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Alex Benedict 03: Die Suche

Alex Benedict 03: Die Suche

Titel: Alex Benedict 03: Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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wirkte unheimlich zerbrechlich. »Sie müssen Ms Kolpath sein«, sagte er mit erstaunlich fester Stimme, blickte aber immer noch nicht von seiner Arbeit auf.
    »Das ist richtig, Professor.«
    »Sehr schön, junge Dame. Nur einen Moment noch, dann bin ich für Sie da.«
    Es dauerte ein bisschen länger als einen Moment, aber schließlich drückte seine Miene aus, dass er mit seiner Arbeit zufrieden war. Er legte den Stift weg und bedachte mich mit einem Blick aus seinen wässrigen Augen. »Verzeihen Sie mir«, sagte er. »Wenn man bei dieser Arbeit mittendrin aufhört, dauert es Stunden, bis man wieder dahin kommt, wo man gerade war.«
    »Das macht nichts. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.« Alex hatte ihn als Historiker und Archivar beschrieben. »Woran arbeiten Sie gerade, Professor?«, fragte ich, bemüht, ein Gespräch in Gang zu bringen.
    »Ach, nichts.« Er stieß sich vom Tisch ab. »Das ist nur eine Spielerei.« Er bemühte sich um ein gleichgültiges Lächeln, aber es war nicht echt.
    »Was für eine Spielerei?«, hakte ich hartnäckig nach.
    »Es heißt Die Ermittler.«
    »Die Ermittler?«, fragte ich.
    »Das ist ein Stück. Ich gehe davon aus, dass es in der nächsten Saison im Küstentheater aufgeführt werden wird.«
    »Ich wusste nicht, dass Sie Stückeschreiber sind.«
    »Oh, das bin auch ich nicht. Nein, eigentlich nicht. Ich habe ein paar verfasst. Aber sie kamen nie über lokale Aufführungen hinaus. Sie wissen sicher, wie das ist.«
    Ich hatte keine Ahnung. Aber ich sagte Ja, natürlich.
    »Ich schreibe Krimis, Mordgeschichten«, sagte er. »Es wäre schön, wenn eine davon irgendwann den Weg ins Theater von Brentham schaffen würde.«
    Ich tat, als verstünde ich, welche Bedeutung das hatte. »Das wäre schön«, sagte ich. »Viel Glück, Professor.«
    »Danke, aber ich bin nicht sehr optimistisch.«
    »Was lehren Sie?«, fragte ich.
    »Gar nichts«, sagte er. »Ich habe früher Geschichte gelehrt, aber das ist lange her. Ich bin es müde zu versuchen, widerspenstigen Studenten etwas beizubringen, also habe ich es aufgegeben.«
    »Und jetzt …?«
    »Jetzt sitze ich fest und sicher im Capani-Präsidium, was bedeutet, dass ich nur noch gelegentlich mit Doktoranden arbeiten muss. Gott helfe ihnen.« Er lachte und stand auf, schwankte einen Moment, blieb aber auf den Beinen und lachte wieder. »Der Boden ist nicht mehr so fest wie früher. Aber zu Ihnen, Sie sind, wie ich glaube, gekommen, um …« Seine Stimme verlor sich, und er wühlte in einem anderen Papierstapel, gab dann auf und öffnete einen Aktenschrank. Wieder wühlte er herum, dann hellten sich seine Züge auf. »Ja«, sagte er. »Hier ist es. Ms Kolpath, wie wäre es, wenn Sie mit mir kämen.« Er ging in Richtung Veranda. Die Tür glitt auf, und er trat hinaus. »Seien Sie vorsichtig«, warnte er mich.
    Er gewann sogleich an Kraft. Seine Zerbrechlichkeit war wie weggeblasen, und er bewegte sich beinahe mit der Behändigkeit eines jungen Mannes. Als ich ihm nach draußen folgte und mein Gewicht dahinschmolz, war mir klar, wie es dazu kam. »Antigravitationsgeneratoren«, stellte ich fest.
    »Aber natürlich. Sie haben jetzt nur noch dreißig Prozent ihres normalen Gewichts, Chase. Darf ich Sie Chase nennen? Gut. Bitte, passen Sie auf, wo Sie hintreten. Die geringere Schwerkraft führt manchmal zu einem übertriebenen Wohlgefühl. Hier sind schon Leute hinuntergefallen.«
    Wir standen auf einer der Rampen, die ich vom Boden aus gesehen hatte. Die Geländer bestanden aus kunstvoll verziertem Metall, und die Rampe führte in einem steilen Winkel hinauf auf eines der Dächer. Lochlear machte sich mit geübten Bewegungen an den Aufstieg.
    Wir gingen hinauf und stiegen auf das Dach. Er bewegte sich mit einer lässigen Unaufmerksamkeit, und ich machte mir Sorgen, er könnte wegen seiner Zerbrechlichkeit und seinem geringen Gewicht von dem Wind, der gleichmäßig vom Ozean herwehte, einfach weggeblasen werden. Er sah mir meine Besorgnis an und lachte. »Nur keine Angst«, sagte er. »Ich komme oft hier herauf.«
    Ich blickte über das Dach aufs Meer hinaus. »Das ist wunderschön«, sagte ich.
    »Hier oben werde ich wieder jung. Wenigstens für ein paar Minuten.« Wir liefen an Stühlen und Tischen vorbei und gingen durch eine Doppelflügeltür in das Gebäude zurück. Ich konnte nicht verstehen, was die Eile zu bedeuten hatte, bis mir bewusst wurde, dass Lochlear alles im Eiltempo erledigte.
    Wir schoben uns durch einen Vorhang und betraten

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