Alera 02 - Zeit der Rache
einem jungenhaften Grinsen ging er davon, um Lania zu suchen.
Allein gelassen hielt ich nach Tiersia Ausschau, die mit unseren beiden Ehemännern zwischen den Doppeltüren direkt vor dem Balkon stand. Steldor und Galen schienen miteinander zu scherzen, wobei Galen glücklicher wirkte, als ich ihn je gesehen hatte. Tiersia stand daneben und errötete immer wieder. Ich konnte nicht widerstehen und ging auf die drei zu. Steldors Haltung änderte sich nicht, als ich dazukam. Er begrüßte mich vielmehr, als sei zwischen uns nichts geschehen, was zumindest für den Moment ja auch zuzutreffen schien. Grinsend nahm er mir das noch fast volle Glas aus der Hand.
»Ich denke, Wein ist nicht nach Eurem Geschmack. Da wäre es doch eine Schande, einen so kostbaren Tropfen an einen unsensiblen Gaumen zu verschwenden.« Träge ließ er die Flüssigkeit im Pokal kreisen, dann leerte er das Gefäß in einem Zug und drückte es einem vorüberkommenden Diener in die Hand.
Danach plauderten wir vergnügt, obwohl man bei Steldor und Galen eher davon sprechen konnte, dass sie einander aufzogen, denn sie waren nicht zuletzt aufgrund ihres Weinkonsums sehr aufgekratzt. Tiersia und ich gingen bereitwillig darauf ein, bis Warrick zu uns herüberkam. Ich erwartete, dass er mit Steldor sprechen wolle, doch stattdessen wandte er sich an mich und warf meinem Gemahl und Galen nur einen düsteren Blick zu. Ich hatte das unmissverständliche Gefühl, dass diese jungen Männer ihrer Verwandtschaft zum Trotz in der Jugend keine guten Freunde gewesen waren.
»Eure Hoheit«, sagte Warrick, »gibt es wohl einen ruhigen Ort, an dem meine Gemahlin sich ein wenig hinlegen könnte? Sie fühlt sich nicht ganz wohl.«
»Aber natürlich. Ich werde mich sofort darum kümmern. Soll ich auch den Arzt rufen lassen?«
»Ich danke Euch, Majestät, aber dazu besteht kein Anlass. Sie ist wohl nur übermüdet und ein wenig überreizt.«
Ich winkte Destari herbei und wies ihn kurz an, Lady Fiara, die ziemlich blass neben einem der Tische mit den Erfrischungen saß, in meinen privaten Salon zu geleiten. Er bot ihr sogleich seine Hilfe an, und ich hoffte, dass Warricks Vermutung richtig und sie tatsächlich nur überanstrengt war.
»Vielleicht sollte ich sie begleiten«, sagte Tiersia zu Warrick und runzelte besorgt die Stirn, doch ihr Schwager schüttelte nur den Kopf.
»Du solltest deine Hochzeit genießen.« Er drückte ihre Hand, und ich nahm an, er selbst würde seine Gemahlin begleiten.
In diesem Moment tauschten Galen und Steldor einen listigen Blick, und irgendetwas in meinem Hinterkopf warnte mich.
»Glückwunsch zur Schwangerschaft deiner Frau«, sagte Steldor freundlich. »Du wirst sicher ein stolzer Vater sein.«
Warrick nickte ihm nur kurz zu, wobei er jedoch so finster dreinblickte, als ob er sich über die guten Wünsche des Königs ärgerte. Dennoch wirkte er weiter, als wolle er eigentlich gehen, bis auch Galen sich in das Gespräch einschaltete.
»Im wievielten Monat ist sie jetzt?«, fragte er, weil er sich offenbar nicht mehr daran erinnerte, wann die Schwester seiner Frau geheiratet hatte.
»Im fünften«, sagte Warrick in irgendwie lauerndem Ton. »Wie du weißt, war die Hochzeit im Juni.«
»Erst im fünften?«, hakte Galen nicht mehr ganz so unschuldig nach.
Es war getratscht worden, natürlich – Lady Fiara war schon sehr viel rundlicher, als sie es eigentlich hätte sein sollen, wenn man das Datum ihrer Hochzeit bedachte – doch keinem Angehörigen des Adels wäre es eingefallen, eine so ungehörige Feststellung in aller Öffentlichkeit kundzutun. Außer, wie es schien, den beiden weinseligen Gaunern hier vor uns.
»Dann erwartet sie wohl entweder Zwillinge oder Ihr müsst Euch mit den Daten vertan haben, Cousin«, bemerkte mein Gemahl schamlos.
»Ich weiß nicht, was Ihr damit sagen wollt –«
»Oh, ich will gar nichts sagen. Aber eigentlich hätte die Hochzeit doch im Herbst stattfinden sollen, nicht wahr? Daher kann ich gar nicht anders, als mich zu fragen, was da wohl zuerst kam, die Ehe oder die Schwangerschaft?«
Tiersia und ich erstarrten – einerseits aus Verlegenheit, andererseits aus Faszination. Warrick lachte zunächst noch ungläubig über Steldors Frechheit, bevor er die Frage mit einer schneidenden Bemerkung parierte.
»Ach, jetzt verstehe ich, worum es hier geht. Ihr seid wohl verbittert, weil ich meine Frau innerhalb von Tagen beglücken konnte, und Ihr schon – wie lange ist es jetzt her? – sechs
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