Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall
flammendes Rechteck aus dem Himmel fallen. Julia Rothman riss den Mund zu einem Schrei auf, der jedoch in ihrem Hals erstickt wurde. Sie wurde zerschmettert, ins Straßenpflaster gerammt, platt gehauen wie eine Zeichentrickfigur. Der Soldat, der den Warnschrei ausgestoßen hatte, konnte nur entsetzt in das flammende Inferno starren. Dann wandte er langsam den Blick nach oben, um zu sehen, wo das Ding hergekommen war.
Aber da war nichts. Nur der Himmel.
B efreit von der Plattform und den Halteseilen, wurde der Ballon vom Wind nach Norden getragen. Alex klammerte sich immer noch am unteren Rand der Hülle fest. Er war völlig erschöpft, hatte Brandwunden an den Armen und der Brust. Er konnte nichts anderes mehr tun, als sich festzuhalten.
Aber die Luft in der Hülle kühlte allmählich ab, und der Ballon begann zu sinken. Alex hatte Glück gehabt, dass der Ballon aus feuerfestem Material hergestellt war.
Natürlich konnte er immer noch ums Leben kommen. Er hatte keinerlei Kontrolle über den Ballon, und wenn er Pech hatte, blies der Wind ihn in eine Hochspannungsleitung. Er hatte bereits den Fluss überquert und sah jetzt vor sich Trafalgar Square und die Nelson-Säule auftauchen. Es wäre ein übler Witz, würde er ausgerechnet dort landen und von einem Auto überfahren werden.
Alex konnte sich nur festhalten und abwarten, wie es weitergehen würde. Trotz der Schmerzen in seinen Armen spürte er einen tiefen inneren Frieden. Irgendwie hatte er das alles überlebt. Nile war tot. Mr s Rothman wahrscheinlich verhaftet. Die Nanokapseln stellten keine Bedrohung mehr dar.
Und was geschah mit ihm? Der Wind hatte gedreht und trug ihn jetzt nach Westen. Ja. Da war der Green Park, etwa fünfzig Meter unter ihm. Er sah Leute, die zu ihm heraufzeigten und schrien. Mit etwas Glück schaffte er es noch bis nach Chelsea, zu seinem Haus, wo Jack Starbright auf ihn wartete. Wie weit mochte das noch sein? Hatte der Ballon die Kraft, ihn dorthin zu bringen?
Er hoffte es sehr, denn das war alles, was er jetzt noch wollte.
Er wollte endlich nach Hause.
Und alles ist Legende
U nd wieder saß Alex in Alan Blunts Büro in der Liverpool Street.
Sie hatten ihn eine Woche lang in Ruhe gelassen, dann aber, am Freitagabend, hatten sie angerufen und ihn gebeten, zu ihnen zu kommen. Gebeten, nicht befohlen. Das war immerhin etwas Neues. Und als Termin hatten sie einen Samstag gewählt, damit er nicht die Schule ausfallen lassen musste.
Der Ballon hatte ihn am Rand des Hyde Parks abgesetzt; er war so sanft im Gras gelandet wie ein Blatt, das im Herbst vom Baum fällt. Es war Abend, und im Park waren nicht mehr viele Leute unterwegs. Alex hatte sich unbemerkt verdrücken können, bevor mit großem Lärm ein Dutzend Streifenwagen an der Landestelle erschienen. Nach einem Fußmarsch von zwanzig Minuten war er zu Hause angekommen und Jack praktisch in die Arme gesunken, bevor er endlich ein heißes Bad nehmen, das Abendessen verschlingen und zu Bett gehen konnte.
Seine Verletzungen waren nicht so schlimm. Er hatte Brandwunden an den Armen und an der Brust, und sein Handgelenk war geschwollen, nachdem er sich so lange an dem Ballon festgehalten hatte. Mr s Rothmans Ohrfeige hatte ebenfalls eine sichtbare Spur hinterlassen. Als er sich im Spiegel betrachtete, überlegte er, wie er seinen Mitschülern diesen handförmigen Fleck auf seiner Wange erklären könnte. Am Ende erzählte er allen, er sei überfallen worden. Und das stimmte ja auch irgendwie.
Seit fünf Tagen ging er wieder zur Schule. M r Grey war einer der Ersten, die ihn morgens über den Schulhof gehen sahen. Er schüttelte skeptisch den Kopf, sagte aber nichts. Der Lehrer fühlte sich persönlich beleidigt, weil Alex sich auf dem Schulausflug nach Venedig einfach so aus dem Staub gemacht hatte, und sosehr Alex das schmerzte, konnte er ihm doch nicht die Wahrheit erzählen. Tom hingegen war außer sich vor Freude.
»Ich hab’s gewusst, du schaffst das«, sagte er. »Als wir nach der Explosion bei Consanto miteinander telefoniert haben, hast du dich ziemlich niedergeschlagen angehört. Aber immerhin warst du noch am Leben. Und ein paar Tage später hat Jerry diesen gigantischen Scheck bekommen; davon sollte er sich einen neuen Fallschirm kaufen, aber das Geld hätte für fünf gereicht. Er ist jetzt in Neuseeland, und das hat er dir zu verdanken. BASE-Jumping von irgendeinem Hochhaus in Auckland. Das hat er sich schon lange gewünscht!« Tom zog einen Zeitungsausschnitt aus der
Weitere Kostenlose Bücher