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Alex Rider 6: Ark Angel

Titel: Alex Rider 6: Ark Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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nur ein paar Sekunden zu vergeuden. Aber diese Gelegenheit würde er nie wieder bekommen. Er suchte sich ein Fenster auf der von der Sonne abgewandten Seite, öffnete die Klappe und schaute hinaus.
    Und da war sie.
    Die Erde. Aus dem All gesehen.
    Sein erster Gedanke war: wie groß. Sein zweiter: wie klein. Natürlich hatte er schon Fotos gesehen, die Astronauten von der Erde gemacht hatten. Aber das hier war etwas anderes. Jetzt sah er es mit seinen eigenen Augen. Und er bewegte sich dabei. Während er durch das Bullauge spähte, jagte er mit einer solchen Geschwindigkeit dahin, dass er in nur neunzig Minuten den ganzen Planeten umkreisen würde. Kein Wunder, dass die Erde ihm klein vorkam. Und doch füllte sie sein ganzes Blickfeld aus. Das gesamte Leben des Universums – fünf Milliarden Menschen – konzentrierte sich auf dieser Kugel. Eine gigantische Vorstellung.
    Und dann die Farben! Kein Foto hätte ihm einen Vorgeschmackauf das Leuchten und Schillern des Planeten geben können. Die Erde sah aus, als würde sie von innen erleuchtet. Zunächst erschien alles nur blau und weiß – der größte Teil der Oberfläche war mit Wasser bedeckt –, und Alex erinnerte sich daran, wie er als kleiner Junge auf dem Rücken gelegen und in den blauen Sommerhimmel gesehen hatte. Hätte er den Himmel zu einem Ball machen können, dann sähe der jetzt so aus. Doch als er genauer hinschaute, erkannte er Küstenlinien, dünne smaragdgrüne Streifen; und plötzlich tauchte Afrika auf – ganz Afrika schwebte auf ihn zu –, und er sah die intensiven Farben des späten Nachmittags ... Gold, Gelb und Rot ... Gebirge und Wüsten, aber keine Städte. Nichts rührte sich da unten. Und er fragte sich: Wenn er ein Alien wäre – könnte er an der Erde vorbeifliegen, ohne das wimmelnde Leben dort unten zu bemerken?
    Nein – schon jetzt überflog er die Mittelmeerküste, und selbst aus fünfhundert Kilometern Entfernung konnte er Tausende von Lichtern erkennen – elektrisches Licht, von Menschen gemacht. Spanien und Gibraltar, die Türkei, Tunesien, Algerien und der Libanon – das alles war mit einem Blick zu erfassen. Die winzigen Lichter blinkten wie Glühwürmchen. Über Europa tobten Gewitter. Alex sah die Blitze durch die Wolken schimmern.
    Es war nicht einfach so, dass es auf der Erde Leben gab. Die ganze Erde lebte. Alex fühlte das Leben unter sich pulsieren, und plötzlich erkannte er, dass Ark Angel mit all seinen technischen Raffinessen nur ein steriles, lebloses Ding war, und es machte ihm nichts mehr aus, dass es bald nicht mehr existieren würde. Er hatte die richtige Entscheidung getroffen. In diesem Augenblick überkam Alex ein tiefes Gefühl vonEinsamkeit, das er sein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen würde. Er wollte nach Hause.
    Er wandte sich ab und machte sich auf den Weg zur Einstiegsluke der Sojus-Kapsel; sosehr er auch aufpasste, stieß er immer noch an die Wände, und nur die Haltestangen, an denen er sich weiterhangelte, konnten verhindern, dass er noch einmal ins Trudeln geriet. Er hatte brennenden Durst und hätte gern noch etwas zu trinken mitgenommen. Was geschah, wenn man im Weltraum eine Coladose aufmachte? Er würde es nie erfahren.
    Schließlich gelangte er zu der Luke und schlängelte sich hin durch. Seine Bewegungen waren völlig mechanisch. Er wollte nur noch weg. Er griff nach oben, zog die Luke zu und legte den Verschlusshebel um. Mit diesem Teil der Kapsel war er gekommen; aber der blieb nun hier. Unter ihm war eine zweite Luke; er öffnete sie und schob sich in die Landekapsel darunter. Dort war etwas mehr Platz. Klar. Die Landekapsel musste ja groß genug für Kaspar sein. Er schnallte sich in den Sitz, setzte die Kopfhörer auf und schaltete das Funkgerät ein.
    »Alex? Wie sieht’s aus?« Das war Tamara. Er war noch nie so froh gewesen, eine menschliche Stimme zu hören.
    »Die Bombe ist noch aktiv«, sagte er. Er sah auf die Uhr. Fünfundzwanzig nach vier. »Professor Sing hat uns belogen«, fuhr er fort. »Kaspar war hier oben. Und jetzt habe ich nur noch fünf Minuten. Holt mich hier raus.«
    Statt einer Antwort kam nur ein lautes Knistern. Eine verzerrte Stimme krächzte unverständliches Zeug. Irgendetwas stimmte mit dem Funkgerät nicht. Alex fragte sich, wie es jetzt weitergehen sollte. Wie lange musste er noch da sitzen, bis es endlich losging? Und was, wenn es nicht losging? Der Sekundenzeigerseiner Uhr schien ihn zu verhöhnen und viel schneller zu ticken als sonst. Es war

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