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Alex Rider 08: Crocodile Tears

Alex Rider 08: Crocodile Tears

Titel: Alex Rider 08: Crocodile Tears Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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wie? Kilmore Castle war zu weit weg und die anderen Gäste waren bestimmt noch eine Weile mit Feiern beschäftigt. Auch Edward Pleasure musste sofort versorgt werden, wenn es nicht schon zu spät war.
    Ein lauter Knall ertönte und eine Schrecksekunde lang dachte Alex, jemand hätte auf sie geschossen. Doch im nächsten Augenblick explodierte der Himmel und leuchtete weiß-silbern auf und er begriff, dass er die erste Rakete von McCains Feuerwerk sah. Demnach hatte das neue Jahr begonnen. Was für ein Anfang – mit einem mitternächtlichen Bad im See. Funken regneten durch die Nacht und das Wasser schimmerte in bunten Farben. Alex stellte sich vor, wie die Gäste in ihren Mänteln und Schals hinter den Zinnen standen, an ihren Champagnergläsern nippten und mit den üblichen »Ahs« und »Ohs« zusahen, wie eine Fünfhundert-Pfund-Rakete nach der anderen explodierte und noch schöner leuchtete als die vorangegangene. Wenn die wüssten, was unter ihnen passierte! Tod und Champagner. Unglaublich, dass beides so nahe beieinanderlag.
    Sie brauchten fünf Minuten bis ans Land. Aus dem Wasser zu steigen war eine grausame Tortur. Das Ufer war mit scharfkantigen grauen Steinen bedeckt. Alex’ Arme und Beine waren nach wie vor gefühllos. Eine Art öliger Schmutzfilm bedeckte ihn und Wasser lief ihm in Augen und Mund. Bestimmt hatte er kaum noch Ähnlichkeit mit einem Menschen.
    Doch sein einziger Gedanke galt Edward Pleasure. Mit Sabinas Hilfe drehte er ihn auf den Rücken und kniete sich neben ihn. Zu seiner Ausbildung beim Special Air Service SAS in den Brecon Beacons hatte kein Erste-Hilfe-Kurs gehört, aber er hatte zum Glück einen in der Schule gemacht.
    Eine Rakete schoss zischend und heulend zum Himmel hinauf und Edwards Gesicht leuchtete rot auf. Er hatte die Augen immer noch geschlossen. Alex vergewisserte sich, dass Edwards Mund frei war, tastete nach seinem Brustbein, legte die Hände übereinander und drückte kräftig zu. Einmal, dann noch einmal und dann immer wieder.
    Sabina zitterte heftig. Vielleicht schluchzte sie auch, aber es war nicht zu hören. Sie war vollkommen geschwächt und konnte nur in wachsender Verzweiflung zusehen, wie Alex die Herzmassage fortsetzte. Bewegungslos lag ihr Vater da. Dann plötzlich, beim zehnten oder elften Mal, hustete er und ein Wasserschwall kam aus seinem Mund. Sabina fasste ihn am Arm und er öffnete die Augen. Alex atmete erleichtert aus. Er hatte als Nächstes mit der Mund-zu-Mund-Beatmung weitermachen wollen, doch das war zum Glück nicht mehr notwendig.
    Über ihnen explodierte krachend eine silberne Feuergarbe. Ein Funkenregen verteilte sich über den nächtlichen Himmel und schwebte zum See hinunter.
    »Wir müssen Hilfe holen«, wollte Alex sagen, aber ihm war so kalt, dass er die Worte nicht aussprechen konnte. Er bekam nur einzelne Buchstaben heraus: »W-w-w… m-m-m…« Alex zitterte am ganzen Körper, seine Zähne klapperten und die Muskeln an Hals und Schultern zogen sich krampfartig zusammen. Er sah, wie der Schnee sich auf Sabinas Haare legte. Noch nie hatte er so gefroren. Noch ein paar Minuten und sie konnten sich nicht mehr bewegen.
    Doch das größte Wunder der Nacht stand ihnen noch bevor. Alex hörte auf dem Kies Schritte und drehte sich um. Ein Mann eilte auf sie zu. In der Hand hielt er eine Decke. Er war wie durch Zauberei aufgetaucht. Die Erscheinung war so unwahrscheinlich, dass Alex schon glaubte zu halluzinieren. Die Gesichtszüge des Mannes konnte er im farbigen Schein des Feuerwerks nicht erkennen. Der Fremde trug keinen Smoking, war also kein Gast der Neujahrsparty.
    »Ich habe gesehen, was passiert ist!«, rief er. »Ich habe Sie schon für tot gehalten. Sind Sie verletzt? Können Sie sich bewegen?«
    »Unser Aut o …« Alex zeigte zum See. Das Wasser schimmerte smaragdgrün. Am Himmel erschien ein Flammenkreis und erlosch wieder.
    »Ich weiß, ich habe alles mitgekriegt. Jetzt müssen wir euch rasch ins Warme bringen.« Der Mann legte Sabina die Decke über die Schultern. Als er sich vorbeugte, explodierte eine weitere Rakete und beleuchtete sein Gesicht von der Seite. Er war noch jung, Anfang zwanzig, und schien aus Indien oder Pakistan zu kommen. Sabina wickelte sich in die Decke ein. Der Mann zog seinen Mantel aus und gab ihn Alex. »Zieh ihn an!«, befahl er. »Glaubt ihr, ihr schafft es bis zu meinem Wagen? Er steht gleich oben auf der Straße, nur fünf Minuten von hier.«
    Edward Pleasure hatte sich ein wenig erholt. Er stützte

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