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Alex Benedict 03: Die Suche

Alex Benedict 03: Die Suche

Titel: Alex Benedict 03: Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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getroffen hatten. Und der Ort, von dem aus in den Phasen, als die Stummen und die Konföderation verfeindet gewesen waren, die entsprechenden Maßnahmen koordiniert worden waren.
    Seit einigen Jahren war zwischen Stummen und Menschen kein Schuss mehr abgegeben worden, aber der langjährige Konflikt schwelte noch immer. Niemand wusste noch, worum es überhaupt ging. Keine Seite hatte irgendwelche territorialen Interessen. Keine Seite bedrohte die andere aktiv. Und doch war sie noch da, eine Antipathie, die die Jahrhunderte überdauert hatte. Politiker auf beiden Seiten sicherten sich die Unterstützung aus dem Volk, indem sie ein hartes Vorgehen gegen die Fremden versprachen (ich fragte mich, wie die Stummen überhaupt Politiker haben konnten, wenn ihre Gedanken mehr oder weniger für jeden lesbar waren).
    Der Begriff Ansammlung war unzutreffend. Der lockere Verbund der Stummenstaaten, der Welten, Herzogtümer, Orbitalstädte und was immer es noch geben mochte, bildete eher eine soziale als eine formell politische Einheit. Aber sie waren zu einem einvernehmlichen Handeln von bemerkenswerter Effizienz imstande. Manche Beobachter behaupteten, sie könnten die ersten Regungen eines kollektiven Geistes schon jetzt erkennen.
     
    Ich war erleichtert, die Komar verlassen zu können. Ich trat zunächst zum Empfangsschalter, wo sich mir ein weiterer Avatar von meinem Aussehen präsentierte und mir den Weg zum Museum in Provno wies.
    Das Shuttle, das ich nehmen wollte, war mit einem Blitz gekennzeichnet. Es war voll besetzt, und ich musste mich hineindrängeln. Nichts auf meiner Reise offenbarte die fremdartige Natur der Stummengesellschaft so sehr wie der Flug mit diesem Vehikel und die Beobachtung der Interaktion zwischen den Stummen, wenn sie sich ihren Weg bahnten, ihr Gepäck verstauten, ihren Kindern Sitze zuwiesen, sich darüber einigten, wer am Fenster sitzen solle, und das alles in absoluter Stille. Nun ja, vielleicht nicht absolut. Natürlich waren da noch die Geräusche von sich schließenden Klappen, raschelnden Kleidungsstücken und von der Luft, die aus den Sitzkissen entwich. Aber niemals hörte ich eine Stimme.
    Inzwischen hielt ich mich schon über eine Woche ausschließlich in Gesellschaft von Stummen auf, und ich lernte allmählich, das Gefühl zu ignorieren, dass ich den Blicken der Öffentlichkeit ausgesetzt war. Mach dir darüber einfach keine Gedanken, ermahnte ich mich. Aber ich konnte doch nicht widerstehen, mich dann und wann zu einem Mitreisenden umzudrehen und mir ein grüßend winkendes Bild meiner selbst vorzustellen.
    Normalerweise erhielt ich eine physische Antwort, einen Blick, das Heben einer Braue oder so was. Gelegentlich winkten sie sogar zurück.
    Ich bemühte mich um warme, angenehme Gedanken. Und tatsächlich ließ meine instinktive Reaktion auf diese Wesen, die Urangst und den Abscheu, den ich empfunden hatte, mit jedem Tag nach. Als ich aber jetzt in diesem Shuttle saß und versuchte zu lesen und doch kein Wort von dem verstand, was auf der Seite stand, fühlte ich mich alles andere als wohl.
    Wir tauchten in die Atmosphäre ein, sanken über einen zwielichtigen Himmel herab, gerieten in einige Turbulenzen und in einen Sturm und segelten schließlich unter einem Baldachin aus Sternen aus den Wolken heraus. Unter uns erstrahlten die Städte in hellem Lichtschein.
    Eine Flugbegleiterin blieb neben meinem Sitz stehen. »Wir landen in sieben Minuten«, erklärte sie mir. Ich konnte nicht erkennen, woher die Stimme kam.
     
    Die Nacht verbrachte ich in einem Hotel am Ufer eines Flusses. Ashiyyurische Architektur, zumindest die auf Borkarat, unterschied sich auf subtile Weise von allem, was wir je geschaffen hatten. Menschliche Bauten sind statisch, gleichgültig, auf welcher kulturellen Stufe sie errichtet werden. Sie sind symmetrisch, und wie ausgeklügelt sie auch sein mögen, Ausgewogenheit und Proportion sind immer erkennbar. Die Stummenbauten hingegen sind eine Studie in Bewegung, in Fluss und in Energie. Die Symmetrie fehlt. Aus der Ferne sah mein Hotel unvollständig aus, als würde ein Teil davon in eine andere Dimension hineinragen.
    Ich aß im Restaurant, umgeben von Stummen. Und ich bin stolz, sagen zu dürfen, dass ich wacker standgehalten habe. Dass ich am Tisch geblieben bin, ganz zwanglos gegessen habe und nie zusammengezuckt bin, wenn ein Kind in meiner Nähe mich mit entsetzten Blicken musterte und versuchte, sich an der Mutterbrust zu verstecken.
    Ich fragte mich, wie

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