Alex Benedict 03: Die Suche
ist irgendwo anders?«
»Nein. Sie ist nicht im Inventar verzeichnet.«
»Wie viele Schiffe haben Sie?«
»Sieben.«
»Und keins davon ist – oder war – die Falcon?«
»So scheint es zu sein.«
Eine Tür wurde geöffnet. Ein Mann und eine Frau standen in der Tür zu einem angrenzenden Büro und waren dabei, sich voneinander zu verabschieden. Der Mann trug einen sorgfältig gestutzten weißen Bart. Die Linien in seinem Gesicht sahen aus, als hätte er immer wieder etwas gegessen, was ihm nicht bekommen war. Die Frau kam heraus, der Mann ging in das Büro zurück, und die Tür wurde geschlossen.
Sie war zierlich, vermutlich zwanzig Jahre älter als Teesha, und aufwendig in einen blauen Anzug verpackt. Sie ging an mir vorbei, ohne mich auch nur wahrzunehmen. Teesha lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich und deutete mit einem Kopfnicken in meine Richtung. Die Frau warf mir einen raschen Blick zu und ließ mich spüren, dass sie Wichtigeres zu tun hatte.
»Emma«, sagte Teesha, »hatten wir je ein Schiff, das Falcon hieß?«
Emmas Lieder schlossen sich halb. Sie war zu beschäftigt für derart triviale Fragen. »Nein«, sagte sie. »Nicht, solange ich hier arbeite.« Damit segelte sie zur Tür hinaus und war verschwunden.
»Wie lange arbeitet sie hier?«, fragte ich.
»Ungefähr fünfzehn Jahre. Eine lange Zeit. Sie leitet die Abteilung für speziesübergreifende Beziehungen.«
»Sie ist für diplomatische Belange zuständig?«
»So könnte man es ausdrücken.«
Ich schlenderte hinunter zum Wartungsdeck und sagte dem Chef vom Dienst guten Tag. Der Mittsechziger war klein, hatte olivfarbene Haut und zu viel Gewicht, und er keuchte vernehmlich. Sein Name war Mark Woolley. Mark brauchte medizinische Hilfe, und ich hoffte, er bekam sie.
»Falcon?« , sagte er, verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Nicht hier. Nie, soweit ich weiß.«
»Das wäre vor langer Zeit gewesen, Mark.«
Er trug einen Overall. Auf einer Tasche waren die Worte STARTECH INDUSTRIES zu lesen, auf der anderen sein Name, MARK. Er sah müde aus. »Ich bin schon mein Leben lang hier«, sagte er. »Wir hatten nie ein Schiff, das so hieß .«
»Okay. Hennessy hat es der Vermessung 1392 abgekauft. Sie könnten den Namen geändert haben.«
Er führte mich in sein Büro, das vollgestopft war mit Ersatzteilen, Disketten, Werkzeugen und Instrumenten. Von dort aus konnte er eines der Docks überblicken. Zwei Schiffe mit dem Emblem der Stiftung hingen derzeit dort an der Nabelschnur. Der Maschinenraum eines der Schiffe, ein Schiff der Monitor-Klasse, war geöffnet worden und wurde von einer Gruppe Roboter bearbeitet.
Mark setzte sich, rollte mit seinem Stuhl nach rechts, öffnete einen Datenschirm und erbat Zugriff auf die Instandhaltungsdaten oder die Flotteninformationen bezüglich eines Schiffs, das entweder jetzt oder früher unter dem Namen Falcon geführt wurde. »Fünfzig Jahre zurück«, fügte er hinzu.
Die KI antwortete mit der gleichen Stimme. »Keine Daten einer Falcon im vorgegebenen Zeitabschnitt. Oder von einem Schiff, das zuvor diesen Namen getragen hat.«
»Okay«, sagte ich. »Irgendetwas stimmt da nicht.«
Mark zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
Ich hätte gleich an diesem Abend einfach den Rückflug antreten und Alex sagen können, dass wir in einer Sackgasse gelandet waren. Aber ich hatte gerade erst mehrere Tage in der Belle-Marie verbracht und brauchte eine Pause.
Wieder wechselte ich die Kleidung und entschied mich für etwas fesselndere Sachen als den geschäftsmäßigen Anzug, den ich getragen hatte. Etwas Schwarzes, Anschmiegsames. Dann ging ich zum Eskortclub, bei dem es sich, nach meinen Informationen, um den nobelsten Fresstempel auf der Station handelte.
Zeit hat auf Raumstationen keine Bedeutung. In einem Restaurant wie dem Outrider ist immer Abend, weil ständig Schiffe ankommen und abfliegen und jeder aus einer anderen Zeitzone stammt. Die Tatsache, dass die Leute mit verschiedenen Uhren zu Werke gehen – mal hat der Tag achtzehn Stunden, mal dreißig oder irgendetwas dazwischen oder darüber hinaus – trägt noch zu dem ganzen Durcheinander bei. Folglich spezialisieren sich die Restaurants. Manche servieren ausschließlich Frühstück. Bei anderen ist es immer acht Uhr abends. Oder was man in ihrem Teil der Konföderation auch unter acht Uhr abends verstehen mag.
Ich suchte mir einen Tisch in der Nähe eines blühenden Baums, wie ich noch nie einen gesehen hatte, bestellte einen
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