Alex Rider 08: Crocodile Tears
gewappnet sein, wenn sie sich wieder zeigten.
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A lex freute sich, wieder zu Hause zu sein.
Jack erwartete ihn schon. Sie hatte aus Amerika jede Menge Geschenke mitgebracht. Manchmal hätte Alex gern gewusst, was andere Leute von ihnen und ihrem gemeinsamen Haushalt hielten. Mit den ausgebeulten Kleidern, den widerspenstigen roten Haaren und ihrem breiten Lächeln wirkte Jack mehr wie eine große Schwester als eine Haushälterin. Obwohl sie sein gesetzlicher Vormund war, schimpfte sie ihn nie. Sie waren richtig gute Freunde und Alex war klar, dass er das vergangene Jahr ohne Jack nicht überstanden hätte. Sie wusste über seine Arbeit für den MI6 Bescheid und hatte versucht, sie ihm auszureden. Aber sie hatte ihm nie etwas verboten.
Sie hatte ihm ein paar neue Jeans gekauft, zwei Hemden, eine Barack-Obama-Baseballmütze und eine Polizeisonnenbrille, die jedoch nicht echt war. Bei ihrer ersten gemeinsamen Mahlzeit erzählte er ihr von dem schrecklichen Unfall am Loch Arkaig, allerdings ohne den Heckenschützen zu erwähnen. Er wollte sie nicht unnötig aufregen.
»Ich fasse es nicht, Alex!«, rief Jack. »Du gehst zu einer Silvesterparty und endest in einem zwanzig Meter tiefen, zugefrorenen See. Das passiert auch nur dir!«
»Es war nicht meine Schuld«, protestierte Alex. »Ich bin nicht gefahren.«
»Du weißt, was ich meine! Wie geht es Edward? Und Sabina?«
»Gut. Der Unfall hat sie natürlich mitgenommen. Uns alle.«
»Kein Wunder. Weißt du, wie es dazu kam?«
Alex zögerte. Anlügen wollte er Jack nicht. »So ganz genau weiß es niemand. Man hat das Auto noch nicht geborgen. Vielleicht bleibt es ja für immer dort unten. Edward meint, ein Reifen sei geplatzt. Er hat so etwas gespürt, bevor er die Kontrolle über den Wagen verlor.«
»Und der Mann, der euch geholfen hat?«
»Ist gleich wieder verschwunden. Wir konnten uns nicht einmal bei ihm bedanken.«
Alex hatte ihr von dem Unfall nur deshalb berichtet, weil Jack am Wochenende sowieso davon erfahren hätte. Am Sonntag fuhren sie nämlich nach Heathrow, um Sabina und ihre Eltern zu verabschieden. Etwas beklommen standen sie inmitten der vielen Menschen und Koffer im hell erleuchteten Termina l 3 des Flughafens.
»Wir sehen uns im Frühjahr wieder«, sagte Edward und gab Alex die Hand. »Du bist jederzeit willkommen. Wir können dir die Küste zeigen oder gemeinsam durch den Yosemite-Nationalpark wandern.«
Sabinas Mutter umarmte ihn. »Ich weiß, was du getan hast«, sagte sie leise. »Sabina hat es mir erzählt. Ohne dich wäre Edward nicht aus dem Auto herausgekommen.« Alex schwieg. Er fand es immer peinlich, wenn sich jemand bei ihm bedankte. »Hoffentlich kommst du uns bald besuchen. Und Sie auch, Jack. Vielleicht könnt ihr zusammen kommen.«
Dann war Sabina an der Reihe. Sie trat mit Alex ein wenig zur Seite.
»Tschüss, Alex.«
»Tschüss, Sabina.«
»Deine Aktion im Auto war übrigens genial. Ich habe auf dem Weg nach oben geglaubt, ich würde sterben. Aber um meinen Vater habe ich mir keine Sorgen gemacht. Du hattest ja versprochen, ihn zu retten.«
»Immer wenn ich mit euch zusammen bin, passiert etwas Schlimmes«, sagte Alex. Was leider stimmte und für Cornwall und Südfrankreich genauso galt wie jetzt für Schottland.
»Kommst du nach San Francisco?«
»Wahrscheinlich gibt es dann ein Erdbeben oder eine andere Katastrophe.«
»Egal. Ich würde mich trotzdem freuen.«
Sabina warf ihren Eltern einen Blick zu. Sie standen mit dem Rücken zu ihnen und unterhielten sich mit Jack. Rasch beugte Sabina sich vor und gab Alex einen Kuss auf die Wange.
Danach ging alles sehr schnell. Eltern und Tochter schulterten ihr Handgepäck und gingen durch die Passkontrolle und die Sicherheitsschleuse. Sabina wandte sich noch einmal um und winkte, dann waren sie verschwunden.
Am nächsten Tag musste Alex wieder zur Schule und die Eindrücke der Weihnachtsferien in Schottland wurden von Stundenplänen, Büchern, neuen Lehrern und alten Freunden verdrängt. Brookland, eine große Gesamtschule, lag einen knappen Kilometer nördlich von Chelsea. Die Schule war erst vor zehn Jahren gebaut worden und rühmte sich ihrer modernen Architektur mit extragroßen Fenstern und leuchtend bunt gestrichenen Wänden. Zugleich herrschte an ihr eine altmodische, freundliche Atmosphäre. Die Schüler trugen Uniformen in nüchternem Blau und Grau. Brookland hatte sogar ein Motto auf Lateinisch: Pergo et perago. Das klang zwar nach der
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