Alera 02 - Zeit der Rache
mochte, dass er an unsere Hochzeit und die daraus hervorgegangene wenig harmonische Ehe dachte.
Nachdem das Paar die einleitenden Fragen des Priesters beantwortet hatte, trat es vor den Altar, und Fiara, die aussah, als könne sie jeden Moment niederkommen, stellte sich an Tiersias Seite. Es dauerte nicht lange, da brachte Fiaras Mann ihr einen Stuhl, auch wenn das dem Protokoll widersprach, sonst hätte sie sich vermutlich nicht mehr lange auf den Beinen halten können. Warrick war gerade erst von einem militärischen Einsatz zurück, zu dem er nur vier Tage nach seiner eigenen Hochzeit aufgebrochen war. Das wiedervereinte Paar tauschte Blicke, die keinen Zweifel daran ließen, wie verliebt die beiden waren.
Als der Priester zum Ablegen der Ehegelöbnisse aufforderte, spürte ich, wie sich die Atmosphäre änderte, als hätte die Feierlichkeit des Anlasses und die damit verbundene Freude auf die Hochzeitsgäste übergegriffen. Von meinem Platz ganz vorne in der Kirche aus konnte ich sehen, wie der betagte Geistliche Tiersias rechte Hand mit Galens linker verband, dann wandte das Paar einander die Gesichter zu und schien die Anwesenheit aller anderen selig vergessen zu haben.
»Versprecht Ihr, diese Frau zu Eurer Gattin zu nehmen, sofern die Heilige Kirche dem zustimmt?«, fragte der Priester Galen.
»Ja, das verspreche ich. Ich nehme dich als die Meine, auf dass du meine Gemahlin wirst und ich dein Gemahl«, sagte Galen und schaffte es kaum, seine Bewegtheit zu verbergen. »Und ich gelobe dir die Treue meines Leibes und will zu dir halten in Gesundheit und Krankheit, in guten wie in schlechten Tagen bis …«
Seine Stimme erstarb plötzlich, als sei ihm die Möglichkeit, wie kurz sein Leben sein konnte, gerade erst zu Bewusstsein gekommen. Einen schrecklichen Moment lang fürchtete ich, er würde nicht imstande sein, den Satz zu beenden, doch da trat Steldor an seine Seite, legte ermutigend den Arm um seine Schulter, und so vollendete er sein Gelöbnis.
»In guten wie in schlechten Tagen will ich bei dir sein bis ans Ende aller Tage.«
Galens unerwartete Mühe hatte mir die Realität des Krieges und seine harten Konsequenzen auf unerbittliche Weise in Erinnerung gebracht. Vielen anderen in der Kirche mochte es ähnlich ergehen.
Dann wandte sich der Priester an Tiersia. »Versprecht Ihr, diesen Mann zu Eurem Gatten zu nehmen, sofern die Heilige Kirche dem zustimmt?«
»Ja, das verspreche ich. Ich nehme dich als den Meinen«, begann sie und errötete allerliebst, »auf dass du mein Gemahl wirst und ich deine Gemahlin. Und ich gelobe dir die Treue meines Leibes und will zu dir halten in Gesundheit und Krankheit, in …«
Wie zuvor Galen verstummte sie, aber an ihren vor Schreck geweiteten Augen konnte man ablesen, dass sie einfach vor Aufregung die Worte vergessen hatte. Als sie zunehmend rot wurde, hörte ich Galen, der sich zu ihr herübergeneigt hatte, leise sagen: »Versprich einfach, mich zu lieben.«
»Und ich werde dich lieben bis zu dem Tag, an dem ich sterbe«, endete Tiersia, und alle verziehen ihr die leichte Abwandlung, die sie an dem traditionellen Gelöbnis vorgenommen hatte.
Als Nächstes waren die Ringe an der Reihe. Dazu löste Galen seine rechte Hand aus Tiersias, hob ihre Linke mit der Handfläche nach unten und schenkte ihr ein liebevolles Lächeln.
»Mit diesem Ring eheliche ich dich«, sagte er und schob den Ring ein Stück weit über ihren Daumen. »Dies Gold geb ich dir«, und er schob den Ring über ihren Zeigefinger. »Mit meinem Leib will ich dich verehren«, der Ring glitt auf ihren Mittelfinger. »Und mit all meinen weltlichen Gütern will ich dich ausstatten«, mit diesen Worten steckte er ihr den Ring an den Ringfinger, wo er verblieb.
Nachdem das Paar den ersten Segen als Eheleute erhalten hatte, endete die Trauungszeremonie und Galen schloss die Braut in seine Arme, um sie lang und leidenschaftlich zu küssen. Die Gäste reagierten mit Jubel darauf. Dann kamen die Frischvermählten rasch den Mittelgang herunter, gefolgt von Fiara an Warricks Seite sowie Steldor und mir. Ich konnte spüren, wie mein bis dahin so gelöster Gemahl sich versteifte, als würde es ihm im Herzen wehtun, mir so nahe sein zu müssen.
Von der Kirche begaben wir uns zum Palast, wobei die Mitglieder der Königsfamilie in der königlichen Kutsche fuhren, begleitet von Elitegarde und Palastwache. Es ging die Hauptstraße entlang, und ich empfand auf einmal einen seltsamen Frieden. Zum ersten Mal seit
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