Alex Benedict 03: Die Suche
und ordentlicher frisiert als beim letzten Mal. Ihre Augen wirkten wachsamer, und sie hielt sich etwas aufrechter als in unserem Büro. Entspannt war sie nicht, aber genau deshalb waren wir schließlich hier. Das Hillside war der Ort, wo Alex gern hinging, wenn er einen Klienten in die Defensive treiben wollte. Mit anderen Worten: immer dann, wenn er etwas von einem Klienten wollte und nicht sicher war, ob er es bekommen würde.
Sie kam gleich zur Sache. »Chase sagte, Sie hätten gute Neuigkeiten für mich.«
Offenbar ging ihre Fantasie mit ihr durch. Alex sah mich an, las meinen Gesichtsausdruck und lächelte. »Die Tasse hat etwas mit einem berühmten Schiff aus der Frühzeit der interstellaren Raumfahrt zu tun«, sagte er. »Wir nehmen an, dass sie ziemlich wertvoll ist.«
»Wie viel?«, fragte sie.
»Die Entscheidung müssen wir dem Markt überlassen, Amy. Ich möchte jedenfalls nur ungern eine Schätzung abgeben.« Er zog einen Chip hervor. »Wenn Sie Zeit finden, füllen Sie dieses Dokument aus. Es dient als Nachweis, dass Sie die Eigentümerin sind.«
»Warum muss ich das tun?«, fragte sie. »Es gehört mir. Jemand hat es mir geschenkt.«
»Und etwas zu besitzen macht schon neunzig Prozent aus. Aber in solchen Fällen kommt es leicht zu Streitigkeiten. Im Grunde ist das nur eine Formalität, aber es kann Ihnen später Probleme ersparen.«
Sie war sichtlich verärgert, aber sie nahm den Chip an sich und stopfte ihn in eine Seitentasche ihres Kostüms. »Ich melde mich morgen wieder bei Ihnen.«
»Gut«, sagte Alex. »Sobald das erledigt ist, bieten wir die Tasse am Markt an und warten ab, was passiert.«
»In Ordnung.«
Er beugte sich vor und senkte die Stimme. »Wir kennen zwar den genauen Wert nicht«, sagte er, »aber wir sollten ein Mindestgebot festlegen.«
»In welcher Höhe?«
Er nannte ihr eine Zahl. Ich habe so etwas schon oft erlebt, aber dieses Mal verschlug es mir den Atem. So viel Geld hatte ich bisher in meinem ganzen Leben nicht verdient. Amy kniff die Augen zu, und ich sah, dass eine Träne über ihre Wange lief. Womöglich habe ich sogar selbst feuchte Augen bekommen.
»Wunderbar«, rief sie mit brechender Stimme.
Alex strahlte. Er war ein Musterbeispiel philanthropischer Zufriedenheit. Es war ja so schön, behilflich sein zu können. Natürlich würde unser Anteil bei den üblichen zehn Prozent des endgültigen Kaufpreises liegen. Und ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass sein Mindestgebot zurückhaltend war.
Eine Minute lang glaubte ich, sie würde vollends die Fassung verlieren. Mit dem Taschentuch wedeln, tapfer lächeln, kichern, um Entschuldigung bitten. Tut mir leid, aber das ist so ein Schock.
»Jetzt«, sagte Alex, »möchte ich, dass Sie etwas für mich tun.«
»Klar.«
Der Kellner kam an unseren Tisch, und wir nahmen uns Zeit zu bestellen, obwohl Amy der Karte keine Aufmerksamkeit mehr widmete. Als er wieder weg war, beugte sich Alex weit über den Tisch. »Ich möchte, dass Sie mir erzählen, wo die Tasse herkommt.«
Sie sah erschrocken aus. Zuckerbrot und Peitsche. »Aber ich habe es Ihnen doch erzählt, Mr Benedict. Mein Exfreund hat sie mir gegeben.«
»Wann war das?«
»Ich weiß nicht, ist schon ein paar Wochen her.«
Alex’ Stimme wurde noch leiser. »Wären Sie so freundlich, mir seinen Namen zu nennen?«
»Warum? Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass sie mir gehört.«
»Weil es noch mehr von diesen Objekten geben könnte. Und sollte es noch mehr geben, dann weiß der Eigentümer möglicherweise gar nicht, dass sie wertvoll sind.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich möchte Ihnen den Namen lieber nicht verraten.«
Aus und vorbei. Alex aber streckte den Arm über den Tisch und ergriff ihre Hand. »Das könnte auch für Sie wichtig werden«, sagte er. »Wir würden die Sache so arrangieren, dass Ihnen ein Finderlohn zustünde.«
»Nein.«
Er sah mich an, zuckte mit den Schultern und wechselte das Thema. Wir sprachen darüber, wie schön es doch war, wenn so eine riesige Geldsumme einfach vom Himmel fiel, und darüber, dass die Tasse ein kostbarer Artefakt war. Das Essen wurde serviert, und wir setzten unser Gespräch in der gleichen Richtung fort, bis Alex mich bedeutungsvoll ansah. Ich verstand, was er von mir wollte, und wenige Minuten später entschuldigte er sich und ließ uns allein.
Zeit für Weibergespräche. »Schlimme Trennung?«, fragte ich in mitfühlendem Ton.
Sie nickte. »Ich hasse ihn.«
»Eine andere Frau?«
»Ja. Dazu
Weitere Kostenlose Bücher