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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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an den Falten meines Rockes herum und wählte die, die mir am wenigsten konfliktträchtig schien.
    »Narian hatte Neuigkeiten über Miranna, die ich auf keine andere Weise hätte in Erfahrung bringen können. Ich musste wissen, ob es ihr gut ging.«
    »Hättest du ihn auch aufgesucht, wenn Miranna nicht in Gefahr gewesen wäre?«
    Nervös biss ich mir auf die Lippe und fürchtete mich vor seiner Reaktion. Dennoch antwortete ich wahrheitsgemäß.
    »Ja, denn ich hätte sehen wollen, wer er geworden ist.«
    »Und wenn er dich heute um ein Treffen bäte, würdest du dann immer noch hingehen?«
    Mein Zögern war eigentlich schon Antwort genug, doch erstaunlicherweise wurde er nicht wütend. Vielmehr beobachtete er mich und schien den Kampf, den ich mit mir selbst führte, sehr genau zu registrieren. Dabei konnte ich tief in seinen braunen Augen ein Gefühl entdecken, das mir das Herz brach.
    »Ich werde dir nicht böse sein«, versprach er. »Sag es ruhig.«
    Ich holte tief Luft, um Mut zu fassen, dann sah ich ihm fest in die Augen.
    »Ja, ich würde ihn treffen. Ich kann nicht sagen, dass ich es nicht täte. Ich – ich liebe ihn. Es tut mir leid.«
    »Es kann einem nicht leidtun, jemand zu lieben«, erwiderte er unwirsch und warf den Dolch in die Luft, bevor er ihn wieder in seine Scheide schob. Eigentlich war ich darauf gefasst, dass er nun den Saal verlassen würde, doch er ging an mir vorüber, machte wieder kehrt und blieb einige Schritte vor mir stehen. »Du kannst nicht anders, auch wenn du dir damit schadest. Das musste ich wissen.«
    Die Bemerkung traf mich, obwohl er mich damit sicher nicht hatte kränken wollen. Unbehaglich trat ich von einem Fuß auf den anderen, und wünschte mir das Ende dieser Unterhaltung herbei. Er seufzte und wich dann zurück, um sich auf den Rand der Empore zu setzen.
    »Ich kann so nicht weitermachen, Alera. Ich kann mir nicht länger einreden, dass du deine Gefühle für ihn verlieren und dich mir hingeben wirst. Und ich kann nicht weiter darauf hoffen, dass du freiwillig in mein Bett kommen wirst.«
    Er stand erneut auf, denn offenbar war ihm das Thema zu schwer, um dabei ruhig sitzen zu können. Ich hatte bisher nie versucht, die Dinge aus seiner Perspektive zu betrachten, doch jetzt, da er mich dazu zwang, erkannte ich, dass ich nicht die Einzige war, deren Eheleben nicht so verlief, wie sie sich das gewünscht oder erwartet hatte.
    »Von nun an«, fuhr er fort und seine Stimme klang gepresst vor unterdrückten Gefühlen, »werde ich unsere Ehe als Zweckehe betrachten, die nur eingegangen wurde, damit ich den Thron besteigen konnte. Ich werde dir meine Gesellschaft nicht aufzwingen und nicht mehr erwarten, dass du meinen Bedürfnissen nachkommst. Ich werde es dir überlassen, zu entscheiden, ob und wann unsere Beziehung voranschreiten soll. Alles, worum ich dich bitte, ist, bei öffentlichen Anlässen die Rolle der Gemahlin und Königin zu spielen.« Er musterte mich eingehend und fügte noch hinzu. »Ich denke, dass wir mit dieser Regelung beide glücklicher sein werden.«
    Meine Augen weiteten sich vor Erstaunen. Ich war von seinem Angebot überwältigt. Von dem Opfer, das zu bringen er bereit war. Wenn er Wort hielte, wäre ich damit so frei, sofern das unter diesen unabänderlichen Umständen überhaupt möglich war. Doch zu meiner Erleichterung gesellten sich rasch Schuldgefühle, denn seine Miene war fast nicht zu ertragen: distanziert und gefasst verriet sie mir doch, wie weh er sich selbst damit tat.
    »Ich danke dir«, sagte ich leise und fragte mich, ob mein Herz wohl für immer darüber traurig wäre. Jede Lösung schien eben ihren Preis zu haben.
    »Nicht«, wehrte er ab, klang dabei allerdings nicht verärgert. »Dank mir nicht.«
    Er riss seinen Blick von meinem Gesicht los und verließ mit schnellen Schritten den Thronsaal. Er durchquerte das Vorzimmer und sagte kein Wort zu seinem Vater, den er doch offensichtlich hatte treffen sollen, und machte auch keine Anstalten, seinen Leibwächter mitzunehmen. Zweifellos war er nicht in der Stimmung, irgendjemand zu sehen.
    Im Verlauf der nächsten Tage wurde mein Verhältnis zu Steldor tatsächlich besser. Die Spannung zwischen uns war beseitigt, denn wir hatten unser Verhältnis endlich geklärt, selbst wenn das nicht so ausgegangen war, wie er es sich wohl gewünscht hätte. Dennoch konnten wir zivilisierter und entspannter miteinander umgehen, als es lange Zeit der Fall gewesen war.
    Nun war zwar die Belastung in

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