Alex Rider 08: Crocodile Tears
entweder durch einen Zeitzünder oder per Fernsteuerung ausgelöst worden.
Für Alex kam es aufs Gleiche heraus. Um ihn toste ein Flammenmeer. Er musste innerhalb der nächsten Minuten aus der Halle verschwinden, sonst bekam er keine Luft mehr. Und wenn er ohnmächtig wurde, war es aus mit ihm. Alles würde verbrennen – auch er.
Die grüne Leinwand hatte Feuer gefangen. Sie löste sich auf wie ein Blatt Papier, wurde zuerst schwarz und dann orange und rot. Alex’ Augen tränten. Er konnte nur noch mit Mühe etwas sehen und kaum noch denken. Die Türen waren abgesperrt, die Oberlichter unerreichbar, die Wände aus Metall und sein Handy war tot. Sonst hatte er nichts dabei, was ihm helfen konnte. Er war in der Halle gefangen.
Der Lüftungsschacht.
Er war rechteckig, hing an der Decke und war mit der Wand verbunden. Er sorgte für die Zufuhr frischer Luft, also musste er nach draußen führen. Sein Durchmesser war groß genug zum Hineinkriechen und Alex meinte auch, eine Zugangsklappe zu erkennen. Er wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. Die Kleider an der Wäscheleine brannten lichterloh. Eine Hütte war bereits in Flammen aufgegangen und niedergebrannt.
Plötzlich gingen die Scheinwerfer aus. Demnach war das Hauptkabel durchgeschmort. Das Flammeninferno tauchte die Halle in tiefrotes Licht.
Alex zwang sich, die heiße Luft einzuatmen. Hustend rannte er los. Ohne nachzudenken, hob er den blattförmigen Schild vom Boden auf und eilte damit zu einer Leiter. Der Schild behinderte ihn, aber er spürte instinktiv, dass er ihn brauchen würde. Alex packte die erste Sprosse. Sie war bereits warm. Bald würde sie zu heiß zum Anfassen sein.
Mit dem schweren Schild in der Hand kletterte er zur Scheinwerferbrücke hinauf. Der Lüftungsschacht verlief unmittelbar darüber und führte zur Wand am anderen Ende der Halle. Bis dahin waren es etwa dreißig Meter. Alex musste in ihn hineinsteigen und über das Flammenmeer kriechen. Wie gelähmt starrte er in die Halle. Ihm war, als sollte er in einen Ofen kriechen. Wenn er nicht schnell genug vorankam, wurde er gebraten, bevor er das andere Ende erreichte. Konnte er dort überhaupt nach draußen gelangen? Er musste es riskieren. Ihm blieb nichts anderes übrig.
Die Zugangsklappe zum Lüftungsschacht war mit vier Schrauben und Muttern befestigt. Alex hatte Glück. Die Schrauben ließen sich von Hand aufdrehen. Das war schon schwierig genug. Er konnte vor lauter Rauch nichts sehen. Es stank nach Chemikalien – viele Requisiten bestanden aus Kunststoff – und beim Einatmen, das immer mühsamer wurde, wurde ihm jedes Mal schlecht. Endlich löste sich die vierte Schraube und die Klappe fiel scheppernd auf die Scheinwerferbrücke und von dort nach unten. Alex beobachtete, wie sie im Feuer verschwand. Das ganze Studio stand jetzt in Flammen.
Er zog sich nach oben in den offenen Schacht und hielt den Schild vor sich. Gott sei Dank hatte er ihn mitgenommen. Das Metall des Schachts wurde immer heißer und der Schild schützte wenigstens seine Hände. Hier war es so eng, dass er sich kaum bewegen konnte. Hastig riss er den Rucksack herunter und ließ ihn durch die Öffnung fallen. Dann zog er seine Jacke aus, faltete sie zusammen und schob sie sich als Schutz gegen die Wärme unter die Knie. Schon jetzt lief ihm der Schweiß in Strömen über das Gesicht. Die Luft vor ihm flimmerte. Er starrte zum anderen Ende des Schachts und entdeckte ein helles Viereck, den Ausgang. Das war sein Ziel.
Alex kroch los.
Er sah das Feuer zwar nicht mehr, aber er stellte sich vor, wie die Flammen hochzüngelten und am Metall des Schachts leckten. Die Hände auf den Schild gestützt und mit den Knien auf der Jacke schob er sich weiter. Die Enge behinderte ihn. Einmal rutschte er mit der Hand vom Schild ab und berührte mit dem Handteller und den Fingern das Metall. Er zuckte zusammen. Die Oberfläche war bereits so heiß, dass man sie nicht mehr anfassen konnte. Das Ende des Schachts war unendlich weit entfernt. Er würde es nicht schaffen.
Schild weiterschieben, Knie nachziehen. Schild weiterschieben, Knie nachziehen.
Ihm war schwindlig. Die Luft im Schacht war verbraucht. Und die Jacke war nicht dick genug. Sein Gewicht lastete vor allem auf den Knien und er spürte die Hitze immer stärker durch den Stoff. Hinter ihm knallte etwas. Er drehte sich um. Durch die Zugangsklappe quoll Rauch und das Metall begann sich zu verbiegen. Umkehren konnte er nicht mehr. Vielleicht riss der ganze
Weitere Kostenlose Bücher