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Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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vernünftig!«
    »Hinsetzen!«
    »Selber hinsetzen!«
    Das Ganze wurde zunehmend deprimierender. Ich bekam Kopfschmerzen. Ich war schon zweimal zum Mikrofon gegangen, ohne das Geringste zu erreichen. Sampson sah aus, als würde er am liebsten irgendjemanden verprügeln. Billie war den Tränen nahe.
    Da bekam ich einen kräftigen Stoß in die Rippen. Das war Nana. »Hilf mir auf, Alex. Ich habe etwas zu sagen.«

   12
    »Kommt euch das eigentlich auch bekannt vor?« Nana stand vor ihrem Stuhl. »Oder bin ich die Einzige?« Alle Augen waren
    auf sie gerichtet. Offensichtlich brauchte sie kein Mikrofon. Hier kannte sie praktisch jeder.
    »Soviel ich weiß, ist das hier weder das Repräsentantenhaus noch der Senat der Vereinigten Staaten«, sagte sie. »Das hier ist eine Nachbarschaftsversammlung, wo mehr als zwei Meinungen möglich sind, wo wir verschiedene Ideen austauschen und einander ab und zu sogar zuhören können. Und, wer weiß, vielleicht können wir sogar gelegentlich tatsächlich etwas bewirken.«
    Sie war vierzig Jahre lang Lehrerin gewesen, und ich brauchte nicht viel Fantasie, um mir vorzustellen, wie sie ein Klassenzimmer voll widerspenstiger Schüler zur Räson gebracht hatte. In meiner Nähe nickten ein paar Leute. Ein paar andere machten ein Gesicht, als wüssten sie noch nicht so recht, wie sie diese bissige alte Dame einordnen sollten.
    »Ich denke schon, dass die Bedenken, die hier geäußert wurden, durchaus nachvollziehbar sind«, fuhr sie fort und hieb dabei immer wieder ihren Stock auf den Boden. »Wir wissen schließlich alle, wie leichtfertig in Washington Versprechungen gemacht werden, genau wie Sie gesagt haben, Madam: Das haben wir alles schon einmal gehört. Wenn also einige unter uns sitzen, die enttäuscht sind oder keine Lust mehr haben oder was auch sonst, dann bin ich die Erste, die das verstehen kann. Es gibt viele Tage, an denen es mir genauso geht.«
    »Aber...«, flüsterte ich Bree ins Ohr.
    »Aber«, sagte Nana mit gerecktem Zeigefinger, »ohne, dass ich Ihnen zu nahe treten will, wir haben uns nicht hier versammelt, um über Sie zu reden.«
    Bree drückte meinen Oberarm, als hätten die Wizards gerade den spielentscheidenden Korb gemacht.
    »Wir haben uns hier versammelt, um über die achtundachtzig Prozent Achtklässler in dieser Stadt zu reden, die Schwächen in Mathematik haben. Und über die dreiundneunzig Prozent, die nicht richtig lesen können. Dreiundneunzig Prozent! Ich finde, das ist ein Missstand, der unbedingt behoben werden muss. Ich finde, das ist eine Schande!«
    »Recht hast du, Regina«, war eine Stimme aus der Menge zu vernehmen, und »Mmm-hmm« machte eine zweite. Ich genieße es jedes Mal, wenn Nana »auf die Kanzel steigt«, wie wir zu Hause sagen. Und sie war noch nicht fertig.
    »Wenn Sie also hergekommen sind, um ernsthaft zu diskutieren, dann sage ich: Gut, diskutieren wir«, fuhr sie fort. »Aber wenn nicht... wenn Sie hier sind, um politische Spielchen zu spielen und Fronten aufzubauen und diesen ganzen üblichen Kram, dann gehen Sie doch woanders spielen. Die Stadt ist groß genug.« Sie unterbrach sich kurz, und mir wurde klar, wie sehr sie das alles genoss. »Da ist die Tür!«
    Ungefähr die Hälfte des Saals brach in schallendes Gelächter aus, es wurde applaudiert und gejohlt. Vielleicht war es sogar ein bisschen mehr als die Hälfte. Hier in Washington nennen wir so etwas Fortschritt.
    Nach der Versammlung kam Sampson zu uns und nahm Nana fest in den Arm. Dann drückte er ihr einen Kuss auf die Wange und hob sie sogar für ein paar Sekunden hoch.
    »Ich weiß ja nicht, ob ich ein paar Leute umgestimmt habe«, sagte sie und hakte sich bei mir ein. »Aber ich habe gesagt, was ich denke.«
    »Tja, da bin ich aber froh«, meinte Sampson. »Und, nur damit du Bescheid weißt, Nana: Du hast kein bisschen abgebaut.«
    »Abgebaut?« Sie versetzte ihm einen Klaps auf seine mächtige Schulter. »Wer behauptet denn so was? Im Vergleich zu dir habe ich sogar zugelegt, mein Großer.«
    Und natürlich konnte niemand von uns etwas dagegen sagen.

   13
    Hala und Tarik Al Dossari versteckten sich in ihrem schäbigen Zimmer im Wayfarer Hotel und warteten auf weitere Anweisungen. Dabei sahen sie sich die geschmacklosen und immer gleichen Femsehberichte über die Entführung der Präsidentenkinder an. Ob es da einen Zusammenhang mit der FAMILIE gab? Denkbar war es. Was immer jetzt geschah, es sollte historische Auswirkungen haben.
    »Gut möglich, dass

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