Alex Benedict 03: Die Suche
Eindruck vermitteln wollen, dass es nichts zu befürchten gibt.« Er grinste. »Also, Ms Kolpath, was kann ich für Sie tun?«
Er trug den merkwürdigen Namen Ralf, und als ich ihm erzählte, dass ich auf der Suche nach Informationen sei, ermunterte er mich, ihm meine Fragen vorzutragen. Er war elegant, liebenswürdig, sprachgewandt. Kastanienbraunes Haar, braune Augen, hübsches Lächeln. Vielleicht dreißig. Eine gute Wahl für einen Repräsentanten an vorderster Front.
Als ich geendet hatte, schüttelte er den Kopf. »Nein«, sagte er. »Darüber weiß ich nichts. Warten Sie bitte trotzdem einen Moment. Lassen Sie mich nachsehen.« Er ging einige Listen durch, nickte ein paar Mal und tippte etwas in den Bildschirm. »Was haben wir denn da?«, sagte er. »Hier ist es. Die Falcon, oder?«
»Richtig.«
Er las mir Datum und Zeitpunkt der Transaktion vor. Und den Namen des Empfängers. Den Namen einer weiteren Stiftung.
»Gut«, sagte ich. »Besteht die Möglichkeit, dass ich Zugang zu dem Schiff erhalte?« Ich tauchte in den Forschungsprojektmodus ab.
»Ich habe ehrlich keine Ahnung«, sagte er. »Ich kann Ihnen sagen, wo es ist. Oder zumindest, wo es hingebracht wurde. Dann werden Sie allein weitermachen müssen.«
»Okay«, sagte ich. »Wo ist es?«
»Es wurde an das Provn-Museum für Fremdartige Lebensformen geliefert. Auf Borkarat.«
»Borkarat?«
»Ja. Haben Sie schon Reisedokumente?«
Reisedokumente einschließlich der Genehmigung der Konföderation, in den Stummenraum zu reisen. »Nein«, sagte ich.
»Besorgen Sie sich welche. Es gibt ein Abfertigungsbüro in der Station. Dann wenden Sie sich an unsere Reiseexperten. Wir unterhalten ebenfalls ein Abfertigungsbüro. Sie werden auch bei uns einen Antrag stellen müssen. Das Ganze kann ein paar Tage dauern.«
Ich hing zwei Wochen auf der Station herum und wälzte allerlei wütende Gedanken über Alex, bis die Dokumente endlich vollständig vorlagen und mein Schiff eingetroffen war. Mir war nicht gestattet, die Belle-Marie in den Stummenraum zu fliegen. Solche Flüge waren von der Konföderation vor einigen Jahren verboten worden, als wir angefangen hatten, unsere Schiffe mit Quantentechnologie auszurüsten. Die Konföderation wollte nicht, dass diese Technologie in die Hände der Stummen gelangte. Natürlich hatte sich das als unmöglich erwiesen. Man kann nicht Hunderte von Schiffen mit einem Antriebssystem ausrüsten, das besser war, als alles, was es vorher gegeben hatte, und sich einbilden, die Nachbarn würden nicht binnen kürzester Zeit mit dem gleichen System arbeiten. Die Stummen haben stets darauf beharrt, ihre Version wäre unabhängig von der unseren entstanden, aber das nimmt ihnen niemand ab.
Es ist schon kurios: Nach unserer ersten Begegnung mit den Stummen hatte sich die Annahme verbreitet, eine Spezies, die Telepathie anstelle von Sprache nutzte, wäre nicht imstande zu lügen und könnte das Prinzip der Täuschung nie begreifen. Aber natürlich hat sich längst herausgestellt, dass sie nicht ehrlicher sind als wir. Jedenfalls nicht mehr, seit sie herausgefunden haben, dass Menschen nicht in ihre Gedanken eindringen können.
Ich hielt Alex auf dem Laufenden und machte ihn darauf aufmerksam, dass der Anschlussflug nach Xiala kostspielig sein würde. Ich würde an Bord der Diponga reisen oder, wie die Leute auf der Station sagten, der Dipsy-Doodle. Außerdem ließ ich ihn wissen, dass ich nicht sehr erfreut darüber war, dass sich dieser Auftrag zu einem Kreuzzug entwickelt hatte. Ich deutete an, dass ich mich nicht wehren würde, sollte er die Sache abblasen. Und dass ich seine Antwort abwarten würde, bevor ich weitermachen würde.
Die Antwort fiel ungefähr so aus, wie ich erwartet hatte. Er saß mit ernster Miene an meinem Schreibtisch und erklärte mir, wie gut ich mich schlagen würde und wie glücklich er sich schätze, eine so hartnäckige Angestellte zu haben. »Die meisten Leute hätten einfach aufgegeben, Chase.«
Die meisten Leute waren klüger als ich.
Ich erwog, mich bei der Hennessy-Stiftung für das Seminar »Kontrolle der psychologischen Reaktionen bei der Kommunikation mit Ashiyyur« anzumelden. Aber ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass mir dieses Seminar weiterhelfen würde, solange sie nicht tatsächlich einen Stummen dazuholen würden. Außerdem kam es mir feige vor.
Also ging ich, als alles so weit seine Ordnung hatte, zusammen mit acht anderen menschlichen Passagieren an Bord der Dipsy-Doodle. Man
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