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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ein paar Dinge erledigen. Werden sie auf den dreißig Tagen bestehen? Ich meine, was immer du herausgefunden hast, wartet dort schon seit zwei Jahrhunderten. Ein paar Monate mehr werden sicher keinen großen Unterschied ausmachen.«
    »Nein.« Er beugte sich zu mir vor und stützte das Kinn auf einer Faust ab. Es lag ein Anflug von Erheiterung in seinen Augen. »Vielleicht nicht. Ich glaube nicht, daß eine kleine Verzögerung jetzt noch viel ausmachen wird. Aber du mußt Brimbury und Conn fragen. Ich habe ihnen einen gewissen Handlungsspielraum gelassen. Es wird wohl davon abhängen, ob sie dich für zuverlässig halten.« Er blinzelte. »Nachdem du den Speicher gelesen hast, wirst du vielleicht die Schlußfolgerung ziehen, daß ich vorschnell gehandelt habe. Ich kann deine Reaktion nicht genau abschätzen. Ich muß eingestehen, daß ich mir über mein Verhalten in dieser Sache sehr unschlüssig bin. Aber ich überlasse alles vertrauensvoll dir. Es tut mir leid, daß ich nicht mehr bei dir sein kann.«
    »Du wirst bei mir sein«, sagte ich.
    Er lachte. »Sentimentaler Unsinn, Alex. Ich bin schon fort, und all das kümmert mich eigentlich wirklich nicht mehr. Aber wenn du etwas für mich tun willst: Wenn alles vorbei ist, kannst du dem Zentrum für Akkadische Studien ein angemessenes Souvenir schicken.« Bei dieser Vorstellung strahlte er vor Vergnügen. »Diese Mistkerle haben mich immer einen Amateur genannt.«
    Er hielt mir die geöffneten Arme entgegen. »Das ist wohl alles, Alex. Ich liebe dich. Und ich bin froh, daß du mitmachst.«
    Wir umarmten uns. »Danke, Gabe.«
    »Schon gut. Ich möchte, daß diese Sache in der Familie bleibt. So oder so.« Ich stand, doch er sah immer noch zu mir hinab. »Gehe diese Sache richtig an, und man wird Universitäten nach uns benennen.«
    »Ich habe nie gewußt, daß du auf so etwas Wert legst.«
    Er kräuselte amüsiert die Lippen. »Ich bin jetzt tot, Alex. Ich muß die Dinge nun im großen Maßstab sehen.«

 
2 |
     
     
    talinisch (ta li nisch), adj. 1. dazu neigend, sich unter Druck zurückzuziehen. 2. verächtlich furchtsam. 3. charakteristische Eigenschaft oder Merkmal eines Feiglings (s. feige.)
    SYN. feige, mutlos, verzagt, ängstlich, unzuverlässig, charakterschwach.
     
    Ludik Talino: Was für ein Übermaß an Verachtung und Mitleid hatte dieser Name im Verlauf von zwei Jahrhunderten hervorgebracht. Ihm hatte immer die Macht eines Judas oder eines Arnold gefehlt, die absichtlich die Menschen verrieten, die ihnen vertrauten, die aktiv mitwirkten, die Männer ins Verderben zu schicken, denen sie Treue schuldig waren. Talino war nie ein Verräter in diesem Sinn. Die allgemeine Auffassung bestand darin, daß ihn eher der Mut als die Moral verlassen hatte. Niemand war je davon ausgegangen, er hätte seinen Kapitän an dessen Feinde verkauft. Doch die Tat, der er bezichtigt und für die sein Name ein Synonym wurde, war auf ihre Art noch verachtenswerter: Im kritischen Augenblick war er geflohen.
    Ich schlug Talino in der Bibliothek nach und verbrachte den Abend damit, Berichte der alten Geschichte zu lesen.
    Die zeitgenössischen Aufzeichnungen waren bruchstückhaft. Es war nicht bekannt, daß ein dellacondanisches Schiff den Widerstand überstanden hätte; ganze Datennetzwerke waren ausgelöscht worden, und am Ende waren nur noch wenige Augenzeugen der frühen Jahre am Leben geblieben.
    Über den Mann selbst ist nur wenig bekannt. Vielleicht war er ein Dellacondaner, doch vieles deutet darauf hin, daß er in der Stadt auf der Klippe geboren wurde, und zumindest ein bedeutender Historiker behauptet, er sei auf Rimway aufgewachsen. Bekannt ist, daß er bei Kriegsausbruch bereits ein diplomierter Techniker auf einer der zwölf dellacondanischen Fregatten war. Er diente fast zwei Jahre lang als Waffenspezialist und Navigator auf der Proctor , bevor er den letzteren Posten an Bord von Sims gefeierter Corsarius übernahm.
    Anscheinend kämpfte er mit Hingabe. Eine Überlieferung besagt, er sei nach Grand Salinas von Sim persönlich ausgezeichnet worden, doch diese Aufzeichnungen gingen verloren, und die Behauptung wurde niemals bewiesen.
    Auf jeden Fall blieb er während der großen Tage des Widerstands auf diesem berühmten Schiff, bis die Corsarius als Speerkopf die vereinten Geschwader aus über sechzig Fregatten und Zerstörern führte und die gewaltigen Flotten der Ashiyyur in Schach hielt. Schlußendlich erkannten Rimway und Toxicon und die anderen inneren Systeme

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