Alex Rider 6: Ark Angel
rauf.«
Alex schwirrte der Kopf. Er hatte seit fast dreißig Stunden nicht mehr geschlafen. Vielleicht bildete er sich dieses irrwitzige Gespräch ja nur ein?
»Und dann soll ich die Bombe ins Zentrum von Ark Angel tragen?«
»Sie wiegt doch nichts«, sagte Sing. »Da oben herrscht Schwerelosigkeit!«
Alex fühlte sich ganz schwach. Er wollte widersprechen, aber ihm hörte ja doch keiner zu. Für die war die Sache längst entschieden.
Tamara nahm seine Hand. »Alex, wenn ich könnte, würde ich das übernehmen«, sagte sie. »Ich bin klein genug und wiege ungefähr so viel wie du. Aber ich glaube nicht, dass ich es schaffen würde. Nicht mit dieser Kugel in meiner Schulter ...«
»Ich dachte immer, junge Leute wie du würden alles dafür geben, mal in den Weltraum zu fliegen«, fügte Shulsky ziemlich lahm hinzu. »Hast du nie davon geträumt, Astronaut zu werden?«
»Nein«, sagte Alex. »Ich wollte immer Lokführer werden.«
»Statistisch betrachtet ist die Sojus außerordentlich zuverlässig«, sagte Tamara. Alex erinnerte sich, dass sie in Drevins Flugzeug ein Buch über Raumfahrt gelesen hatte. »Man hat einige Hundert davon hochgeschickt, und nur bei ganz wenigen hat es kleinere Probleme gegeben.«
»Wie lange braucht er, bis er oben angekommen ist?«, fragte Shulsky den Professor. Für ihn stand offensichtlich bereits fest, dass Alex sich letzten Endes doch auf diesen Wahnsinn einlassen würde.
»Er startet in der Umlaufebene der Raumstation«, antwortete Professor Sing. »Ich kann Ihnen das jetzt nicht alles erklären. Auf jeden Fall folgt seine Flugbahn exakt dem Neigungswinkel von Ark Angel. Acht Minuten bis zum Verlassen der Erdatmosphäre. In weniger als zwei Stunden kann er andocken.«
»Und die Sojus-Fregat ist bereit?«
»Ja, Sir. Sie ist jetzt startklar.«
Das kam Alex merkwürdig vor. Er wusste, der zweite Start war vorverlegt worden – aber was hatte Drevin überhaupt damit bezweckt, den Affen kurz nach dem Start von Gabriel 7 in den Weltraum zu schicken? Wäre sein Plan aufgegangen, wäre Ark Angel kurz nach Eintreffen der zweiten Rakete zerstört worden. Alex beschlich das ungute Gefühl, dass es da noch etwas gab, das sie nicht wussten, etwas, das sie alle übersehen hatten. Aber seine Gedanken waren so wirr, dass er einfach nicht damit weiterkam.
Tamara hielt noch immer seine Hand. »Ich weiß, das ist ziemlich viel verlangt«, sagte sie. »Aber glaub mir, wir würden dich nicht darum bitten, wenn es eine andere Möglichkeit gäbe. Und dir kann nichts passieren. Du schaffst das. Du kommst wieder zurück. Das weiß ich.«
Plötzlich waren alle still. Sie sahen ihn an. Alex dachte an die Bombe, die in diesen Augenblicken an Ark Angel heranschwebte. Er dachte an die Explosion da oben im Weltraum und an die Raumstation, die ins Pentagon stürzen würde. Was hatte Drevin gesagt? Ein Gewicht von vierhundert Tonnen würde am Erdboden einschlagen. Die Druckwelle würde den größten Teil von Washington vernichten. Er dachte an Jack Starbright, die zu Besuch bei ihren Eltern in der Stadt war.Und er wusste, dass er – genau wie Arthur – überhaupt keine Wahl hatte.
Er nickte.
»Dann wollen wir dich mal einkleiden«, sagte Ed Shulsky.
D anach ging alles sehr schnell. Alex fühlte sich wie ferngesteuert. Seine ganze Welt schien sich aufgelöst zu haben. Er sah nur noch Bruchstücke, die nicht zusammenpassten. Seit dem Tag, an dem er sich vom MI6 hatte vereinnahmen lassen, war es oft vorgekommen, dass er kaum glauben konnte, was mit ihm geschah. Aber das hier bekam noch mal eine ganz andere Qualität. Er wusste eigentlich gar nicht mehr, wer er war. Die Ereignisse rissen ihn mit sich fort, zogen ihn immer näher an etwas heran, das ihn mit größerem Entsetzen erfüllte als alles, was er jemals erlebt hatte.
Er musste duschen und dann gab man ihm ein weißes T-Shirt und einen blauen Trainingsanzug mit dem Logo von Ark Angel auf dem Ärmel. Die zugehörige Hose war eine Steghose, die nicht hochrutschen konnte. Insgesamt sechs Taschen waren mit Reißverschlüssen an der Kleidung befestigt. Plötzlich wuselten Menschen um ihn herum, die er noch nie zuvor gesehen hatte, und überschütteten ihn mit guten Ratschlägen, um ihn auf die schreckliche Reise ins All vorzubereiten.
»Du musst aufpassen, dass du nicht in einen euphorischen Zustand gerätst«, sagte ein Mann mit Brille und langen Haaren. Ein Psychologe. »So etwas passiert nicht selten. Es könnte dir da oben so gut gefallen,
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