Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim
Machesneys Andenken gegründet worden war.
Das Rashim Machesney-Institut ist fürwahr ein Tempel in klassischer hellenistischer Form. Erbaut aus weißem Marmor, geschmückt mit anmutigen Säulen und Statuen, erhebt er sich majestätisch am Ufer des Melony. In der Rundhalle wurde das Gesicht des großen Mannes in Stein gemeißelt.
Um das Kuppeldach verläuft der Satz, den er an die gesetzgebende Körperschaft von Toxicon richtete: »Freunde, die Gefahr erwartet unsere Bequemlichkeit.«
Das Institut beherbergte eine astronomische Datenempfangsstation, die als Auswertungszentrale für Daten fungierte, die von einigen tausend Observatorien hereinkamen, von Vermessungsflügen, von unbemannten Flügen in noch nicht erkundete Raumsektoren und von Gott weiß woher sonst noch. In erster Linie war das Institut jedoch ein Schaukasten für Wissenschaft und Technik, ein Ort, zu dem Männer ihre Familien führten, um ihnen zu zeigen, wie das Leben draußen in den Zylinderwelten wirklich war. Oder wie Computer mit Hilfe des Pulsars Herkules X-1 die Universelle Standardzeit berechnen. In einem Kino wurde die Simulation eines Flugs in ein Schwarzes Loch vorgeführt.
Darüber hinaus waren die Bibliothek und die Buchhandlung gute Quellen über Machesney. Ich hätte gern die Bibliotheksspeicher überprüft, um festzustellen, ob Gabe irgend etwas nachgeschlagen hatte, doch der Bibliothekar beharrte darauf, mir diese Art Information nicht geben zu können. »Wir können allerhöchstens außerhalb des Netzes nachsehen. Wir haben bessere Unterlagen über Material, das er sich körperlich ausleihen mußte. Wenn er etwas verspätet zurückgebracht haben sollte, haben wir ihn. Ansonsten …« Er zuckte die Achseln.
»Sparen Sie sich die Mühe«, sagte ich.
Ich war in der Hoffnung dorthin gegangen, irgendeinen Experten zu finden, ihn zur Seite zu nehmen und eine neue Betrachtungsweise des Problems zu bekommen. Doch am Ende fiel mir nicht ein, wie ich eine derartige Frage formulieren sollte. Also begnügte ich mich damit, Material der Fernleihe zusammenzustellen, es in einen leeren Kristall zu kopieren und zu Jacobs Stapel zu fügen.
Jacob konnte bei der ersten Materialsammlung noch keinen Fortschritt melden. »Ich gehe sehr langsam vor, um die Informationen besser aufnehmen zu können. Doch es würde mir helfen, wenn du die Parameter der Suche definieren könntest.«
»Suche nach Hinweisen auf ein verlorenes Artefakt«, sagte ich. »Vielleicht ein Rätsel, bei dem wir mit einiger Berechtigung hoffen können, daß Dr. Machesney eine Lösung fand. Oder etwas, das verlorenging und das wir für ein Rätsel halten.«
Mit der Zeit wurde ich selbst eine Art Experte im Fall Rash Machesney.
Er hatte in diesem Krieg alles riskiert. Die wissenschaftliche Gemeinschaft schloß ihn aus; seine Heimatwelt warf ihm kriminelle Vergehen vor und verurteilte ihn in absentia zu zwei Jahren Gefängnis. Die Friedensbewegung schoß sich auf ihn ein, und einer ihrer Sprecher erklärte, sein Name würde in einem Zug mit dem Judas Ischariots genannt werden. Und die Ashiyyur denunzierten ihn als Strichjungen, der sein Wissen benutzte, um überlegene Waffen zu schaffen. Diesen Vorwurf stritt er nie ab.
Man warf ihm auch vor, ein Spinner, Frauenheld und kein Kostverächter zu sein, was Alkohol betraf. Ich begann, ihn entschieden zu mögen.
Doch ich kam nicht weiter und gab nach einigen Nächten auf. Es gab keine Anzeichen dafür, daß etwas Wertvolles fehlte und eine Verbindung mit der Verschleierten Dame bestand. Dieser Nebel lag weit vom Kriegsschauplatz entfernt. In ihm hatten keine Schlachten stattgefunden, und in seinen zahlreichen Windungen lagen keine Ziele verborgen. (Strategisches Interesse an der Verschleierten Dame war die Folge relativ junger Entwicklungen, die sich aus der Expansion der Konföderation in diese Region ergaben. Zu Sims Zeiten wäre es sinnlos gewesen, durch den Nebel zu fliegen, da es einfachere Routen ins Herz der Konföderation gab. Heute war das jedoch ganz anders.)
Chase bot mir ihre Hilfe an. Ich akzeptierte, und sie bekam ein Bündel Material zur Lektüre und Durchsicht. Es kam nicht viel dabei heraus.
Als die Ludik-Talino-Gesellschaft ihr nächstes monatliches Treffen im Collandium abhielt, war ich dabei.
Jana Khyber hatte recht: Es sollte eher ein geselliger als ein akademischer Abend werden. Die Gespräche in der Lobby waren heiter, es wurde viel gelacht, und alle bereiteten sich anscheinend auf eine Party vor.
Ich kam
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