Alex Benedict 03: Die Suche
Mr Plotzky. Wir müssen auch ihre Ausstattung vollständig dokumentieren.«
»Ich kann Ihnen auch so verraten, was ich habe, Lady. Erspart Ihnen den Weg.«
»Tut mir leid, aber so können wir nicht arbeiten. Ich würde ja gern, aber ich muss bestätigen, dass ich persönlich vor Ort war.«
Er nickte und starrte mich lange an. Es war, als hätte er mich zuvor gar nicht wahrgenommen. Dann sagte er Okay und versuchte sich an einem einladenden Grinsen. Es war schräg und abstoßend, aber ich erwiderte die Geste.
Allerdings entpuppte sich sein Heim nicht als die Bruchbude, die ich erwartet hatte. Plotzky lebte neunzehn oder zwanzig Stockwerke hoch in einer der vertikalen Städte, die Aker Point seinen schlechten Ruf eingetragen hatten. Es war nicht viel Platz, aber es war einigermaßen sauber, und er hatte einen recht schönen Ausblick auf den Melony. Ich meine, das war weit entfernt von allem, was reizvoll genannt werden konnte, aber wenn man einmal beschlossen hatte, sich durchs Leben treiben zu lassen, konnte man es durchaus schlimmer treffen.
Er öffnete die Tür und versuchte sich ein weiteres Mal an einem Lächeln. Eine Frau war bei ihm, kalte Augen und so massig wie eine Bowlingkugel. Mir kam der Gedanke, er hätte sich doch besser bemühen sollen, Amy zu halten. Gegen die hier sah sogar sein Avatar gut aus. Sie beobachtete mich argwöhnisch, so wie es Frauen tun, die befürchten, man wolle ihnen ihren Kerl wegnehmen.
Hap trug einen Sportanzug mit einem Oberteil, auf dem stand: ICH MAG MEIN VIERTEL unter dem Bild von einem Schnapsglas und einigen Luftblasen. Er war klein, hatte eine breite Brust, auf der sich dichte dunkle Haare kringelten, ganze Büschel, die einfach überall zu wachsen schienen. Er deutete auf einen Stuhl, auf den ich mich setzen sollte. Ich kam der Aufforderung nach und zog mein Notebook hervor.
Hap Plotzky war sympathischer, als er über das Netz gewirkt hatte. Vielleicht lag es daran, dass ich mich in eine Geldquelle verwandelt hatte, aber ich ging doch davon aus, dass er versuchte, herauszufinden, wie er sich an mich heranmachen könnte, während die Dampfwalze im selben Raum hockte. Ich hätte wetten können, dass er vor meiner Ankunft versucht hatte, sie zur Tür hinauszubefördern, was auch die Feindseligkeit erklärte, mit der die Frau mich betrachtete.
»Also, was wollen Sie wissen, Ms Kolpath?«
Ich fragte ihn nach seinen Lieblingsprogrammen und wie häufig er sie nutzte, was ihm anstelle des verfügbaren Angebots lieber wäre, und so weiter. Ich hielt seine Antworten fest und bewunderte die Einrichtung, was mir gleichzeitig die Möglichkeit gab, mich ziemlich genau in seinem Wohnzimmer umzusehen. Die dekorativen Elemente waren, man könnte sagen, spärlich gesät. Im Wesentlichen bestand seine Habe aus einem Sofa, einigen Stühlen und Wänden. Die Wände waren limonengrün, und gegenüber der Eingangstür befand sich ein billiges Laminexregal, aber in dem Regal lag weiter nichts als ein Stapel Datenchips.
»Ja«, sagte er, »ich mag Krimis. Der Rest taugt nichts.« Er glaubte, dass es dem Blick seines weiblichen Gasts – oder seiner Mitbewohnerin – entging, und versuchte, mich zu begaffen.
Irgendwie tat mir der Bursche leid. Fragen Sie nicht, warum.
Als wir die Fragen auf meiner Liste abgearbeitet hatten, zog ich ein Steuerungsgerät hervor, das dazu gedacht ist, mit meinem Gleiter zu kommunizieren. Es liegt in einem kleinen schwarzen Gehäuse und hat rote und weiße Statuslämpchen. Weiter tut es nichts, und ganz gewiss ist es nicht imstande zu tun, was ich ihm weiszumachen gedachte, aber das konnte er schließlich nicht wissen. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Hap, werde ich jetzt die Leistungsfähigkeit ihres Systems aufzeichnen.« Inzwischen sprachen wir uns gegenseitig beim Vornamen an.
»Klar«, sagte er.
Ich zeigte mit dem Gerät ungefähr in die Richtung der Projektoren und drückte zu. Das Steuerungsgerät leuchtete auf, und die Lichter jagten sich rund um das Gehäuse. »Gut«, sagte ich. »Oh, oh.« Als hätte ich eine wichtige Information erhalten. Die Küche war zum Wohnzimmer hin offen. Ich konnte einen Tisch erkennen, zwei Stühle und eine Wandtafel, auf der zu lesen stand: SIE SIND JETZT IN MEINER KÜCHE. SETZEN UND KLAPPE HALTEN. Und da war noch eine andere, auf der stand: HIER BIN ICH DER BOSS. Aber keine Spur von irgendwelchen Antiquitäten.
Das Schlafzimmer – es gab nur noch diesen einen Raum – lag hinter einer offenen Tür zu meiner
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