Alex Benedict 03: Die Suche
hatte er kein Recht.«
»Tut mir leid.«
»Schon gut. Ich habe es ihm ein paar Mal durchgehen lassen, aber Versprechen haben für ihn keine Bedeutung.«
»Wahrscheinlich sind Sie ohne ihn besser dran. Hört sich nach einem ziemlich miesen Kerl an.«
»Ich bin drüber weg.«
»Gut.« Ich gab mir alle Mühe, zwanglos zu wirken. »Wenn er noch mehr von dem Zeug hat, könnte Ihnen das einen Haufen Geld einbringen.«
»Das ist mir egal.«
»Wir könnten es so drehen, dass er gar nicht erfährt, woher die Information kommt. Sie hätten nichts damit zu tun, er würde es nie erfahren.«
Sie schüttelte den Kopf. Auf keinen Fall.
»Wie wäre es damit? Falls er noch mehr Artefakte wie diese Tasse hat, halten wir Sie da raus und machen ihm ein Angebot, ohne ihm zu verraten, was sie tatsächlich wert sind. Dann können Sie und ich den Gewinn unter uns aufteilen.«
Das wäre ein bisschen unmoralisch, und Alex hätte einen solchen Vorschlag niemals gemacht. Aber ich hätte damit kein Problem. Ich entwickelte allmählich echtes Mitgefühl mit Amy, also fiel es mir nicht schwer, für sie Partei zu ergreifen.
Sie fing an, darüber nachzudenken. »Sind Sie sicher, dass er es nie herausfindet? Dass ich etwas damit zu tun habe?«
»Absolut. Wir haben so etwas schon öfter gemacht.« Hatten wir erst den Namen, wäre es leicht, die Lage zu erkunden, ohne seinen Argwohn zu wecken. Und sollte sich herausstellen, dass dort tatsächlich noch mehr Souvenirs von der Seeker herumlagen, konnten wir versuchen, noch ein bisschen mit Amy zu verhandeln.
»Wenn Sie die Tasse erwähnen, wird er sofort wissen, dass ich Ihnen seinen Namen genannt habe.«
»Wir werden vorsichtig sein.«
»Das ändert nichts. Er wird es wissen.«
»Wir müssen nicht über die Tasse sprechen.«
»Sie dürfen sie überhaupt nicht erwähnen.«
»Okay. Wir werden sie nicht erwähnen. Wir werden kein Wort darüber verlieren.«
Sie dachte noch eine Weile nach. »Sein Name ist Hap«, sagte sie dann, und ihre Miene war so angespannt, dass ich fürchtete, sie könnte wieder in Tränen ausbrechen. Allmählich entwickelte sich hier ein verheulter Abend. »Eigentlich heißt er Cleve Plotzky, aber alle nennen ihn Hap.«
»Okay.«
»Wenn Sie ihm etwas sagen, wird er auf mich losgehen.«
»Er war gewalttätig«, mutmaßte ich.
Sie sah mir nicht in die Augen.
»Wohnt er in Andiquar?«
»Aker Point.«
Aker Point war eine kleine Gemeinde westlich der Hauptstadt. Die meisten Leute, die dort wohnten, waren entweder unfähig, einen Job zu behalten, oder zufrieden damit, sich mit dem staatlichen Mindestunterhalt zu begnügen.
Ich sah, dass Alex sich im Gastraum herumdrückte und so tat, als würde er die Kunstwerke bewundern. Dann erkannte er, dass unser Gespräch beendet war, lungerte noch ein oder zwei Minuten herum, sagte etwas zu einem Kellner und kam zu uns zurück. Kurz darauf wurde eine Runde Cocktails serviert.
Cleve (Hap) Plotzky arbeitete für seinen Lebensunterhalt. Er war ein Einbrecher und ein Dieb, wenn auch kein besonders erfolgreicher. So viel erfuhren wir durch seine offizielle Akte. Er war gut darin, Geräte zu bauen, mit denen Sicherheitssysteme abgeschaltet werden konnten, aber er schien immer irgendwelche Anfängerfehler zu machen. Manchmal wurde er geschnappt, wenn er versuchte, seine Ware wegzuschleppen. Oder weil er geniest und seine DNA am Tatort hinterlassen hatte. Oder weil er bei den falschen Personen mit seinen Fähigkeiten angegeben hatte. Außerdem führte seine Akte mehrere gewalttätige Übergriffe auf, vor allem gegen Frauen.
Also kehrten wir zurück, um Fenn Redfield aufzusuchen. Der Polizeiinspektor war früher selbst ein Einbrecher gewesen und seinem Beruf so verpflichtet, dass das Gericht schließlich eine Gehirnwäsche angeordnet hatte. Davon wusste er natürlich nichts. Die Erinnerungen an sein früheres Leben, sein Leben vor fünfzehn und mehr Jahren, waren alle künstlich geschaffen.
Er ging mit Alex einige Gerichtsakten über Hap durch, konnte ihm aber die Polizeiakten nicht zeigen. »Das verstößt gegen die Regeln«, sagte er. »Ich wünschte, ich könnte mehr für Sie tun.«
Die Gerichtsdokumente waren nicht detailliert genug, als dass man hätte herausfinden können, was gestohlen worden war. »Wie wäre es«, schlug Alex vor, »wenn ich Ihnen sage, was ich suche, und Sie erzählen mir, ob dieser Typ so etwas gestohlen hat?«
Und so beschrieb Alex die Tasse mit der englischen Aufschrift, und Fenn blickte in seine
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