Alex Rider 08: Crocodile Tears
überhaupt noch lebst. Warum um alles in der Welt musstest du dich in dieses Filmstudio schleichen?«
»Keine Ahnung.« Alex überlegte. »Ich war einfach wütend, dass M r Bray mich ausgeschimpft hat. Und ich dachte, wenn ich herausfinde, was McCain vorha t …«
»Was hat er denn vor?« Jack setzte sich an den Tisch. »Du sagtest, da sei ein afrikanisches Dorf aufgebaut gewesen. Aber warum? Zu welchem Zweck?«
»Ich habe darüber nachgedacht. McCain leitet eine Wohltätigkeitsorganisation. First Aid. Die sammelt weltweit Spenden. Vielleicht ist das ja sein Plan. Kohle für etwas zu sammeln, was gar nicht passiert ist.«
»Also ein falscher Spendenaufruf.«
»Genau. Er zeigt einen Film über ein Dorf, das es nicht gibt. Die Menschen spenden Geld und er behält es für sich.«
Jack schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich, Alex. Heutzutage kommt doch alles im Fernsehen oder in der Zeitung. Der Betrug würde sofort auffliegen.«
»Hast du eine andere Idee?«
»Nein. Aber vielleicht sollten wir den MI6 benachrichtigen und diesmal ihm die weitere Aufklärung überlassen.« Sie sah Alex an. »Einverstanden?«
Alex grinste. »Ich wollte dir genau dasselbe vorschlagen«, antwortete er. »Gehst du noch mal für mich hin?«
»Natürlich. Ich frage mich nur langsam, wo das alles enden soll. Du fährst zu einer Party in Schottland und landest auf dem Grund eines Sees. Eine Klassenfahrt bringt dich fast ins Krankenhaus. Und jetzt das!« Sie nahm einen der mit Marmite bestrichenen Toaststreifen von Alex’ Teller und biss hinein. »Das Problem ist, in dir steckt zu viel Spion. Daran ist dein Onkel schuld. Und dein Vater. Vielleicht auch noch dein Großvater. Er war vermutlich ebenfalls beim Geheimdienst.«
Alex sah auf die Uhr. Viertel nach acht. »Ich muss in die Schule.«
»Gut.« Jack nickte. »Mit M r Bray solltest du es dir nicht noch mehr verscherzen.«
Alex rannte hinauf in sein Zimmer, packte die Bücher ein und zog seine Jacke an. Den Rucksack hatte er in Elms Cross eingebüßt, aber er hatte in seinem Kleiderschrank eine Schultertasche als Ersatz gefunden. Er wollte schon gehen, als sein Blick auf den Schreibtisch fiel. Dort lag der schwarze Gelroller, den Smithers ihm gegeben hatte. Spontan steckte er ihn in die Innentasche seiner Jacke. Tom Harris fand so etwas bestimmt spannend. Und wenn M r Bray ihn wieder ärgerte, konnte er ihn vielleicht vor dem Lehrerzimmer zünden.
Er lief die Treppe hinunter und durch den Flur nach draußen. Dabei rief er Jack ein letztes Tschüss zu.
»Vergiss deinen Schal nicht!«, rief Jack zurück, doch das hörte er nicht mehr.
Draußen war es kalt, aber trocken und windstill. Alex schwang sich die Tasche auf die Schulter und folgte einigen Nebenstraßen in Richtung King’s Road. In diesem Teil von Chelsea standen viele vornehme Stadthäuser und auf den Anwohnerparkplätzen waren teure Wagen abgestellt. In einigen Monaten würden die Bäume blühen und Glyzinien die Mauern bedecken. Ian Rider hatte gern hier gewohnt, weil die Gegend ruhig und abgeschieden, aber dennoch zentral gelegen war. Er hatte eine Abneigung gegen Vorstädte gehabt. »Zu viele Kinder und Tierärzte.« Alex erinnerte sich noch genau an diese etwas mysteriöse Bemerkung.
Am Ende der Straße hatte ein Kurierdienst halb auf dem Gehweg geparkt. Zwei Männer in Overalls beugten sich über ein Klemmbrett. Sie hatten sich anscheinend verfahren. Als Alex sich ihnen näherte, kam einer der beiden auf ihn zu.
»Entschuldigung, junger Mann«, sagte er. »Wir haben eine Sendung für die Packard Street. Du weißt nicht zufällig, wo das ist?«
Alex schüttelte den Kopf. »Eine Packard Street gibt es hier nicht.«
»Bestimmt nicht? Aber hier steht doc h …« Der Mann hielt ihm das Klemmbrett vor die Nase.
Es war der leere Lieferwagen, der Alex misstrauisch machte. Seine Türen standen offen und im Laderaum befand sich nichts. Wie war das möglich, wenn die beiden Männer eine Lieferung überbringen sollten? Er trat rasch einen Schritt zurück, doch zu spät. Die Männer hatten ihn zwischen sich genommen. Der eine stand vor und der andere hinter ihm. Alex konnte ihnen nicht entkommen. Er hörte das Klemmbrett hinunterfallen. Es war nur ein Requisit gewesen und wurde nicht mehr benötigt. Ein Arm schlang sich von hinten um seinen Hals. Alex wand sich und versuchte sich loszureißen. Dabei fiel sein Blick auf den Fahrer vor ihm und es überlief ihn eiskalt. Der Mann hielt eine Injektionsspritze in der Hand.
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