Alex Rider 08: Crocodile Tears
Schacht von der Decke ab. Die Streben, mit denen er befestigt war, konnten schmelzen oder sich aus ihrer Verankerung lösen und dann stürzte der Schacht in das tosende Feuer.
Die Knie taten Alex weh und er konnte den afrikanischen Schild nur noch am Rand halten. Glücklicherweise schien er wenigstens echt zu sein. Ein Schild aus Kunststoff wäre längst geschmolzen. Alex hörte jemanden keuchen und merkte, dass er es selbst war. Jede Bewegung kostete ihn unendlich viel Kraft. Er musste gegen die Hitze kämpfen und sich zwingen, zu atmen und nicht aufzugeben.
Über die Hälfte der Strecke hatte er geschafft. Er sah den Ausgang, ein Metallgitter, vor sich. Ihm blieb keine Zeit, um Schrauben aufzudrehen. Wenn das Gitter überhaupt Schrauben hatte und nicht verschweißt war. Nein, daran durfte er nicht denken. Er kroch, so schnell er konnte.
Schild weiterschieben, Knie nachziehen.
Die letzten zehn Meter waren die schlimmsten. Sein Blick war verschwommen. Tränen strömten ihm über das Gesicht. Doch dann hatte er es geschafft. Vor ihm war das Gitter. Alex streckte die Hand aus, packte es und zog. Es bewegte sich nicht. Er rüttelte daran. Hinter ihm zischte etwas. Er drehte sich um und sah einen Feuerball wie in Zeitlupe vom anderen Ende des Schachts auf sich zukommen.
Ihm blieb nur eins zu tun. Er schob den Schild hinter sich und drehte sich um. Dann legte er sich auf den Rücken und berührte das Gitter mit den Füßen. Höllische Schmerzen fuhren ihm durch die Schultern. Das Metall war viel zu heiß. Er trat mit voller Wucht gegen das Gitter. Nichts.
Der Feuerball näherte sich ihm unaufhaltsam. Alex trat wieder zu und das Gitter schwang auf. Liegend zog er sich mit den Fußballen weiter. Er hakte sich mit den Fersen am Rand der Öffnung ein und plötzlich rutschte er ganz aus dem Schacht. Er fiel durch die Luft. Wie tief? Hatte er die ganze Mühe auf sich genommen, um jetzt auf Beton aufzuschlagen und sich das Genick zu brechen? Aber Alex hatte Glück. Hinter dem Studio stieg das Gelände an. Er landete auf weichem, kaltem Gras und rollte einen Hang hinunter. Alex überschlug sich einige Male und blieb dann liegen.
Aus der kleinen rechteckigen Öffnung über ihm, durch die er die Halle verlassen hatte, schlugen Flammen. Die Wellblechwände hielten noch einigermaßen dicht, doch durch einige Ritzen drang Rauch.
Alex hörte, wie das Glas der Oberlichter barst. Rauchwolken quollen heraus. Hustend stand er auf und wischte sich über die Augen. Er war dem Tod nur knapp entronnen.
Nach zehn Minuten traf die Feuerwehr ein, gefolgt von der Polizei. Ein Pilot hatte das Feuer im Landeanflug bemerkt und über Funk Alarm geschlagen. Als die Feuerwehrmänner aus den Autos sprangen und ihre Schläuche entrollten, brannte das Studio C bereits lichterloh. Von den Requisiten und Kulissen des Filmsets blieb nichts übrig.
Die Feuerwehrleute taten, was sie konnten, aber letzten Endes ließen sie das Gebäude einfach abbrennen. Derweil suchte die Polizei die anderen Hallen nach Menschen ab, doch sie waren leer. Den Schuljungen, der sich hinkend auf der Hauptstraße entfernte und nach einem Taxi Ausschau hielt, bemerkte niemand.
Fragen und Antworten
» A lex Rider ist ein Agent des MI6. Er gehört zur Abteilung Spezialoperationen. Das klingt unglaublich, aber ich versichere Ihnen, dass es stimmt. Er wohnt in Chelsea, in unmittelbarer Nähe der King’s Road. Seine Haushälterin ist zugleich sein Vormund. Sie heißt Jack Starbright. Von Angehörigen ist mir nichts bekannt. Sein Onkel, ein gewisser Ian Rider, war auch Spion, kam jedoch ums Leben. Damals wurde der Junge rekrutiert.«
Harry Bulman wickelte einen Kaugummi aus, rollte ihn mit Zeigefinger und Daumen zusammen und steckte ihn sich in den Mund. Er saß in einem Container am Rand einer Baustelle in der Nähe von King’s Cross. Der Container war mit einem billigen Schreibtisch, drei Plastikstühlen und einem Kühlschrank möbliert. Auf dem Kühlschrank standen ein Wasserkessel und Kaffeebecher. An den Wänden hingen Baupläne. Sämtliche Arbeiter schienen nach Hause gegangen zu sein.
Gegenüber von Bulman saßen zwei Männer. Einen davon kannte er. Über Desmond McCain wurde oft genug in den Zeitungen berichtet. Er war ganz in Schwarz gekleidet und hatte die Beine übereinandergeschlagen und die Hände in den Schoß gelegt. In seinen glänzend polierten Lederschuhen konnte man sich spiegeln. Der andere Mann war ihm als Leonard Straik vorgestellt worden. Er war älter
Weitere Kostenlose Bücher