Alex Rider 08: Crocodile Tears
von ihnen krankenhausreif geschlagen! Ach ja, das solltest du dir anhören.«
Er legte einen kleinen digitalen Voice-Recorder auf den Tisch und drückte einen Knopf. Eine Stimme ertönte. Sie klang ein wenig blechern und fern, gehörte aber eindeutig Alex.
Major Yu ist tot.
Du hast ihn getötet.
Nein. Als ich ihn das letzte Mal sah, war er auf der Fluch t …
»Die drei Männer waren verkabelt.« Bulman schaltete das Gerät aus. »Du wusstest alles über die Snakehead-Bande, also spiel hier nicht den Unschuldigen. Ich konnte übrigens nicht klären, wie Major Yu zu Tode kam. Würde mich aber brennend interessieren.«
Alex warf Jack einen Blick zu. Beiden war klar, dass Leugnen zwecklos war. »Was genau wollen Sie?«, fragte Alex.
»Hm, erst mal das Bier, von dem ich vorhin sprach.«
Jack presste die Lippen zusammen. Dann stand sie auf, ging zum Kühlschrank und nahm eine Dose heraus. Sie gab sie dem Journalisten ohne Glas, doch dem war das egal. Er öffnete sie mit einem Knack und trank.
»Danke, Jack«, sagte er anschließend. »Seht mal, ich merke ja, dass ihr jetzt ein wenig durcheinander seid, und habe dafür auch Verständnis, aber vergesst nicht, was ich beim Reinkommen gesagt habe. Ich stehe ganz und gar auf eurer Seite. Ich will euch sogar helfen.«
»Helfen? Wie?«
»Indem ich über dich berichte.« Bulman hob die Hand, bevor Alex ihn unterbrechen konnte. »Warte. Lass mich ausreden.« Er hatte sorgfältig einstudiert, was er sagen wollte. »Zunächst einmal finde ich, dass es ein Verbrechen ist, was man dir angetan hat. Mehr noch: ein nationaler Skandal. Für den Fall, dass du es nicht weißt: Laut Gesetz darf man erst mit sechzehn zur Armee. Dass der MI6 einfach so daherkommt und ein Kind wie dich rekrutiert, ist vollkommen absurd. Oder hast du dich freiwillig gemeldet?«
Alex schwieg.
»Egal, wir können später noch darüber sprechen. Entscheidend ist etwas anderes. Wenn das an die Öffentlichkeit dringt, werden Köpfe rollen. So wie ich das sehe, bist du hier das Opfer, Alex. Versteh mich nicht falsch – du bist auch ein Held. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was ich gehört habe, hast du wahre Wunder vollbracht. Aber es hätte nie dazu kommen dürfen. Die Leute werden entsetzt sein, wenn sie das erfahren.«
»Sie werden es nie erfahren«, entgegnete Jack. »Man wird Sie daran hindern.«
»Versuchen wird man es bestimmt. Aber wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert und da geht das nicht mehr so leicht. Glauben Sie etwa, die Amerikaner wollten, dass die Öffentlichkeit etwas von den Foltermethoden im Abu-Ghuraib-Gefängnis im Irak mitbekommt? Und wie war das mit den britischen Parlamentariern und ihren peinlichen Spesenabrechnungen? Es gibt keine Geheimnisse mehr. Wenn die Zeitung meinen Bericht nicht veröffentlicht, stelle ich ihn ins Internet. Sobald die Bombe geplatzt ist, kommt die Presse angerannt – ihr werdet schon sehen. Und wenn wir dann der Sunday Times oder dem Telegraph die Exklusivrechte verkaufen , räumen wir richtig ab. Aber die Story eignet sich nicht nur für die Presse, sondern auch für ein Buch. Fürs Schreiben bräuchte ich gut ein Vierteljahr und es würde sich weltweit verkaufen. Tony Blair bekam sechs Millionen Pfund für Memoiren angeboten, die niemanden interessieren, also könnten wir wahrscheinlich das Zehnfache verlangen. Dazu kämen Exklusivinterviews. Allein Oprah Winfrey zahlt für so was eine Million. Und die Filmindustrie würde sich bestimmt gegenseitig mit Angeboten überbieten, daraus einen großen Hollywoodfilm zu machen. Dann bist du der berühmteste Mensch der Welt, Alex. Die Leute werden sich um dich reißen.«
»Und wer bekommt die Kohle?«, fragte Jack. Sie kannte die Antwort bereits.
»Darüber einigen wir uns noch. Egal was Sie von mir denken, ich bin nicht geldgierig. Geld werden wir sowieso mehr als genug verdienen. Halbe-halbe! Alex erzählt mir alles und ich schreibe es auf. Ich habe die Kontakte zu Verlagen, Anwälten und so weiter. Ich bin sozusagen Alex’ Manager und ich kümmere mich um ihn. Versprochen. Wie gesagt, ich bin sein Fan. Und nach allem, was er durchgemacht hat, hat er sich einen Lohn redlich verdient. Soviel ich weiß, hat der MI6 ihm nicht einmal ein Gehalt gezahlt. Wenn das keine Ausbeutung ist!«
»Was ist, wenn ich Nein sage?«, fragte Alex. »Wenn ich gar nicht will, dass etwas veröffentlicht wird?«
Bulman nahm einen Schluck Bier. Den Kaugummi behielt er im Mund. »Dazu ist es zu spät, Alex«,
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