Alex Rider 4/Eagle Strike
Overall und zwei weiteren Insassen vorbei. Jetzt erst fiel ihm auf, dass weiter vorn reges Treiben herrschte. Hinter einem der Lagerhäuser erstreckte sich ein großer, hell beleuchteter Platz. Eine Stimme quäkte aus einem Lautsprecher. Eine Männerstimme, die allerdings Niederländisch sprach, sodass Alex nichts verstehen konnte. Langsam schlich er sich näher.
Zwischen zwei der Lagerhallen entdeckte er einen schmalen Durchgang. Er brachte ihn in schnellem Lauf hinter sich, dankbar für den tiefen Schatten, der hier herrschte und ihm Schutz bot. Am anderen Ende befand sich eine spiralförmige Feuerleiter. Atemlos ging Alex dahinter in Deckung. Zwischen den Stufen hindurch bot sich ihm ein klarer Blick.
Der Platz bildete ein Viereck aus dunklem Asphalt; ringsum standen mehrere Bürohäuser aus Stahl und Glas. Das größte dieser Gebäude war der Würfel, der Alex schon von außen aufgefallen war. Und davor stand Damian Cray und unterhielt sich lebhaft mit einem Mann in einem weißen Laborkittel, hinter dem drei weitere Männer standen. Dass es sich um Cray handelte, war selbst aus dieser Entfernung deutlich zu erkennen. Er war die kleinste Person auf dem ganzen Platz und trug als Einziger weder eine Uniform noch einen Labormantel, sondern einen eleganten Anzug. Vermutlich war er nur schnell aus dem Haus gekommen, um sich etwas zeigen zu lassen. Mehr als zehn Wachleute hatten rund um den Platz Stellung bezogen. Der Platz wurde von einer Flutlichtanlage in hartes weißes Licht getaucht.
Mitten auf dem Platz stand ein Transportflugzeug. Es dauerte eine ganze Weile, bis Alex glauben konnte, was er da sah: Niemals hätte dieses Flugzeug hier landen können. Der Platz war gerade groß genug, um das Flugzeug aufzunehmen, und soweit er wusste, gab es auf dem Gelände auch keine Landebahn. Wie hatte man das Flugzeug hierhertransportiert? Per LKW? Hatte man es hier aus Bauteilen zusammengesetzt? Und außerdem: Was hatte es hier überhaupt zu suchen? Das Flugzeug war sicherlich nicht neu, eine Propellermaschine, deren Flügel hoch oben, fast auf dem Rumpf saßen. Über die gesamte Länge des Rumpfs bis hin zum Leitwerk erstreckte sich der Schriftzug MILLENNIUM AIR.
Cray blickte auf die Uhr. Eine Minute später krächzte wieder die Stimme aus dem Lautsprecher und verkündete etwas auf Niederländisch. Alle unterbrachen ihre Arbeit und blickten gespannt zum Flugzeug. Auch Alex riss die Augen weit auf: Im Flugzeuginnern war ein Feuer ausgebrochen! Die Flammen züngelten innen bereits an den Fenstern hoch. Grauer Rauch quoll aus den Türritzen, und plötzlich standen auch die Propellermotoren in Flammen. Das Feuer geriet innerhalb weniger Sekunden völlig außer Kontrolle, hüllte die Motoren ein und breitete sich über einen der Flügel aus. Jeden Augenblick musste die Maschine explodieren! Völlig verwirrt ließ Alex den Blick über den Platz wander n – kein Mensch rührte sich! Niemand schrie nach Löschgeräten! Cray stand gelassen da und nickte offenbar sehr zufrieden.
Die Sache war genauso schnell zu Ende, wie sie begonnen hatte. Der Mann im weißen Labormantel sprach kurz in sein Funkgerät und das Feuer ging aus. Einfach so. Es erlosch so schnell, dass Alex schon Sekunden später völlig verunsichert war, ob er nun tatsächlich ein Feuer im Flugzeug gesehen hatte oder nicht. Doc h – er hatte es mit eigenen Augen gesehen! Aber kein Mensch hatte auch nur einen Tropfen Wasser ins Feuer gespritzt oder gar Schaum eingesetzt. Am Flugzeug waren keinerlei Brandspuren zu sehen und der Rauch war urplötzlich verschwunden.
Ein Flugzeug, das in einem Augenblick lichterloh brannte. Und im nächsten nicht mehr. Seltsam!
Cray und die drei Männer, die bei ihm standen, tauschten noch ein paar Bemerkungen aus, dann wandten sie sich um und gingen in das würfelförmige Gebäude zurück. Auch die herumstehenden Uniformierten verließen nacheinander den Platz. Das Flugzeug blieb, wo es war. Alex überlegte fieberhaft, auf welche irre Sache er sich jetzt schon wieder eingelassen hatte. Denn der ganze Vorgang hatte doch offenbar mit Computerspielen nicht auch nur das Geringste zu tun! Er konnte absolut keinen Sinn darin erkennen.
Aber wenigstens wusste er jetzt, in welchem Gebäude sich Damian Cray aufhielt.
Alex wartete, bis alle Wachleute verschwunden waren, dann schob er sich aus seinem Versteck hinter der Feuerleiter hervor. So schnell er konnte, rannte er um den halben Platz, wobei er sich immer im Schatten der Gebäude hielt.
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