Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim
das Wendemanöver in unsere Richtung durchzuführen. Immerhin etwas.
Die Corsarius gab diese zusätzliche Information nicht an die Bodentruppen weiter.
Das Landungsboot der Stein meldete, es sei unterwegs.
Kurz darauf nahmen wir Fahrt zum Rendezvouspunkt auf.
Die gewaltige Masse von Masipol hing im westlichen Himmel, ein unheimlich erhellter purpurroter Fleck, ein böses Omen. Ich sah mich nach dem Landungsboot um, beobachtete den gewaltigen Planeten und hielt ein Auge auf die größer werdenden Ortungssymbole gerichtet, die sich allmählich zu für mich erklärlichen Symbolen wandelten: hier eine Flottille Zerstörer, dort ein Geschwader Fregatten.
Erneut die Stimme von der Corsarius : »Chris.«
»Wir machen, so schnell wir können.«
»Ihr habt keine Zeit mehr.«
»Bestätigung.«
Ich hörte im Interkom Menschen atmen. Jemand führte Kurskorrekturen durch. Dann eine neue Stimme: »Bereitet das Phantom vor. Alle Systeme maskieren.«
»Feindliche Schiffe werden in vierzehn Minuten in Schußweite sein. Sie haben mit dem Abbremsmanöver begonnen.«
»Feuert das Phantom ab.«
Das Schiff erzitterte, und etwas Dunkles sprang vor und verschwand augenblicklich.
Es ist ein Lockvogel, erklärte der Monitor. Wir lassen uns treiben und absorbieren die Ortungsstrahlen. Das Phantom simuliert das Strahlungsmuster der Stein. Wir wollen die sich nähernden Feinde in die Irre führen.
»Wird es klappen?«
Ein paar Minuten lang. Die Corsarius hat auch eins abgeschossen.
Ich saß schwitzend da. Wie, zum Teufel, konnten sie nur hoffen, den Ashiyyur zu entkommen? Selbst mit diesem Täuschungsmanöver! Ich war mir über diese alten Schiffe nicht im klaren, doch ein modernes würde, wenn es aus dem Stand beschleunigte, innerhalb von einer Stunde eingeholt werden.
»Chris?«
»Wir brechen jetzt auf. Die Stummen haben versucht, einen Partikelstrahl zu justieren, und wir mußten ihn ausschalten. Setzt euch in Bewegung. Wir treffen uns unterwegs.«
Er klang nicht, als habe er das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Doch auf den Bildschirmen wimmelte es nur so vor Ortungsimpulsen. Sie würden uns bald eingekreist haben.
»Landungsboot der Stein längsseits.«
»Fregatten führen das Rudel an. Sie werden als erste hier sein. Maximale Schußweite elf Minuten.«
»Hoffentlich jagen sie den Phantomen und nicht uns hinterher. Abbremsrate?«
»Wird langsamer. Auf drei Prozent zurückgegangen.«
»Ortung meldet, daß die großen Schiffe gerade aus dem Hyperraum gefallen sind. Sie konnten den Kurs noch nicht ändern und werden an den Kampfhandlungen nicht teilnehmen.«
Das bedeutete, daß sie noch immer in die falsche Richtung flogen. Ich sah jedoch nicht ein, was das für eine Rolle spielen sollte. Die Wolke der Ortungsimpulse auf meinen Bildschirmen war sehr nahe.
»Fregatten verfolgen die Phantome.«
Es bereitet den feindlichen Sensoren Schwierigkeiten, Alex, so kleine Schiffe wie diese zu orten, besonders vor einem Mondhintergrund.
»Bodentruppen an Bord.«
»Verluste?«
»Drei. Und Koley. Hat es nicht zurückgeschafft, Sir.«
»Bringt sie auf die Krankenstation. Status auf der Corsarius ?«
»Drei Minuten bis zu ihrem Rendezvous mit dem Landungsboot.«
»Kurs und Geschwindigkeit auf Parallelfahrt mit der Corsarius nach der Aufnahme vorbereiten. Startklar machen.«
Die sich nähernde Flotte war jetzt hinter dem Horizont verschwunden. Ich nahm an, daß Sim plante, Hrinwhars Masse zwischen uns und unsere Verfolger zu bringen, obwohl mir auch diese Strategie keine Hoffnung zu bergen schien.
»Zerstörer verfolgen noch die Phantome.«
»Dumme Trottel.«
Wir hatten jetzt alle nicht lebensnotwendigen Systeme abgeschaltet und die Energie in den anderen reduziert, um die Streustrahlung zu verringern. Wir befanden uns hinter dem Mond, unsichtbar und in Sicherheit. Für den Augenblick. Dennoch war es ein gutes Gefühl.
»Landetrupp der Corsarius an Bord.«
»Sehr gut. Fluchtkurs vorbereiten. Auf Befehl warten.«
Wir warteten. Mein Gott, wir warteten. Doch in den Stimmen im Interkom oder der Brückenbesatzung lag nicht der geringste Anflug von Panik. Wir hielten unseren Orbit; ich beobachtete den Horizont vor mir und wartete auf die Lichter der Ashiyyur. Wenn wir aus unserem Versteck auftauchten, würden wir in unmittelbarer Reichweite ihrer Waffen sein.
»Was, zum Teufel, haben wir vor?« fragte ich.
»Sie wenden sich von den Phantomen ab. Sie sind dahintergekommen.«
»Ortungsstrahlen erfassen uns. Sie haben uns
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