Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall
ich ihm dankbar, weil er ja der Grund dafür war, dass ich nicht getötet wurde, aber andererseits wusste ich, dass er für Scorpia arbeitete, und musste ihn daher für einen schlimmen Verbrecher halten. Und dann hat er etwas zu mir gesagt.«
Alex hielt den Atem an. Er erinnerte sich an das Video, das Mr s Rothman ihm gezeigt hatte. Es stimmte. Sein Vater und der junge Mann hatten miteinander gesprochen. Er hatte die Worte nicht hören können und sich seither immer wieder gefragt, was die beiden da geredet haben mochten.
»Er war sehr ruhig«, fuhr James Adair fort. »Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, Alex, wenn ich das sage, aber du erinnerst mich irgendwie an ihn. Er war vollkommen Herr der Lage. Jedenfalls sagte er zu mir: ›Gleich werden Schüsse fallen. Sehen Sie zu, dass Sie schnell von der Brücke kommen.‹
›Was? Wie meinen Sie das?‹
›Wenn Sie Schüsse hören, drehen Sie sich nicht um. Laufen Sie, so schnell Sie können. Ihnen wird nichts passieren.‹«
James Adair schwieg.
Nach einiger Zeit fragte Alex: »Mein Vater hat gewusst, dass man ihn erschießen wird?«
»Ja.«
»Aber woher?«
»Lass mich zu Ende erzählen.« James Adair strich sich mit der Hand über den Bart. »Nachdem ich zehn Schritte weitergegangen war, fiel plötzlich ein Schuss. Ich wusste, ich sollte mich nicht umdrehen, hab es aber doch getan. Nur ganz kurz. Man hatte deinem Vater in den Rücken geschossen. Ich sah ein Loch in seiner Jacke, und Blut. Und dann dachte ich nur noch an das, was er mir gesagt hatte, und rannte lo s … Hals über Kopf. Ich wollte nur noch weg von der Brücke.«
Das war Alex beim Betrachten des Videos ebenfalls aufgefallen. Wie schnell James Adair reagiert hatte. Jeder andere wäre starr vor Schreck stehen geblieben, aber dieser Mann hatte genau gewusst, was er zu tun hatte.
Weil er gewarnt worden war.
Von John Rider.
»Ich bin von der Brücke gerannt«, berichtete er weiter. »Und dann brach die Hölle los. Die Scorpia-Leute eröffneten das Feuer und wollten mich erschießen. Aber die vom MI6 hatten Maschinenpistolen und feuerten zurück. Eigentlich ist es ein Wunder, dass ich nicht getroffen wurde. Jedenfalls kam ich irgendwie über die Brücke, und plötzlich hielt ein Auto neben mir. Jemand stieß die Tür auf und ich sprang rein.
Für mich war die ganze Sache damit beendet. Ich wurde weggebracht, und wenige Minuten später nahm mich mein Vater in Empfang, natürlich ungeheuer erleichtert, denn er hatte gedacht, er würde mich niemals wiedersehen.«
Das erklärte einiges. Sir Graham Adair war überraschend freundlich gewesen, als man ihm in der Downing Street Alex vorgestellt hatte. Er hatte zu Alex gesagt, dass er ihm zu großem Dank verpflichtet sei.
»Mein Vater hat sich als o … für Sie geopfert«, sagte Alex. Er verstand das nicht. Sein Vater hatte für Scorpia gearbeitet. Warum war er bereit gewesen, für jemanden zu sterben, den er gar nicht kannte?
»Ich muss dir noch etwas sagen«, erklärte James Adair. »Das wird dich vielleicht schockieren. Mich jedenfalls hat es schockiert. Ungefähr einen Monat später habe ich meinen Vater zu Hause in Wiltshire besucht. Inzwischen hatte man mich ausgiebig befragt und mir alle möglichen Ratschläge zu meiner Sicherheit gegeben, denn es war ja nicht auszuschließen, dass Scorpia es weiter auf mich abgesehen hatte. Un d …« Er schluckte. » … da habe ich deinen Vater gesehen.«
»Was?«, rief Alex verblüfft.
»Ich kam etwas früher als erwartet. Als ich das Haus betrat, ging dein Vater gerade. Er hatte eine Besprechung mit meinem Vater gehabt.«
»Aber da s …«
»Ich weiß. Das ist unmöglich. Aber er war es, ohne jeden Zweifel. Er hat mich auch sofort erkannt.
›Wie geht es Ihnen?‹
›Gut, danke.‹
›Freut mich, dass ich Ihnen helfen konnte. Passen Sie gut auf sich auf.‹
Das hat er zu mir gesagt. Ich habe das nie vergessen. Dann ist er in sein Auto gestiegen und weggefahren.«
»Also ist mein Vate r …«
James Adair stand auf. »Mr s Jones kann dir das bestimmt alles erklären«, sagte er. »Aber mein Vater wollte, dass ich dir sage, wie dankbar wir dir alle sind. Er hat mich gebeten, dir das auszurichten. Dein Vater hat mir das Leben gerettet. Das steht fest. Ich bin jetzt verheiratet, habe zwei wunderbare Kinder. Meinen ersten Sohn habe ich nach ihm benannt, John. Ohne ihn hätte ich niemals Kinder bekommen, ohne ihn hätte mein Vater keinen Sohn und keine Enkel. Ganz gleich, was du auch von ihm denken
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