Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall
einen Schritt und blieb plötzlich abrupt stehen. Etwas hatte ihn an der Brust getroffen. Wie ein heftiger Faustschlag. Ein kurzer stechender Schmerz zuckte durch seinen Körper. Die Liverpool Street schien plötzlich bergauf zu führen. Was war passiert? Alles um ihn herum sah auf einmal farblos aus. Innerhalb von Sekunden war die Welt schwarz-weiß geworden, und nur noch einige Farbtupfer waren übrig geblieben: das gelbe Schild eines Cafés, ein blaues Aut o …
… und rotes Blut. Als Alex an sich hinabsah, bemerkte er, dass sich auf seinem Hemd ein roter Fleck ausbreitete, ein unregelmäßiger Fleck, der schnell immer größer wurde. Zugleich fiel ihm auf, dass der Verkehrslärm verstummt war. Es war, als hätte ihn etwas aus der Welt gezogen, als sehe er jetzt alles aus sehr weiter Ferne. Ein paar Fußgänger waren stehen geblieben und sahen ihn an. Sie wirkten schockiert. Eine Frau schrie. Tonlos.
Dann spielte die Straße ihm einen bösen Streich: Sie kippte so plötzlich um, als wollte sie sich auf den Kopf stellen. Menschen strömten zusammen. Sie umdrängten ihn, und Alex wünschte, sie würden verschwinden. Dreißig oder vierzig Leute, die gestikulierend auf ihn zeigten. Was war denn so interessant an ihm? Und warum konnte er sich nicht mehr bewegen? Er wollte um Hilfe bitten, bekam aber kein Wort heraus, nicht einmal atmen konnte er mehr.
Jetzt bekam er Angst. Er spürte keinerlei Schmerz, aber etwas sagte ihm, dass er verletzt war. Er lag auf dem Bürgersteig, ohne zu wissen, wie er dorthin geraten war. Um ihn breitete sich eine rote Lache aus, die mit jeder Sekunde größer wurde. Er wollte Mr s Jones rufen. Wieder machte er den Mund auf, und diesmal hörte er eine Stimme, aber von sehr weit weg.
Und dann sah er zwei Leute und wusste, alles würde wieder gut. Sie betrachteten ihn mit einer Mischung aus Trauer und Verständnis, als hätten sie schon immer damit gerechnet, dass so etwas passieren würde, und als täte es ihnen jetzt doch leid, dass es dazu gekommen war.
Der Mann trug eine Uniform, hatte kurz geschorenes Haar und ein ernstes Gesicht. Er sah Alex sehr ähnlich, mochte aber schon über dreißig sein. Die Frau neben ihm war kleiner und wirkte sehr viel verletzlicher. Sie hatte lange blonde Haare und sah traurig aus. Er kannte diese Frau von einigen Fotos und wunderte sich sehr, sie hier zu sehen.
Sie war seine Mutter, und er wusste es.
Alex versuchte aufzustehen, doch seine Beine wollten ihn nicht tragen. Er wollte ihre Hand nehmen, aber seine Arme gehorchten ihm nicht mehr.
Der Mann und die Frau traten aus der Menge. Der Mann schwieg; er hatte offensichtlich Angst, seine Gefühle zu zeigen. Aber die Frau beugte sich zu ihm und streckte eine Hand aus. Erst jetzt erkannte Alex, dass er sein ganzes Leben lang nach ihr gesucht hatte. Sie berührte ihn mit der Hand, legte ihre Finger genau auf das kleine Loch in seinem Hemd.
Kein Schmerz. Nur Müdigkeit und Resignation.
Alex Rider schloss lächelnd die Augen.
Autoreninformation
Anthony Horowitz , geboren 1956, arbeitete zunächst für Theater, Film und Fernsehen, bevor er sich dem Schreiben von Romanen zuwandte. Schon immer wollte er eine moderne »Teenager-rettet-die-Welt«-Geschichte schreiben. Und das ist ihm gelungen! Mit seinen Büchern über den vierzehnjährigen Superagenten Alex Rider ist er in England inzwischen zum Kultautor avanciert. Seine Romane wurden in mehr als ein Dutzend Länder verkauft. Anthony Horowitz lebt mit seiner Familie und seinem Hund im Norden von London.
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