Alex Benedict 03: Die Suche
Unterlagen und verneinte. »Sie ist nicht aufgeführt.«
»Ist irgendetwas Ähnliches auf der Liste? Irgendein Trinkgefäß?«
Fenn erklärte, dass Hap Plotzky nur Schmuck stahl. Und ID-Karten, wenn er welche finden konnte. Und vielleicht elektronische Teile, die einfach so herumlagen. Aber Tassen und Geschirr und Sammlerstücke? »Nein. Nie.«
Der nächste Schritt war, mit Plotzky selbst zu sprechen.
Wir stellten eine gewöhnliche Werbesendung zusammen. Jacob lieferte uns einen attraktiven weiblichen Avatar, dunkelhäutig, dunkeläugig, rank und schlank, mit langen Beinen und einem spektakulären Vorbau, und setzte sie in ein virtuelles Büro, in dem sie von virtuellen Porzellanteilen umgeben war. Wir nahmen meine Stimme, von der Alex behauptete, sie sei sexy, ehe er lächelte und mich darüber in Kenntnis setzte, dass er nur gescherzt habe. Und wir schrieben ein Drehbuch.
»Hallo Cleve«, sollte der Avatar sagen. »Haben Sie auch alte Keramikwaren oder ähnliche Gegenstände, die sich schon lange in Ihrem Besitz befinden und doch nur Staub ansammeln? Machen Sie sie mit unserer Hilfe zu Geld …«
Wir einigten uns auf »Cleve« anstelle von »Hap«, weil wir sicher sein wollten, dass er die Nachricht für eine Massenwerbesendung halten würde und nicht für eine Botschaft, die nur für ihn bestimmt war. Und wir gingen davon aus, dass der Bursche nicht übermäßig schlau war.
»Kommt die Botschaft an der KI vorbei?«, fragte ich.
»Klar«, sagte Alex. »Plotzky hat bestimmt nur ein Basismodell ohne irgendwelche Extras.«
Also schickten wir unsere Werbesendung los.
Wir erhielten keine Antwort, und so gingen wir einige Tage später zu Plan B über. Wenn Hap die Tasse Amy überlassen hatte, dann hatte er keine Ahnung, wie viel sie tatsächlich wert war. Damit war es wahrscheinlich, dass er ähnliche Objekte nicht wegschließen würde, falls er welche besaß. Sie würden einfach irgendwo im Regal stehen. Alles, was wir tun mussten, war, uns Zutritt zu verschaffen.
Jacob verband mich mit Haps KI. Ich stellte mich als Mitarbeiterin des Caldwell-Instituts zur statistischen Datenerfassung vor und bat darum, Mr Plotzky sprechen zu dürfen. Die KI lieferte mir einen Avatar, den ich mir ansehen konnte, eine große, feindselig blickende, unfrisierte Frau. Die Art Frau, die man als Zuschauerin bei einem Faustkampf erwarten mochte. Das Bild verriet mir alles, was ich über Hap wissen musste. Die Bilder, die die Haus-KIs Außenstehenden lieferten, verrieten in der Tat eine Menge über ihre Eigentümer. Wer beispielsweise Alex anruft, bekommt zunächst ein gut gekleidetes, aufpoliertes, makelloses Individuum zu sehen. Das kann eine männliche oder eine weibliche Gestalt sein. Diese Entscheidung liegt in Jacobs Ermessen. Aber es steht außer Frage, dass die Gestalt in jedem Fall einen Magister aus New London ihr Eigen nennt.
»Warum?«, fragte sie und gab sich keinerlei Mühe, die Feindseligkeit ihres Eigners zu verschleiern. »Was wollen Sie?«
»Ich würde Mr Plotzky sehr gern ein paar Fragen stellen. Es dauert nur ein paar Minuten.«
»Tut mir leid«, sagte sie. »Er ist beschäftigt.«
»Ich könnte mich später noch einmal melden.«
»Könnten Sie, aber das ändert nichts.«
Alex saß außerhalb des Aufnahmewinkels, sodass er nicht gesehen werden konnte. Aber er nickte eifrig, um mich anzuspornen. Nur nicht die Geduld verlieren. »Es springt auch etwas für ihn dabei heraus«, sagte ich.
»So? Wie viel?«
»Genug. Sagen Sie ihm bitte, dass ich ihn sprechen möchte.«
Sie ließ den Vorschlag durch ihr Programm laufen. Dann erstarrte das Bild. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte mir direkt ins Gesicht. So eine Haltung ist durchaus geeignet, die Aufmerksamkeit für eine Weile zu fesseln. Eine Minute später erlosch ihr Bild, und ich sah Hap persönlich vor mir. »Ja?«, fragte er. »Was haben Sie für Probleme?« Er sah aus, als hätte er geschlafen. Wir wussten, dass er zweiunddreißig war, aber er hatte so zerfurchte und eingefallene Züge, dass er erheblich älter wirkte.
»Ich führe eine Erhebung für die Unterhaltungsindustrie durch. Wir würden gern erfahren, was die Leute sich ansehen. Es dauert nur ein paar Minuten.«
»Lulu hat erzählt, Sie hätten was von Geld gesagt.«
»Ja«, sagte ich. »Es gibt eine kleine Aufwandsentschädigung.«
»Wie viel?«
Ich sagte es ihm.
»Okay«, erwiderte er. »Was wollen Sie wissen?«
»Nun, ich müsste Sie schon zu Hause aufsuchen,
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