Alex Benedict 03: Die Suche
die die Margolianer nach der Abreise noch bei sich hatten, sind nicht verfügbar.«
»Wer war Kay Wallis?«, fragte Alex.
»Eine der Gründerinnen der Organisation. Eine ihrer wichtigsten Verteidigerinnen, als die Leute anfingen, darüber zu lachen. Die Aufzeichnungen sind vage, aber es sieht so aus, als wäre sie gestorben, ehe die letzten Flüge stattfanden. Sie hat die Erde nie verlassen.« Er legte eine Pause ein, vermutlich in Erwartung eines Kommentars. Aber es kam keiner. »Wallis hat ihre Kritik an diversen Regierungstaktiken in Glorreiche Flucht dargelegt. Grundsätzlich waren sie besorgt darüber, dass jede Generation einer ganzen Reihe von Ideologien ausgesetzt wurde, die nicht nur hartnäckig das Denken bestimmten, wenn sie erst einmal tief genug eingeprägt waren, sondern die darüber hinaus das unabhängige Denken behinderten und zu den verschiedensten Feindseligkeiten führen konnten. Sie hat das alles genau erklärt. Bringt die religiösen Gruppen unter Kontrolle. Haltet die Konzernbeherrscher im Zaum. Erkennt, dass eine abweichende Meinung etwas Gesundes ist. Schafft eine ausgewogene Grundlage, auf der niemand benachteiligt wird.«
»Wenn die amerikanische Gesellschaft – es war doch Amerika, nicht wahr? -Ja, wenn die amerikanische Gesellschaft so repressiv war, wie konnte sie diese Schrift dann veröffentlichen?«
»Sie wurde in China veröffentlicht«, sagte Jacob. »Eine der letzten Bastionen der Demokratie auf dem Planeten.«
»Die Margolianer«, wandte ich ein, »waren im Grunde nicht benachteiligt.«
Alex kniff die Augen zusammen. »Sie verfügten über Mittel. Aber wenn man keine Handlungsfreiheit hat, ist benachteiligt durchaus der passende Begriff.« Er kritzelte etwas auf ein Pad. »Reden wir über die Artefakte.« Er forderte eine Liste der Beträge an, die gezahlt worden waren, als die sechs margolianischen Objekte zum letzten Mal den Besitzer gewechselt hatten. Jacob informierte uns darüber, dass zwei der Verkäufe unter Geheimhaltung abgelaufen waren. Die vier anderen Kaufbeträge druckte er aus. Alex seufzte. »Nicht schlecht«, kommentierte er.
Allerdings. Tao-Kis Schreibstift hatte vor einigen Jahren gleich etliche meiner Jahresgehälter eingebracht. Und ich wurde gut bezahlt. Die anderen Objekte waren noch teurer gewesen.
Alex rieb sich die Hände. »Okay. Sie muss uns einen Eigentumsnachweis beschaffen, bevor irgendetwas davon publik wird.« Er sprach natürlich von Amy.
»Kümmerst du dich darum?«, fragte ich. Voraussichtlich würden Verhandlungen geführt werden müssen, und dieser Teil der Arbeit war sein Spezialgebiet.
»Versuch, sie zu erreichen, und finde heraus, ob sie bereit ist, sich mit uns auf einen Drink im Hillside zu treffen.«
Ich rief Amy an. Sie beschloss umgehend, dass etwas Gutes passiert sein musste, und drang auf Informationen. Ich erklärte ihr, dass wir immer noch damit beschäftigt seien, Daten zu sammeln, und dass Alex ihr noch ein paar Fragen stellen wollte. Das kaufte sie mir natürlich nicht ab, aber das war nicht wichtig. Wenn wir erst im Hillside waren, würde Alex sie davor warnen, irgendjemandem von den guten Neuigkeiten zu erzählen, bevor wir sicher waren, dass niemand ihre Eigentümerschaft anfechten würde. Das mussten wir schon deshalb tun, weil wir uns selbst schützen mussten, schließlich würden wir die Abwicklung des Geschäfts übernehmen.
»Ich werde da sein«, sagte sie.
Alex hatte die Tasse in unserem Tresor eingeschlossen. Ich forderte ein Bild davon an und dachte über ihre Geschichte nach.
Vermutlich hatte irgendjemand sie in den ersten Jahren der Seeker als Souvenir an sich genommen, noch bevor das Schiff bei der Auswanderung der Margolianer zum Einsatz gekommen war. Oder sie war bei einer oder zwei Reisen zu der Kolonie dabei und erst von dem Schiff verschwunden, als es zurückgekehrt war, um die dritte Gruppe zu befördern. Es war zwar unwahrscheinlich, aber so könnte es gewesen sein. War das der Fall und sollten wir es auch beweisen können, so wäre die Tasse plötzlich von enormem Wert. Aber ich konnte mir kaum vorstellen, dass wir so viel erreichen würden.
Als ich das Alex gegenüber erwähnte, sagte er mir, ich solle mir nicht zu viel versprechen. »Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit waren im siebenundzwanzigsten Jahrhundert eine große Sache«, sagte er. »Vermutlich hat sich irgendjemand die Markenrechte verschafft und Tassen und Uniformen und alle möglichen anderen Seeker- Andenken hergestellt,
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