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Alex Benedict 03: Die Suche

Alex Benedict 03: Die Suche

Titel: Alex Benedict 03: Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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mögen, unter Freunden befinden.«
    Nackt unter Freunden. Und ich versuchte sofort, diesen Gedanken zurückzuziehen.
    Er zögerte. Langsam wurde mir klar, dass er mich nicht merken lassen wollte, dass er tatsächlich in mein Bewusstsein eindringen konnte.
    Ich überlegte, ob ich ihn in meine Kabine bitten sollte. »Ich weiß Ihre Sorge um mich zu schätzen«, sagte ich.
    »Nehmen Sie diese Erfahrung nicht zu schwer. Wir werden vier Tage, mehr oder weniger, miteinander verbringen. Danach wird jeder von uns seiner Wege gehen. Also kann nichts, was Sie hier tun, Ihnen schaden.«
    »Sie haben natürlich Recht.«
    »Möchten Sie sich zu uns gesellen? Wir würden uns wirklich freuen, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    »Ja, sicher.« Er trat zurück, um mich vorbeizulassen. Ich folgte ihm und schloss die Tür hinter mir. »Mein Name ist Chase.«
    »Meinen Namen werden Sie nicht aussprechen können. Nennen Sie mich …« Ich konnte seine Anwesenheit in meinem Kopf buchstäblich fühlen. »Nennen Sie mich Frank.«
    Hatte ich an den Flugbegleiter auf der Dipsy-Doodle gedacht? »Okay, Frank.« Ich streckte die Hand aus.
     
    Ich reichte mein Notebook herum, und die anderen Passagiere nutzten es dazu, mir Fragen zu stellen. Woher ich kam? Ob ich schon einmal in der Ansammlung gewesen sei? Wohin ich wollte? Warum ich so furchtsam sei (diese letzte Frage stammte von einem Kind, das sich der Unterhaltung nur zögernd angeschlossen hatte und mir beinahe so furchtsam vorkam wie ich selbst).
    Frank war recht überzeugend. »Ihnen kann gar nichts durch den Kopf gehen, was wir nicht schon früher erlebt hätten«, sagte er. »Vielleicht«, fügte er hinzu, »mit Ausnahme Ihrer Überempfindlichkeit in unserer Gegenwart.«
    Nur nichts zurückhalten, Frank. Gib’s mir.
    Einige von ihnen stießen sich gegenseitig an und wackelten mit dem Kopf, was ich als Lachen interpretierte.
    Ich fragte Frank, ob es nicht anstrengend sei, ständig dem Fluss der Gefühle und Gedanken anderer Lebewesen ausgesetzt zu sein.
    »Ich kann es mir nicht anders vorstellen«, sagte er. »Ich wäre von meiner Umwelt abgeschnitten.« Seine roten Augen fixierten mich. »Fühlen Sie sich nicht isoliert? Allein?«
    Im Lauf dieser Reise lernte ich, dass die Verschmelzung des Bewusstseins den Gefühlen, die Liebende füreinander empfinden oder Freunde, eine zusätzliche Dimension gab. Dass telepathische Fähigkeiten eine tiefer gehende Kommunikation ermöglichten. Und nein, kein Ashiyyur war sich einer Evolution hin zu einem kollektiven Geist bewusst. Tatsächlich lachten sie sogar, als ich ihnen Joes Theorie übermittelte. »Wir sind Individuen, Chase«, sagte eine der weiblichen Stummen. »Schon weil wir die Unterschiede zwischen uns und anderen so klar sehen können.«
    »Wir können uns nicht vor unseren Gedanken verstecken«, erzählte mir Frank am zweiten Tag. »Oder vor unseren Gefühlen. Und das wissen wir. Soweit ich verstanden habe, sind Menschen sogar sich selbst gegenüber nicht immer ehrlich. Ich kann nicht verstehen, wie das möglich ist, aber die Vorstellung ist faszinierend. Ein anderes Thema ist, dass Sie gegen obszöne Vorstellungen ankämpfen. Aber wir alle haben solche Vorstellungen, also denken wir uns nichts dabei. Es ist ein Teil dessen, was wir sind, was Sie sind, also akzeptieren wir es.
    Und, übrigens, es gibt keinen Grund, sich ihrer instinktiven Reaktion auf unser Aussehen zu schämen. Wir finden Sie genauso unsympathisch.« Er unterbrach sich und sah sich um. Inzwischen hatte ich einige der nonverbalen Hinweise aufgeschnappt, die sie benutzten, und einige von ihnen zeigten ihr Missfallen über seine Bemerkung. »Ich sollte hinzufügen«, sagte er, »dass es dabei nur um physische Antipathie geht. Aber wir fangen allmählich an, Ihr Inneres kennenzulernen, Ihre Psyche. Und dort erkennen wir, dass Sie eine von uns sind.«

 
Vierzehn
     
     
    Der Mensch hat sich stets als Krone der Schöpfung begriffen, als den Teil des Universums, der denkt, als den Endzweck. Das ist zweifellos eine befriedigende Sichtweise. Aber das Universum mag da anderer Meinung sein.
    Marik Kloestner
    Tagebücher, 1388
     
    Zwar war Borkarat nicht die Heimatwelt der Stummen, aber es war eine einflussreiche Welt. Das war der Ort, an dem die Richtlinien für den Umgang mit Menschen formuliert und, soweit möglich, an die verschiedenen unabhängigen politischen Einheiten der Ansammlung verteilt worden waren. Das war der Ort, an dem sich die jeweiligen Repräsentanten

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