sie unternahm. Fußsoldaten und Berittene stellten sich dem Feind in den Wäldern entgegen, und die Fallen, die unsere Männer installiert hatten – tiefe mit Zweigen und Laub bedeckte Fallgräben, gespannte Drähte, an denen man sich den Fuß oder das Genick brechen konnte oder Steinbrocken und beschwerte Pfeile, die von oben herabfielen –, richteten auch beträchtlichen Schaden an. Diese Vorrichtungen nützten aber natürlich nur, bis sie allesamt verbraucht waren, danach gab es lediglich noch den Kampf Mann gegen Mann, um unseren Bogenschützen Deckung zu geben. Da bekannt war, wie gut trainiert die cokyrischen Soldaten waren und was für ungewöhnliche und tödliche Waffen sie bei sich trugen, wusste ich, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis sie weiter vordringen würden.
    Ein Teil unserer Erfolge hing sicher damit zusammen, dass Narian in der Kriegsführung noch unerfahren war, doch alle wussten, dass dieser Vorteil für uns nicht von Dauer sein würde. Cannan hatte bereits widerwillig einräumen müssen, dass die cokyrische Strategie, über den Fluss zu kommen, brillant war, denn so gelang es ihnen, mit einer kleinen Anzahl von Soldaten einen großen Teil der unseren zu binden. Langsam begann sich der Eindruck zu verfestigen, dass wir wenig ausrichten konnten, um den Ausgang des Krieges zu beeinflussen, denn dazu hätten wir das Schicksal selbst ändern müssen.
    Es gab noch einen Aspekt des Krieges, den ich nicht vorhergesehen hatte, der allerdings bittersüß und wunderschön war. Denn in ganz Hytanica wurde in einem geradezu beängstigenden Ausmaß geheiratet. Die jungen Frauen fürchteten, ihre Männer im Kampf zu verlieren, während die jungen Männer heiraten und nach Möglichkeit noch einen Erben zeugen wollten, bevor womöglich ein früher Tod sie ereilte. Unter den vielen Paaren, die vor den Traualtar traten, waren auch Galen und Tiersia, deren im November bevorstehende Hochzeit ebenfalls etwas Dringliches an sich hatte. Die Trauung würde in einer der Kirchen Hytanicas stattfinden, der anschließende Empfang im Ballsaal des Palastes – eine Ehre, die nur wenigen zuteilwurde, aber schließlich war Galen der Haushofmeister, inoffiziell der zweite Mann nach dem Gardehauptmann und der beste Freund des Königs. Angesichts des fortdauernden Ausnahme- und Belagerungszustands würde es jedoch kein Festmahl geben, sondern man würde nur im Ballsaal kleine Erfrischungen reichen.
    Der Nachmittag des herbeigesehnten Hochzeitstages war windig und kühl, der bedeckte Himmel drohte mit Regen. Meine Sorge, das würde die festliche Stimmung dämpfen, war jedoch unbegründet – nie hatte ich ein glücklicheres Paar gesehen. Tiersia wurde in einem elfenbeinfarbenen Kleid von ihren Eltern den Mittelgang hinunterbegleitet, wie auch meine Eltern das bei mir getan hatten. Nur dass sie keine Vorbehalte dagegen hatte, den Arm des Bräutigams zu ergreifen. Galen trug einen goldbestickten schwarzen Uniformrock und schwarze Reithosen und empfing sie mit seiner Mutter und Cannan, der ihm seit seinem dritten Lebensjahr den Vater ersetzt hatte. Trotz der Bemühungen des Haushofmeisters, gefasst und würdevoll zu erscheinen, wie es einem hochrangigen Offizier zukam, musste er immer wieder unverhohlen grinsen. Steldor stand als Trauzeuge in prächtigem Dunkelrot und Schwarz neben ihm, wirkte jedoch leicht melancholisch, was daran liegen

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