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Alex Rider 6: Ark Angel

Titel: Alex Rider 6: Ark Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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durcheinandergewürfelt. Auch der Lärm nahm immer noch zu, ein brausendes Poltern, das mit unsichtbaren Fäusten auf ihn einprügelte, während er mit angezogenen Knien wehrlos auf dem Rücken lag.
    Und es wurde noch schlimmer.
    Jetzt hatte er abgehoben; er spürte den ungeheuren Schub der Rakete. Er wurde in den Sitz gedrückt – oder vielmehr gepresst. Und er konnte nicht mehr klar sehen. Seine Augäpfel wurden gnadenlos zusammengequetscht. Er wollte schreien, aber alle seine Muskeln waren blockiert, und er bekam den Mund nicht auf. Es fühlte sich an, als würde ihm das Gesicht von den Knochen gezogen.
    Und dann gab es eine ohrenbetäubende Detonation, und er wurde in seinem Sitz nach vorn geschleudert, dass er sich fastden Hals ausrenkte und die Gurte ihm schmerzhaft in die Brust schnitten. Alex geriet in Panik, er dachte, alles sei schiefgegangen, die Rakete sei unter ihm explodiert, gleich werde er entweder verbrennen oder auf die Erde zurückstürzen. Dann aber fiel ihm ein, was man ihm gesagt hatte. Die erste Stufe der Rakete war ausgebrannt, und jetzt war sie abgestoßen worden. Das war es, was da eben passiert war. O Gott, er war wirklich unterwegs! Von null auf achtundzwanzigtausend Kilometer pro Stunde in acht Minuten.
    Alles war genau vorausberechnet. Eigentlich hätte ein Affe in der Kapsel sein sollen – stattdessen war es ein Mensch, ein vierzehnjähriger Junge. Den Computern war das egal. Genau in der richtigen Sekunde zündete die zweite Stufe, und wieder wurde er nach vorn geschleudert. Die Beschleunigungskräfte zermalmten ihn. Wie viel Zeit war seit dem Ende des Countdowns vergangen? War er schon im Weltraum? Das Zittern wurde immer noch stärker, bis Alex glaubte, es nicht mehr ertragen zu können. Die ganze Kapsel war zu einem verzerrten Chaos aus zuckenden, flimmernden Linien geworden, wie das Bild auf einem kaputten Fernsehschirm. Er hatte die Maximalbeschleunigung erreicht; er saß auf vierhundertundfünfzig Tonnen Sprengstoff und wurde mit fünfundzwanzigfacher Schallgeschwindigkeit durch den Himmel katapultiert. Das Haupttriebwerk verbrannte viertausend Liter Treibstoff in der Sekunde. Wenn die Sojus explodieren sollte, dann müsste es jetzt geschehen. Er brannte! Plötzlich drang blendendes Licht in die Kapsel. Eine Atomexplosion. Nein. Die Verkleidung an den Fenstern hatte sich gelöst. Sie wurde nicht mehr gebraucht. Das grelle Licht war die Sonne, gleißend und blendend. War das blauer Himmel oder das Meer? Wie langewürde er diese Erschütterungen noch aushalten können? Nichts in der Welt, kein jahrelanges Training hätte ihn auf so etwas vorbereiten können.
    Die Rakete blieb stehen. So jedenfalls fühlte es sich an. Der Lärm erstarb, und auf einmal war alles ganz anders: Und ein übles, schwindliges Gefühl in seinem Kopf sagte ihm, dass er schwerelos geworden war. Er wollte das gerade überprüfen, als die dritte Stufe zündete und er wieder einmal auf dieser unmöglichen Achterbahnfahrt nach vorn geschleudert wurde. Diesmal schloss er die Augen, er wollte einfach nichts mehr sehen und verpasste daher den Moment, als er durch die Zwiebelschale der Erdatmosphäre brach und vom Blauen ins Schwarze geriet.
    Schließlich machte er die Augen auf. Er wollte sich recken, aber das war unmöglich. Vor dem Fenster erblickte er Sterne ... Tausende. Millionen. Wieder die Unsicherheit, ob er sich bewegte oder nicht. War er wirklich schwerelos? Irgendwie gelang es ihm, aus einer Hosentasche eine kleine Taschenlampe zu fischen. Er ließ sie los. Die Taschenlampe schwebte vor ihm in der Luft. Alex starrte sie an. Und plötzlich musste er lachen. Er konnte nicht anders. Das war wie einer dieser billigen Spezialeffekte in einem Hollywoodfilm. Nur dass es hier keine unsichtbaren Fäden gab. Keine Computertricks. Es geschah wirklich, und er sah es mit eigenen Augen.
    »Alex? Wie geht es dir? Kannst du mich hören?« Ed Shulskys Stimme ertönte in seinem Ohr, und das Seltsame war, sie hörte sich an wie immer und schien gar nicht aus so weiter Ferne zu kommen – obwohl Alex jetzt Hunderte von Kilometern über der Erde schwebte.
    »Mir geht’s gut«, antwortete Alex, und es klang beinaheverblüfft. Er hatte den Start überlebt. Er war auf dem Weg zu Ark Angel.
    »Gratuliere. Du hast gerade einen neuen Weltrekord aufgestellt. Du bist der jüngste Mensch, der jemals ins All geflogen ist ...«
    Er war im All! Alex atmete tief durch. Er versuchte, sich zu entspannen und die Aussicht zu genießen.

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