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Alex Rider 4/Eagle Strike

Alex Rider 4/Eagle Strike

Titel: Alex Rider 4/Eagle Strike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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schwarzen Hut aufgesetzt und ihm ein grellrotes, an einem kurzen Stock befestigtes Tuch, die Muleta, zusammengefaltet über den Arm gelegt.
    Die Uniform hatte einen Namen: Traje de luce s – was so viel wie Tracht der Lichter bedeute t –, der Anzug, der von den Matadoren beim Stierkampf getragen wird. Das also war die Mutprobe, die sich Yassen für ihn ausgedacht hatte! Alex sollte gegen einen Stier kämpfen.
    Yassen stand neben Alex, während um sie herum der Lärm der Menschenmenge in der Arena tobte. Der Killer hatte Alex erklärt, dass bei einem typischen Stierkampf sechs Stiere getötet würden. Der dritte Stier werde manchmal dem unerfahrensten Matador zugeteilt, dem Novillero, einem jungen Mann, der vielleicht sogar zum ersten Mal in der Arena stand. Im Programm der heutigen Veranstaltung war jedoch kein Novillero vorgesehen gewese n – bis der Russe die kleine Programmänderung vorgeschlagen hatte. Vorher hatte allerdings ein wenig Geld den Besitzer gewechselt. Alex hatte ein paar Instruktionen erhalten. Die Sache war zwar absolut verrückt, aber das Publikum würde ausrasten vor Begeisterung. Wenn er erst einmal in der Arena stand, würde kein Mensch merken, dass er gar keine Ausbildung als Torero hatte. Das Publikum würde ihn nur als winzige Gestalt mitten in der riesigen Arena im Flutlicht stehen sehen. Alex’ prächtiger Anzug verdeckte die Wahrheit; niemandem würde es auffallen, dass er erst vierzehn Jahre alt war.
    Die Arena explodierte förmlich mit donnerndem Applaus und lautem Jubel. Alex vermutete, dass der Matador gerade den ersten Stier getötet hatte.
    »Warum machen Sie das mit mir?«, fragte Alex wütend.
    Yassen zuckte mit den Schultern. »Im Grunde tue ich dir damit einen Gefallen, Alex.«
    »Das seh ich aber ganz anders.«
    »Franco hätte dir am liebsten auf der Stelle sein Messer zwischen die Rippen geschoben. War ziemlich schwierig, ihn davon abzuhalten, deshalb habe ich ihm diese nette kleine Show vorgeschlagen. Zufällig ist er ein Stierkampffan. Auf diese Weise hat er seine Unterhaltung und du hast auch was davon: Du darfst es dir aussuchen.«
    »Aussuchen? Was denn?«
    »Nun, du darfst dir aussuchen, ob du lieber Stierhörner im Bauch oder ein Messer zwischen den Rippen haben möchtest.«
    »Das läuft doch wohl so ziemlich auf dasselbe hinaus. Tot bin ich dann auf jeden Fall.«
    »Das scheint in der Tat das wahrscheinlichste Ergebnis zu sein, fürchte ich. Aber wenigstens stirbst du hier einen Heldentod. Tausend Menschen werden dir dabei zusehen. Ihre Stimmen werden das Letzte sein, was du hören wirst.«
    »Immer noch weit besser als Ihre Stimme«, knurrte Alex wütend.
    Und dann war es plötzlich so weit.
    Zwei der schwarz uniformierten Bediensteten rannten an Alex vorbei und stießen das Tor auf. Es war, als öffnete sich vor einer riesigen Bühne ein Vorhang aus Holz. Dahinter wurde eine fantastische Szenerie sichtbar. Vor Alex lag die Arena, ein riesiger kreisrunder Platz, der mit hellem Sand bestreut war. Wie Yassen schon gesagt hatte, waren die Ränge mit etwa tausend Zuschauern zum Bersten gefüllt. Sie aßen und tranken, viele fächelten mit den Programmen vor ihren Gesichtern und versuchten so, die drückend schwere Luft ein wenig zu bewegen. Andere plauderten und rissen Witze. Zwar saßen alle auf ihren Plätzen, aber niemand schien still sitzen zu können. In einer der hinteren Ecken spielte eine Band, fünf Männer in Uniform, die aus der Ferne wie alte Bleisoldaten aussahen. Batterien von Scheinwerfern überfluteten die Arena mit blendend grellem Licht.
    Ohne Zuschauer war die Arena nur eine moderne, hässliche, tote Betonschale. Aber in dieser heißen Mittelmeernacht und bis zum Rand mit Menschen gefüllt schien sie wie ein riesiger brodelnder Kessel, in dem die Stimmung fast überkochte. Offenbar hatte hier noch etwas von der Grausamkeit der alten Römer überlebt. Hier hatten die Gladiatorenkämpfe mit ihren wilden Tieren die Jahrhunderte überdauert und erwachten bei jedem Stierkampf zu neuem Leben.
    Ein Traktor fuhr auf das Tor zu, hinter dem Alex stand. Er zog einen unförmigen schwarzen Klumpen hinter sich her, der noch vor ein paar Minuten stolz und lebendig gewesen war. Aus dem Rücken des Stiers ragte ungefähr ein Dutzend mit Bändern geschmückter Spieße. Als der Traktor näher kam, entdeckte Alex die glänzende rote Blutspur, die der tote Stier im Sand hinter sich herzog. Alex’ Magen verkrampfte sich, aber er wusste nicht, ob es die Angst vor dem

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