Alex Rider 08: Crocodile Tears
vorläufigen Tests hatten bereits zu einem überraschenden Ergebnis geführt: Die Flüssigkeit war vollkommen harmlos. Sie hatte sogar einen gewissen Nährwert. Obwohl sie scheußlich schmeckte, konnten Menschen und Tiere sie ohne schädliche Nebenwirkungen verzehren.
»Man könnte diese Suppe in Ihrem Club servieren, M r Blunt, und Sie würden sich vielleicht nicht einmal darüber beschweren«, hatte Redwing geschlossen. Sie hatte schon einige Male im Mandarin gespeist. »Merkwürdig ist nur, warum man so viel davon produziert hat. Zweitausend Liter, sagt Ihr Agent? Na, ich habe keine Ahnung, zu was die gut sein sollen, aber ich kann Ihnen versichern, dass man davon schlimmstenfalls eine Verstopfung bekommt.«
Alex hatte Jack von seinem Abenteuer in Greenfields berichtet und Jack wiederum hatte den MI6 informiert. Man wusste dort jetzt von Desmond McCains Auftauchen, von der Verfolgungsjagd durch die Gewächshäuser, vom Dom der Gifte und von Alex’ Flucht über das Dach. Wie Alex rätselten Blunt und Mr s Jones, was dahintersteckte.
Der Kellner zog sich zurück und Mr s Jones versuchte Blunts Frage zu beantworten. »Dass McCain etwas im Schilde führt, überrascht mich nicht«, sagte sie. »Er ist schließlich vorbestraft.«
»Hat er sich nicht zum Christentum bekehrt?«
»Das behauptet er – und seine Wohltätigkeitsorganisation hat tatsächlich viel Gutes bewirkt. Aber nach dem, was Alex uns erzählt ha t …«
»Natürlich.« Blunt wollte diesmal alles berücksichtigen, was Alex sagte. Schließlich hatte der Junge in der Vergangenheit Recht behalten, während sich der MI6 geirrt hatte, auch wenn Blunt sich dies ungern eingestand. »Gibt es geschäftliche Verbindungen zwischen Desmond McCain und diesem Leonard Straik?«, fragte er.
»Wir haben keine gefunden.«
»Was wissen wir über McCains Unternehmungen der letzten fünf Jahre?«
»Ich habe dazu einen Bericht in Auftrag gegeben. Er liegt heute Abend auf Ihrem Schreibtisch.«
Blunt schnitt durch die Kruste seiner Pastete und untersuchte den matschigen Inhalt. Das Essen im Mandarin war schlecht, doch die Clubmitglieder wollten es so. Es erinnerte sie an die Schule. »Ich muss zugeben, ich mache mir ziemliche Sorgen«, sagte er. »Ich hatte schon immer das Gefühl, dass wir uns eines Tages mit gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln beschäftigen müssen. Da werden Dinge entwickelt, von denen die meisten Menschen keine Ahnung haben.«
»Wir sind, was wir essen.« Mr s Jones hatte ihren Thunfischsalat kaum angerührt. Jetzt legte sie Messer und Gabel nieder.
»Deshalb hat mich dieser M r Straik interessiert. Und wenn er mit McCain zusammenarbeitet, ist das höchst alarmierend. Wir müssen wissen, was die beiden vorhaben.«
»Und Alex?«, fragte Mr s Jones.
»Alex hat wie immer hervorragende Arbeit geleistet. Wir müssen ihn unbedingt als Vollzeitagenten rekrutieren, sobald er die Universität abgeschlossen hat. Er leistet schon jetzt bessere Arbeit als viele unserer erwachsenen Agenten.« Blunt stocherte mit der Gabel in der Pastete herum und zog ein sehr fettiges Fleischstück heraus, das mit einer dicken braunen Bratensoße bedeckt war. »Aber mit dieser Sache hat er nichts mehr zu tun. Schreiben Sie ihm ein paar Zeilen, Mr s Jones. Wir haben ihn in der Vergangenheit etwas schnöde behandelt, vielleicht wäre ein kurzes Dankeschön angemessen. Wir könnten ein paar Süßigkeiten dazulegen.«
Er begann zu essen. Die Pilzsuppe gab ihm Rätsel auf, aber seine Abteilung würde sich damit beschäftigen. Das hatte Vorrang. Alex Rider hatte er inzwischen schon wieder vergessen.
Sonderzustellung
A lex spürte, dass Jack schlecht gelaunt war. Sie hatte wie jeden Morgen Frühstück gemacht: gekochte Eier und Toast für ihn, Obst und Müsli für sich selbst. In Alex’ Zimmer hing seine frisch gebügelte Jacke. Doch jetzt marschierte sie stumm in der Küche herum und pfefferte Teller in die Geschirrspülmaschine, wie um sie zu bestrafen.
Alex kannte die Ursache ihrer schlechten Laune. »Es tut mir leid, Jack«, sagte er.
»Ach ja?« Jack hob den Toaster hoch und wischte nicht vorhandene Krümel weg.
»Doch, wirklich.«
Jack drehte sich zu ihm um und seufzte tief. Sie wussten beide, dass sie ihm nie lange böse sein konnte.
»Ich verstehe dich manchmal einfach nicht, Alex«, sagte sie. »Wir waren doch beide der Meinung, dass Greenfields dich nichts mehr angeht. Du hast getan, was dir aufgetragen wurde, und kannst von Glück sagen, dass du
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