Alex Rider 08: Crocodile Tears
geworden? Jede Schule sollte doch einen Stormbreaker-Computer bekommen, aber dann wurden sie plötzlich zurückgerufen. Sie verschwanden in der Versenkung und tauchten nie wieder auf. Na ja, zurück zum Science Museum. Damals brach ein Agent des MI6 durch das Glasdach und schoss auf Sayle. Wie immer erfuhr man keine Namen und es gab keine Stellungnahme. Doch dann kam ich bei einem Bier mit einem Kumpel ins Gespräch und der sagte, der Agent am Fallschirm sei kein Erwachsener gewesen, sondern ein Junge. Er schwor, der MI6 habe entgegen seinen Prinzipien einen Vierzehnjährigen angeheuert. Der Junge sei ihre neueste Geheimwaffe.
Natürlich glaubte ich ihm anfangs nicht. Aber ich beschloss, mich ein wenig umzuhören, und begann einige Fragen zu stellen. Und wisst ihr was? Es stellte sich heraus, dass mein Kumpel Recht hatte. Der Geheimdienst hatte sich wirklich so ein armes Würstchen geschnappt, es beim SAS im Lake District ausbilden lassen und anschließend tatsächlich dreimal eingesetzt. Ich brauchte eine Weile, bis ich den Namen des Wunderkinds herausgefunden hatte. Beim SAS hatte er den Codenamen ›Cub‹. Ich ließ nicht locker und bin in solchen Dingen auch nicht ganz ungeschickt. Am Ende bekam ich jedenfalls, was ich wollte: Alex Rider. Dich.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte Alex.
»Sie irren sich, M r Bulman«, fügte Jack hinzu. »Was Sie sagen, ist lächerlich. Alex geht noch zur Schule.«
»Zurzeit schon.« Bulman nickte. »Aber laut der Schulsekretärin, einer reizenden Dame namens Miss Bedfordshire, hat er oft gefehlt. Sie dürfen Miss Bedfordshire keine Vorwürfe machen. Sie wusste nicht, dass ich Journalist bin. Ich gab mich am Telefon als ein Mann vom Gemeinderat aus. Ich habe mir einiges aufgeschriebe n …«
Bulman zog ein Notizbuch aus der Tasche.
»Das erste Mal hast du im vergangenen März gefehlt. Du warst auch im November weg. Damals landete ein Teenager auf einer Bohrinsel in der Timorsee und kämpfte dort zusammen mit dem australischen SAS. Und wer war der Junge in Heathrow, als Damian Cray den schlimmen Unfall mit dem Jumbojet hatte? Das war schon komisch. Ein internationaler Popstar und Multimillionär ist eben noch vollkommen gesund und dann erfahren wir plötzlich, er sei an einem Herzinfarkt gestorben. Ich bekäme vermutlich auch einen Herzanfall, wenn mich jemand in eine Flugzeugdüse stoßen würde.« Bulman klappte das Notizbuch zu. »Über alle diese Vorfälle durfte nichts geschrieben werden. Nationale Sicherheit und so weiter. Aber ich habe mit Leuten gesprochen, die im Science Museum, in Heathrow und in Australien dabei waren.« Er sah Alex an. »Sie haben dich beschrieben.«
Langes Schweigen folgte. Jacks Fischpastete war längst kalt geworden. Alex brachte kein Wort heraus. Er hatte immer geglaubt, der MI6 würde ihn vor der Öffentlichkeit schützen. Nie im Leben hätte er gedacht, ein Journalist könnte bei ihm zu Hause auftauchen.
Jack hatte sich als Erste wieder gefasst. »Sie bringen da was durcheinander«, sagte sie. »Alex hat im vergangenen Jahr einige Tage gefehlt, weil er krank war. Aber Sie können doch unmöglich glaube n …«
»Verkaufen Sie mich bitte nicht für dumm!«, fiel Bulman ihr ins Wort. Seine Stimme hatte plötzlich einen stählernen Unterton. »Ich habe meine Hausaufgaben gemacht und weiß alles. Verschwenden Sie nicht meine Zeit und sehen Sie den Tatsachen ins Auge!«
Er langte in die Blasertasche und holte einen Packen Fotos heraus. Alex zuckte zusammen. Er wusste, was jetzt kam, noch bevor der Journalist die Bilder auf dem Tisch verteilt hatte.
Und er behielt Recht. Die Fotos waren erst vor wenigen Stunden auf dem Friedhof von Brompton aufgenommen worden. Sie zeigten Alex, wie er sich gegen drei Angreifer verteidigte. Auf einem Bild versetzte er einem der Chinesen einen Fußtritt, auf einem anderen schlug er ein Rad über den Grabstein.
»Wann wurden die Aufnahmen gemacht?«, fragte Jack sichtlich erschüttert.
»Heute Nachmittag«, antwortete Alex. »Diese drei Männer sind mir von der Schule aus gefolgt und haben mir im Friedhof aufgelauert.« Vorwurfsvoll sah er Bulman an. »Das haben Sie eingefädelt.«
Der Journalist nickte. »Glaub mir, dir sollte nichts passieren. Aber ich musste hundert Prozent sicher sein. Ich wollte dich selbst in Aktion erleben. Und ich muss sagen, du bist deinem Ruf mehr als gerecht geworden. Ich musste den Männern das Doppelte von dem zahlen, was ich mit ihnen vereinbart hatte. Du hast zwei
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